Odermennig
(Agrimonia eupatoria L.)
Synonyme:
Ackerkraut, Ackermennig, Bruchwurz, Fünffingerkraut, Griechisches Leberkraut,
Leberklette, Königskraut, Steinwurz
Namensentstehung:
Der Name des Odermennigs soll ottermächtig, das heisst kräftig
oder heilsam gegen Schlangenbiss bedeuten
Familie:
Rosengewächse (Rosaceae)
Beschreibung:
Der aufrechte, rauhhaarige Stengel des gewöhnlichen oder kleinen Odermennig
erreicht eine Höhe von 30 - 100 cm. Die Blätter sind dekorativ, weil
sie seidig behaart und unpaarig gefiedert sind, wobei man große Hauptfiedern
und kleine Zusatzfiedern vorfindet; man spricht hier von unterbrochen
gefiedert. Sie haben einen eigenartigen, gewürzhaften Geruch und
sind an Geschmack ein wenig würzig und zusammenziehend. Die 0.5 bis
1 m hohe Pflanze kommt in den gemäßigten Zonen auf der nördlichen Erdhalbkugel
vor. Die kleinen gelben Blüten, ähnlich wie die der Königskerze,
sitzen an einem stängelartig aufragenden Ährenstand. Die stacheligen
Früchte sind wie eine Klette. Medizinisch verwendet wird das kurz vor
oder während der Blütezeit gesammelte und getrocknete Kraut.
Verwechslung:
Schwarze Königskerze (Verbascum
nigrum), siehe das unterste Bild rechts
Blütezeit:
Juni - August
Vorkommen:
Sonnige, trockene Plätze, Wege und Waldränder, Feldraine,
Böschungen, Hügel und Hänge, lichte Waldungen und bei
Ruinen.
Verbreitung:
Das Rosengewächs ist auf der nördlichen Erdhälfte verbreitet.
Sammelgut:
Das ganze blühende Kraut.
Sammelzeit:
Juni - August
Sammelvorschrift:
Bevor die Pflanze die Früchte entwickelt hat, wird das Kraut einige
Zentimeter über dem Erdboden abgeschnitten und in dünner Schicht
getrocknet. Beim Sammeln ist darauf zu achten, daß keine Verwechlung
mit der schwarzen Königskerze (Verbascum nigrum) vorkommt. Die
Droge hat einen eigenartigen, gewürzhaften Geruch sowie einen herben
und bitteren Geschmack.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Odermennig enthält Gerbstoffe, Bitterstoff, Cumarine, Flavonoide, ätherisches
Öl und Polysaccharide.
Anwendung:
Odermennig besitzt große Heilwirkung bei allen Hals-,
Mund- und Rachenentzündungen. An ihn sollte man bei
Angina, Halskrankheiten, Mundfäule
oder Entzündungen der Mundschleimhaut
denken. Ebenso wirkt Odermennig zusammenziehend und wird mit Erfolg
bei Herzerweiterung, Magenerweiterung,
Leberanschwellung, Magen-
und Darmerkrankungen, Gallen-,
Nieren-n Blasenleiden
und Rheuma angewendet. Täglich
schluckweise 2 - 3 Tassen Odermennigtee trinken.
Menschen die berufsmässig sprechen oder singen, sollten mit Odermennigtee
gurgeln.
Gurgeln: 100g Blätter auf 1l Wasser geben und ca. 10 min kochen. Dosierung:
4 mal täglich gurgeln.
Die Blätter wirken hervorragend bei Blutarmut
und Wunden und verden bei Rheuma,
Hexenschuß, Verdauungsbeschwerden,
Leberverhärtung, Leberstockungen
und Milzerkrankungen erfolgreich
angewendet. Man kann täglich bis 2 - 3 Tassen Tee trinken. Bei
Hexenschuss verwende man zusätzlich die Salbe
1 - 2 x im Jahr ein Vollbad mit Odermennig tut gut.
Bei Leberleiden wird ein Mischtee
von 100g Odermennig, 100g Labkraut
und 100g Waldmeister empfohlen. Man trinkt täglich eine Tasse auf
nüchternen Magen und tagsüber noch 2 Tassen schluckweise.
Nebenwirkungen:
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Risiken oder Nebenwirkungen
bekannt.
Geschichtliches:
Zitat aus unbekannter Zeit von Hortulus des Walahfrid Strabo:
"Leicht erkennt man hier auch, in Reihen zierlich geordnet, Odermennig,
der zahlreich die Fluren ringsum bekleidet Und in dem kargen Schatten
der Wälder gedeiht und sich findet. Mannigfach ehrt ihn der Ruf seiner
heilsamen Kräfte, besonders Zähmt er, zerrieben getrunken, die scheußlichen
Schmerzen des Magens.
Hat ein feindliches Messer uns einmal am Körper verwundet, Rät man uns
wohl, zu seiner Hilfe Zuflucht zu nehmen, Aufzulegen der offenen Stelle
zerstoßene Keime, um durch dieses Verfahren Gesundheit wieder zu finden,
wenn der Umschlag dazu noch mit beißendem Essig getränkt wird."
Das Zitat stammt aus dem Lateinischen:
Hic quoque sarcocolam, campus quæs quæ plurima passim Vestit et effetis
silvarum inventa sub umbris Nascitur, ordinibus facile est discernere
pulchris. Hæc præter varium latæ virtutis honorem Trita domat ventris
prædirum et pota dolorem. Sie quæ forte calybs infensus vulnera membris
Indiderit nostris, huius temptare iubemur Auxilium, pratique imponere
tunsa patenti Germina, maturum nacturi hac arte vigorem, Si tamen addatur
mordens cataplasmati acetum.
Der Odermennig ist eine alte Heilpflanze, die bereits von Dioskurides
und Plinius erwähnt wird. Die Pflanze, die im Mittelalter häufig
verordnet wurde, verwendet man in der Volksmedizin auch bei Durchfall
und Bettnässen, bei Leberleiden, Rheuma und Hexenschuß
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Odermennig

Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Odermennig
Bilder mit freundlicher Genehmigung
von
Kurt Stübers
Schwarze Königskerze
(Verwechselpflanze)
Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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