Herzgespann
(Leonurus cardiaca L.) Naturschutz!
Synonyme:
Andorn, Cardiaca vulgaris Moench., Engeltrank, Herzgold, Herzkraut,
Herzkräutel, Leonurus campestis Andrz., Löwenschwanz, Wolfskraut,
Wolfsopa, Wolfstrapp
Familie:
Lippenblütengewächse (Lamiaceae (Labiatae))
Namensentstehung:
"leonis" kommt aus dem griechischen und bedeutet "Löwe", "urá" bedeutet "Schwanz", "kardía" ist ebenfalls griechisch
und bedeutet "Herz". Mit "Gespann" wurde im Mittelalter ein "Krampf" bezeichnet.
Den deutschen Namen verdankt diese Pflanze vermutlich der Anwendung gegen Herzklopfen
Beschreibung:
Der kräftige Wurzelstock des Herzgespann ist dicht bewurzelt und
dauerhaft. Aus ihm treiben mehrere hohle, vierkantige und gerillte Stengel,
die oft rötlich-violett und bis zu einem Meter hoch sind. Die 7
- 14 cm langen, dreispaltigen Blätter sitzen an bis zu 4cm langen
Stielen und sind meist beiderseits weich behaart und etwas herabhängend.
Die in dicht übereinander sitzenden Scheinquirlen angeordneten
Blüten sind fleischrosane Lippenblüten, deren Oberlippe aussen
dicht mit weissen Haaren besetzt sind, während die Unterlippekürzer
ist und aus 3 braunrot gezeichneten Lappen besteht. Die Pflanze riecht
scharf und etwas unangenehm.
Verwechslung:
Die Blätter und Erscheinung ähnelt leicht dem Wermut
oder dem Beifuß, die Blütenanordnung
der roten Taubnessel.
Blütezeit:
Juni - September
Vorkommen:
Früher in Bauerngärten, heute vereinzelt auf Schutt, an Zäunen
und Hecken, auf trockenen Weiden und am Rande von Dorfwegen
Verbreitung:
Gemäßigtes Asien, Mittelskandinavien bis zum Mittlmeer, selten
südlich der Alpen
Sammelgut und Zeit:
Kraut: Juli - September (Leonuri cardiacae herba)
Sammelvorschrift:
Die oberirdischen Teile werden während der Blütezeit abgeschnitten
(immer unten die etwas herberen Teile stehenlassen damit es wieder treiben
kann) und gebündelt an einem trockenen und schattigen Ort zum Trocknen
aufgehängt. Die Droge ist geruchlos und schmeckt zusammenziehend,
herb und bitter.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Gerbstoffe, Bitterstoffe (darunter den Leonurusbitterstoff), wenig ätherisches Öl,
geringe Mengen Alkaloide
(Stachydrin, Betonicin), Flavonoide, Weinstein-, Apfel-,
und Zitronensäure, Phosphorsäure, Kalium, Calcium, Harze
Anwendung:
Eigenschaften: herzstärkend, beruhigend, belebend, wurmtreibend, stärkend, schleimlösend, Blutdrucksenkend
Die Kommission E: Anwendung bei nervösen Herzbeschwerden, auch im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion (unterstützend)
In der Volksheilkunde stehen folgende Beschwerden im Vordergrund: Hitzewallungen,
nervöse Unruhe, Atemnot, Herzklopfen, Angstzustände,
starke Kopfschmerzen. Ferner wird Herzgespann angewendet bei
Blähungen des Magens und Beschwerden an Magen und Darm.
Herzgespann wirkt herzstärkend wenn man ihn mit Baldrian
und Weißdorn mischt. Einige Teemischungen mit Herzgespann finden
Sie bei den Teerezepten.
Für einen Tee nimmt man 1 gehäuften oder 2 gestrichene Teelöffel
getrocknetes Kraut, übergießt es mit 1/4 l kochendem Wasser
und seiht nach 10 Minuten ab. Hiervon trinkt man bei Bedarf 1 Tasse
oder als Kur über einen Zeitraum von 2 - 4 Wochen 2-3x täglich
eine Tasse ungesüßt und schluckweise.
Für eine Tinktur übergießt man das Kraut mit hochprozentigem, klaren Alkohol und lässt das Ganze 2 Wochen
verschlossen in der Wärme stehen. Die Dosis liegt bei 1 - 2 x täglich 20 Tropfen.
Eine Teemischung zur Beruhigung bei Angstzuständen und als Einschlafhilfe bereitet man aus je einem Teil Melisse,
Johanniskraut und Baldrianwurzel und 2 Teilen Herzgespann. Für Ängste und Einschlafstörungen bei älteren mit
Arteriosklerose gibt man noch 1 Teil Weißdornblüten hinzu, nimmt 1/2 Teil Baldrian dafür weniger und gibt noch 1/2 Teil Johanniskraut dazu.
Die Volksheilkunde verwendet Herzgespann ferner als stärkenden,
belebenden, anregenden Tee der gleichzeitig beruhigt.
Er soll auch gegen Würmer wirken. Die Wissenschaft spricht
dem Herzgespann auch eine positive Wirkung gegen den Kropf nicht
ab, obwohl hier dem Wolfstrapp der Vorzug gegeben wird. Ferner wird
Herzgespann gegen Menstruationsbeschwerden, Enbrüstigkeit,
Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Verschleimung der
Atmungsorgane und Delirium tremens (Säuferwahnsinn)
verwendet. Im letzten Fall wird tatsächlich von Heilerfolgen bei den damit verbundenen Symptomen des
zitterns und nervösen Begleiterscheinungen bereichtet.
Als Farbstoff liefert Herzgespann ein dunkles Grün.
Herzgespann in der Homöopathie:
Loeonorus cariaca wird aus der frischen, blühenden Pflanze hergestellt. Man verwendet es gegen Hyperthyreose (Erkrankung der
Schilddrüse.
Nebenwirkungen:
In therapeutischen Dosen sind keine Nebenwirkungen bekannt. Bei starker
Überdosierung sind Bauchschmerzen, Erbrechen, blutiger Stuhl und
unstillbarer Durst möglich
Geschichtliches:
Dioskurides und Theophrast verwendeten Herzgespann nur als Magenmittel,
erst später wurde die Pflanze auch als Herzmittel gepriesen.
Quellen:
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Gesundheit durch Heilkräuter,
Die Kräuter in meinem Garten,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé
(1885-1905)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dagmar Tischer von der Wildkräuterkunde
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