Wermut
(Artemisia absinthium L.)
Synonyme:
Absinth, Bitterer Beifuß, Magenkraut, Wurmkraut, Wurmtod
Familie:
Korbblütengewächse (Asteraceae (Compositae))
Namensentstehung:
Möglicherweise hängt das Wort Wermut mit warm zusammen, denn in einem
alten Kräuterbuch steht "es erwermet den Leib".
Beschreibung:
Der Wermut ist ein l m, selten l l/2m hoher Halbstrauch mit meist
3 bis 10 Jahre alt werdendem Wurzelstock. Seine hohen Blattrosetten
und die aufrechten Äste verholzen und können bei günstiger Witterung
überwintern. Die Blätter sind unterbrochen gefiedert, grasgrün
und an der Unterseite filzig. Die runden, etwas gefurchten Stengel
sind rispenartig verästelt und reich beblättert. Sie erscheinen durch
die dicht angedrückten Haare silbergrau. In einer aufrechten, reichblütigen
Rispe stehen zahlreiche breitkuglige Blütenköpfe. Die gelben Blüten
sind alle fruchtbar, die Scheibenblüten zwittrig und die Randblüten
weiblich. Die Pflanze riecht stark aromatisch und hat einen bitteren
Geschmack.
Verwechslung:
Beifuß
Blütezeit:
Juli bis September
Vorkommen:
Vorkommen: Die Pflanze gedeiht vorzugsweise auf trockenen, kalk-und
nährstoffreichen Böden von der Ebene bis in die Lawinenrunsen der
Zentralalpen. Man findet sie auf Ödland, auf Mauern und Viehweiden,
an beweideten felsigen Abhängen und in Trockengebieten.
Verbreitung:
Die Art ist ursprünglich nur in den mehr oder weniger versalzten Steppengebieten
Osteuropas und in Zentralasien heimisch, wurde aber durch Kultivierung
weit verschleppt und vielerorts eingebürgert.
Sammelgut:
Blühendes Kraut (Herba Absinthii)
Sammelzeit:
Juli bis August
Sammelvorschrift:
Das blühende Kraut wird ohne den verholzten Stengel gesammelt und in
dünner Schicht getrocknet. Die Droge hat einen würzigen Geruch und einen
aromatischen bitteren Geschmack; sie stammt zum größten Teil aus dem
Anbau
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Wermut enthält 0,5 bis l % ätherisches Öl und den Bitterstoff Absinthin,
aus dem bei der Drogenaufbereitung Anabsinthin entsteht. Das ätherische
Öl besteht vor allem aus Thujon und Thujol. Ferner ist darin das bittere
Proazulen Artabsin enthalten.
Anwendung:
Das Anwendungsgebiet des Wermuts ist hauptsächlich der Verdauungstrakt.
Wermut wirkt gegen Magendruck,
Völlegefühl, Appetitlosigkeit,
Sodbrennen, zu viel oder zu wenig
Magensäure, Blähungen,
Leberentzündungen, Gallenleiden,
Gelbsucht und Wassersucht.
Hauptsächlich wird Wermut als Tee verwandt. Zubereitet wird er aus
einer kleinen Menge der getrockneten Blütenrispen und Blättern, die
mit kochendem Wasser überbrüht werden. Den Tee läßt man 3 Minuten
ziehen und filtriert ihn anschließend. Wermuttee kann auch kalt getrunken
werden. Bei Appetitlosigkeit wird der Tee eine habe Stunde vor dem
Essen eingenommen, ansonsten trinkt man morgens 1 Tasse auf nüchteren
Magen und 1 Tasse nachmittags. Von regelmäßigem Genuß ist jedoch abzuraten,
da die ätherischen Öle Giftstoffe enthalten und es bei zu häufigem
Genuß zu Schädigungen führen kann.
Wermut verwendet man bei der Herstellung der Wermutweine.
Das Wermutkraut benutzt man auch zur Vertreibung von Motten, Wanzen
u. ä. Der Erfolg ist aber nur mäßig.
Nebenwirkungen:
Nicht während Schwangerschaft und Stillzeit anwenden!
Nicht in höherer Dosierung oder über längere Zeit anwenden!
Nicht geeignet zur Behandlung von Magen-Darmbeschwerden, die durch
eine übermäßige Säureproduktion verursacht werden
(z.B. Magengeschwür).
Bei Gallensteinleiden können durch die Anregung des Gallenflusses
Koliken ausgelöst werden.
Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche anhalten oder
periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit dem Arzt empfohlen.
Das im ätherischen Öl des Wermutkrauts enthaltene Thujon
wirkt in höherer Dosierung als Krampfgift. Vergiftungserscheinungen
äußern sich in Erbrechen, starken Durchfällen, Harnverhalt,
Benommenheit und Krämpfen. Wässrige Auszüge (Tee) enthalten
Thujon in geringerer Konzentration als alkoholische Zubereitungen
(z.B. Liköre, Schnaps, Tinkturen).
Wechselwirkungen:
Nicht mit Arzneimitteln einnehmen, die die Krampfschwelle erniedrigen
können, wie z.B. tricyclische Antidepressiva, Trazodon oder Phenothiazine.
Der Absinthbranntwein, der zu schwersten Schädigungen des Zentralnervensystems
führt, ist in Deutschland seit 1923 verboten. Der momentan im Handel
erhältliche Absinth ist in seiner Zusammensetzung verändert
und unschädlich. Es ist also davon abzuraten Absinth selber herzustellen.
Geschichtliches:
Wermut gehört zu den ältesten uns bekannten Heilpflanzen; er wurde
schon im Papyrus Ebers (1550 v.u.Z.) erwähnt. Sowohl Dioskurides als
auch Galen erwähnten die Pflanze, die man im Mittelalter häufig verwendete.
|