Holunder
(Sambucus nigra L)
Synonyme:
Aalhornbeeren, Fliederbeere, Fliederbusch, Holder, Holderbeeren, Holderbusch,
Holderstock, Holler, Hollerbeeren, Kissekenbaum, Musflieder
Familie:
Geißblattgewächse (Caprifoliaceae
Namensentstehung:
Der Namen "Sambucus" kann mehreren Ursprungs sein, man ist sich darüber noch nicht wirklich einig. "nigra" bezieht
sich auf die Farbe der reifen Früchte. Auch über den Namen "Holunder" gibt es viele Spekulationen. Er kann sich
auf die hohlen Äste beziehen, oder auch auf die Göttin "Holle". Die Endung "der" könnte sich auf das altdeutsche "ter" (Baum oder Strauch) beziehen.
Beschreibung:
Dieser Strauch hat selten baumförmigen Wuchs und kann 7 bis 10m hoch
werden. Die Rinde des Stammes und der älteren Zweige ist rissig und
graubraun, die der jüngeren Zweige ist grün und mit zahlreichen grauen
Punkten, den Rindenporen (Lentizellen), besetzt. Die Zweige haben weißes,
weiches Mark. Die Laubblätter sind gegenständig und unpaarig gefiedert.
Die Blüten duften stark süßlich und stehen in doldenartigen
Blütenständen (Trugdolden) an den Enden der Zweige. Jede Trugdolde hat
meist 5 Hauptäste. Die 5 weißen bis gelblichen, verwachsenen Kronenblätter
umschließen 5 Staubblätter und den Fruchtknoten der dreiteilig ist und
der sich zu der blauschwarzen, saftigen, dreisamigen Beere entwickelt.
Es besteht keine Spätfrostgefahr, da der Holunder erst spät im
Juni blüht. Der Holunder ist selbstfruchtend und benötigt deshalb
keine Bestäuber.
Verwechslung:
Sambucus racemosa kann mit Sorbus aucuparia (Vogelbeerbaum, Eberesche)
verwechselt werden.
Blütezeit:
Mai bis Juli
Vorkommen:
Der Schwarze Holunder ist an ursprünglichen Standorten wie auf feuchten
Waldblößen, an steinigen, buschigen Stellen und an Flüssen, in Schluchten
und an Hohlwegen zu finden, zuweilen auch in Gärten.
Verbreitung:
Der Holunder ist ein heimisches Gehölz, denn er stammt aus Mitteleuropa.
Heute ist der Holunder in ganz Europa, dem Kaukasus, Kleinasien, Westsibirien
und Nordafrika besonders auf nährstoffreichen Böden zu finden.
Sammelgut:
Blüten (Flores Sambuci)
Früchte (Fructus Sambuci)
Blätter (Folia Sambuci)
Rinde (Cortex Sambuci)
Wurzel (Radix Sambuci)
Sammelzeit:
Blüten: Juni bis Juli
Früchte: September - Oktober
Blätter: Zeitiges Frühjahr - Frühling
Rinde: Februar - März und Oktober bis November
Wurzel: Februar bis Ende November
Sammelvorschrift:
Zu Beginn der Blütezeit werden die Blüten bei trockenem Wetter gesammelt
und sofort bei Temperaturen bis zu 40°C und guter Durchlüftung getrocknet.
Die getrocknete Droge ist in gut schließenden Gefäßen aufzubewahren.
Sie schmeckt süßlich und schleimig, später kratzend und hat einen charakteristischen
Geruch.
Von der Rinde verwendet man die innere Rinde, je nachdem ob man sie als Brechmittel von unten nach oben abschabt,
oder als stuhlförderndes Mittel von oben nach unten abschabt. Die Rinde wird schnell an einem luftigen Ort getrocknet.
Von der Wurzel verwendet man die Mittelrinde. Auch sie wird schnell und luftig nicht zu heiss getrocknet und trocken
aufbewahrt
Die Blätter werden im zeitigen Frühjahr geerntet und luftig im Satten getrocknet.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Die Holunderblüten enthalten Flavonoide, wenig ätherisches Öl, etwas
Gerbstoff und Schleim. In allen Teilen kommt das cyanoge Glykosid Sambunigrin
mit einem Gehalt von 0,1 % vor. In den Beeren ist zusätzlich noch Chlorogensäure
vorhanden. Reich an Vitaminen der Vitamin B- Gruppe, (insbesondere B1, B2, B12),
Vitamin C, A. Die Blätter enthalten Emulin, Invertin, Kaliumnitrat, Saccharose, Sambucin und andere.
Anwendung:
Eigenschaften Blüten: schweißtreibend, fiebersenkend, schleimlösend
Eigenschaften Blätter: abführend, brechreizerregend.
Eigenschaften innere Rinde: von oben nach unten gekratzt abführend, von unten nach oben gekratzt brechreizerregend.
Eigenschaften Holunderbeeren: nierenwirksam, blasenwirksam, entzündungshemmend, schweißtreibend, fiebersenkend, antineuralgisch, zellmenbranschützend
Die Kommission E: Holunderblüten gegen Erkältungskrankheiten wirkt schweißtreibend und vermehrt die Bronchialsekretion.
Holunder wird in der Volksheilkunde fast komplett verwendet.
Holunderblüten:
Der Holunderblütentee, möglichst heiß und in großen Mengen getrunken,
wirkt schweißtreibend und wird besonders
bei Erkältungskrankheiten und fieberhaften
Erkrankungen, sowie zur Darmregulierung
und Schmerzbekämpfung angewandt.
Auch bekannt als Fliedertee, wird er auch zur Vermehrung des Bronchialschleims
bei trockenem Husten eingesetzt und wird bei Adipositas zur Entfettung eingesetzt.
Oft wird er auch mit Lindenblüten gemischt
zur stärkung des Immunsystems verwendet.
Äußerlich verwendet man die Holunderblüten achh in Form von Mischungen gegen unreine Haut,
aber auch in Form von Dampfbädern bei Nebenhöhlenentzündungen und Bronchitis oder von Umschlägen bei entzündeten Augen oder Sonnenbrand.
Die Dosierung der Blüten liegt bei 5 - 15 g täglich in Form eines Aufgusses. Kinder unter einem Jahr bekommen 1 - 2 g, 1 - 4 Jahre 2 - 5 g, bis 10 Jahre 5 - 10 g als Tageshöchstdosis.
Für einen Holunderblütentee nimmt man 1 Tl (1,5 g) Blüten und übergießt sie mit 150 ml
heißem Wasser. 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Möglichst heiss trinken. Anzahl Tassen pro Tag entspricht
Anzahl Tagenhöchstmenge.
Ein Öl aus Holunderblüten hergestellt, wird gegen Hautkrankheiten und Bauchschmerzen verwendet. Es soll
bei Insektenstichen, Husten und Gicht helfen, wenn man die betroffenen Stellen damit einreibt.
Dieses Öl zu einer Salbe
verarbeitet, findet auch Anwendung bei Sonnenbrand, Zerrungen und Frostbeulen.
Holunder Wurzel oder Rinde:
Die Wurzel oder die von oben nach unten abgenommene innere Rinde des Holunders wird als leichtes
Abführmittel, aber auch gegen Blasen- und Nierenbeschwerden eingesetzt, die mit
zu geringer Harnabsonderung zu tun haben. Tageshöchstdosis: 15 g Rinde kalt angesetzt und langsam
erhitzt, oder Auszug in Wein, oder 1 Teelöffel der Tinktur aus Wurzel oder innerer Rinde.
Holunderblätter:
Die Blätter des Holunders wirken weniger schweißtreibend als die Blüten. Sie beschleunigen die Harnableitung, wirken dadurch
blutreinigend und leiten auf die Art Giftstoffe aus dem Körper. Der Tee aus den Blättern wirkt auf den Zuckerhaushalt des
Blutes und kann unterstützend zur
Heilung von Diabetes eingesetzt werden. Frisch zerdrückt und mit wenig Milch leicht aufgekocht, kann
man einen Brei bereiten, der auf Brandwunden gut tut und auch als Auflage gegen blutende Hämorrhoiden wirksam ist.
Man kann die Blätter aber auch klein schneiden und kurz in Schweineschmalz überprasseln lassen und sauber abfiltern.
Die so entstandene Salbe soll hilfreich bei Schmerzen durch Gicht sein.
Holunderbeeren:
Holunderbeeren haben eine antineuralgische Wirkung. Bei frischen, akuten Gesichtsneuralgiern nimmt man 20 g
ungekochtem Preßsaft täglich über 3 - 5 Tage. Laut Epstein und Jokel soll es in akuten Fällen sofort wirken, bei bereits länger
bestehenden Schmerzen bis zu 5 Tage dauern bis sich eine starke Besserung zeigt. Laut ihnen verbessert sich der Heilungserfolg
noch etwas, wenn man dem frischen Preßsaft 20% Alkohol hinzufügt. Laut späteren Versuchen soll sich
Holunderbeersaft mit Portwein über bis zu 30 Tagen gegeben, auch bei Ischias bewährt haben. Holunderbeeren
wirken schmerzstillend und beruhigend. Auch eine Verwendung gegen Gürtelrose und Herpes Zoster ist möglich. Die Dosierung sollte nicht überschritten werden, denn Überdosierung führt
bei ungekochten Früchten zu unten aufgeführten Nebenwirkungen.
Für einen Holunderwein
braucht man 7 Liter frisches Wasser, 2 kg Zucker, 20 g Hefe, 3 kg sauber abgelesene frische Früchte, einen Glasballon der groß genug ist, ein Gärrohr und einen emaillierten Topf.
Der Holunderwein darf nicht mit Metall in Berührung kommen. Man gibt das Wasser und den Zucker in den Topf und erhitze, bis
sich der Zucker aufgelöst hat. lauwarm abkühlen lassen. Dann die Holunderbeeren hinzu geben und leicht erhitzen und nicht kochen.
Abdecken und abkühlen lassen. Handwarm kommt die zerbröselte Hefe dazu und alles gut verrühren bis die Hefe gut gelöst ist. Alles
in den Glasbehälter füllen und das Gärrohr hinein tun. Gut verkorken und in das Knie des Gärrohrs Wasser füllen. Das Ganze lässt
man dann bei 20°C vor sich her gären. Nach etwa 10 - 12 Wochen sollte die Gärung aufgehört haben und die Flüssigkeit klar geworden sein. Jetzt
filtert man in sehr saubere Flaschen ab und verkorkt sie gut. Kühl lagern.
Holunder als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Der Holunder hat in der Räuchermagie eine vielfältige Wirkung, so dass ich mich wirklich darauf konzentrieren muss, nicht zu weit ab zu schweifen.
Auch hier nehme ich wieder alles von der Pflanze, auch die getrocknete Beeren, wobei aber hauptsächlich die Blüten verräuchert werden.
Wie alle 'großen' Pflanzen dient er zur Reinigung- Schutz- und Heilräucherung. Kleinkinder und Frauen werden gerne in seinen Schutz gestellt.
So wird die Energie der verräucherten Holunderblüten auch gerne verwendet, bei Riten die vergangene Inkernationen klären sollen, aber auch bei Übergangsriten und Ahnenkontakten. Hilfreich ist er beim Oraklen, Kartenlegen, bei Schicksalsfragen usw. Dazu setzte ich ihn noch gerne ein, um Ritualgegenstände zu reinigen und zu weihen.
Da der Holunder zu den Räucherpflanzen des Mondes gezählt wird, unterstützt er unsere mystische und weibliche Seite.
Eine Linderung tritt bei Erkältungen und Halsbeschwerden ein.
Hier kann man über Holunder als Räucherkraut mit Synergy (Walter)
von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Holunder in der Küche:
Holunderbeeren sind gekocht essbar, aber auch aus den Blüten lassen sich Gerichte herstellen.
Hier findet sich eine Sammlung
verschiedenster Holunderrezepte. Weitere Rezepte, auch zu Tinktur oder Essig, findet
man hier im Forum, worüber im Forum
schon so im Zusammenhang mit Holunder geschrieben wurde, findet man bei der Suchauswahl im Forum
Spielen: Zum früheren Spiel der
Kinder gehörte es, die Zweige des Hollerbusches auszuhöhlen und Flöten
oder Blasrohre daraus machen. .
Sonstiges:
Färben: Auf Stoffen oder Leder
ergibt der Saft der schwarzen Beeren - je nach Stärke der zugesetzten
Säure - rote, schwarze oder blaue Farbtöne. Die Holunderrinde färbt
tiefschwarz, die Blätter bewirken eine moosgrüne Farbe. Die Damen der
römischen Aristokratie färbten sich ihre Haare mit Holundersaft, der
auch pflegend und festigend wirkte.
Frische Zweige hing man in Räumen auf,
um die Fliegen zu vertreiben (was, wie ich finde, nicht sonderlich gut funktioniert)
Eigene Erfahrungen:
Holunderbeeren sind für mich wirklich reine Medizin. Ich mag den Geschmack nicht besonders, so bleiben mir
Marmeladen und Suppen mit Holunder fern. Aber die Blüten werden von mir oft verkocht, zu Sirup verarbeitet
oder für die Erkältungszeit im Winter getrocknet. Er fehlt in keinem Erkältungstee und hat mit schon manche
gute Dienste geleistet.
Die interessanteste Beobachtung mit dem Holunder habe ich aber mit unserem Kater gemacht. Er hatte Blasensteine und
wurde operiert. Nach der OP trug er eine Woche lang eine Halskrause und einen Katheder. Das hinderte ihn daran aufs
Katzenklo zu gehen und nach einer Woche tat sich in seinem Darm gar nichts mehr. Sobald der Katheder
heraus kam und der Kater den ersten Fuss in die Freiheit setzen durfte, ging er zu einem Holunderbusch, rieb den ganzen Körper
an seiner Rinde und begann dann, die Rinde liebevoll von oben nach unten auf zu kratzen und den heraustretenden Saft
abzulecken. Das tat er mit sehr großer Sorgfalt und Hingebung einige Tage lang mehrmals täglich. Danach war alles wieder
in bester Ordnung. Ich habe dann etwas recherchiert. Albertus Magnus schrieb im 13. Jahrhundert nach Christi,
die innere Rinde des Holunder würde als Abführmittel wirken wenn man sie von oben nach unten aufschabt und schabt man sie
von unten nach oben, wirke sie als Brechmittel. Der Kater scheint das gewusst zu haben. Den Bericht und mögliche Diskussionen
dazu findet man im Forum.
Holunder in der Tiermedizin:
Holunderblüten und Früchte werden auch in der Tiermedizin als schweißtreibendes Mittel verwendet. Für
Katzen habe ich bis jetzt keine Anwendung finden können. Holunderblüten dürfen bei Tieren angewendet werden die
der Lebensmittelgewinnung dienen.
Holunder im eigenen Garten:
Holunder ist überaus robust und quasi nicht klein zu kriegen. Schneidet man einen Holunderzweig ab und steckt ihn in
die Erde, erwächst aus ihm ein neuer Strauch.
Frische Blätter sollen, wenn man sie in einen Gang des Maulwurfes legt, diesen vertreiben. Die Blätter des
Holunders sollen schädliche Insekten fern halten, weshalb Gärtner häufig ihren Garten mit einem Tee aus Holunderblättern gießen.
Meiner Erfahrung nach kann das aber nicht bei Blattläusen helfen, denn die befallen den Holunder sehr gerne.
Nebenwirkungen:
Blüten: Keine Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen bekannt. Frische Holunderblüten verursachen eventuell Hautreizungen.
Allergischer Schnupfen auf Pollen ist möglich.
Der Verzehr roher oder ungenügend erhitzter Holunderbeeren kann zu
Übelkeit und Erbrechen führen!
Größere Mengen innere Rinde und Wurzel können zu Erbrechen und Durchfall führen.
Geschichtliches:
Der Holunder wurde bereits zur Pfahlbauzeit verwendet. Hippokrates gebrauchte
besonders die Früchte, Theophrast, Dioskurides und Plinius erwähnen
die Pflanze, die auch durch das gesamte Mittelalter hinweg bis heute sehr geschätzt wurde. Auch Hildegard
von Bingen wusste um die Heilkraft von Holunder. Lange Jahre wurde Holunder auf jedem
Bauernhof gepflanzt, denn als Baum des Lebens und der Sippen durfte er auf keinem Bauernhof fehlen. Er
war Hüter des Lebens, der Tiere und Pflanzen.
Quellen:
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Gesundheit durch Heilkräuter,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Alles über Heilpflanzen,
Kräuterbuch,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Madaus, 1938
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung
von
Kurt Stübers
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Copyright: L. B. Schwab, Käsekessel
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