Süßholz
(Glycyrrhiza glabra L.)
Chinesische Art
Glycyrrhiza uralensis
Russische Art
Glycyrrhiza echinata
Synonyme:
Bärendreck, Braunes Gold der Götter, Lakritze, Leckerzweig, Glycyrrhiza
liquiritia
Namen in der chinesischen Medizin: gan tsao, mi tsao
Familie:
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae (Leguminosae))
Namensentstehung:
Mir momentan nicht bekannt
Beschreibung:
Süßholz ist mehrjährig. Der ausdauernde, kriechende Wurzelstock
ist fingerdick, holzig, aussen graubraun und innen gelb und kann bis zu
mehreren Metern lang werden. Er treibt bis 2m hohe, aufrechte Stengel
die sich nach oben hin verzweigen und im oberen Teil rötlich, drüsig
punktiert und mit Stacheln besetzt ist. Die unpaarig gefiederten Blätter,
deren Blättchen eiförmig 2 - 4 cm lang und unten klebrig sind,
sind kurz gestielt und 5 - 20 cm lang. Die rötlichen oder violetten
Blütentrauben stehen in den Blattachseln und bilden glatte, zweisamige
Hülsen.
Verwechslung:
Mir momentan nicht bekannt
Blütezeit:
Juni - September
Vorkommen:
Grasplätze und steinige Standorte.
Verbreitung:
Mittelmeergebiet, südost Europa, Kleinasien, England, Persien, China,
Mongolei, Sibirien, Zentralasien
Sammelgut:
Wurzel (Liquiritiae Radix) (früher auch Radix Liquiritiae oder Radix
Glycyrrhizae)
Sammelzeit:
Spätherbst
Sammelvorschrift:
Die Wurzeln werden alle 3 - 4 Jahreim Stätherbst ausgegraben und
dann an einem luftigen Ort getrocknet.Sie haben einen schwachen, süßlichen
Geruch und einen süßen, dann etwas bitterlichen, kratzenden
Geschmack. Die chinesische Medizin erntet die Wurzel kurz vor der Blüte
(Mai, Juni), da sie dann besonders süß ist.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Um 10 bis mehr % Glycyrrhizin in Form von Kalium- und Calciumsalz, Triterpenoide,
Flavonoide, Cumarine, 0,05% ätherisches Öl, aliphatische Säuren,
10 - 20% Polysaccaride und Steriode.
Anwendung:
Verschleimungen in der Brust, auch Bronchitis oder
Rippenfellentzündung, Schnupfen, Erkältung,
blutreinigend, harntreibend, durstlöschend,
gut für Magen und Leber, gegen Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwür,
entzündungshemmend und krampflösend.
Inzwischen ist wissenschaftlich bewiesen, dass ein Inhaltsstoff aus
Lakritz Herpesviren auch dann unschädlich machen, wenn sie sich
im Schlummerzustand befinden. Laut Francesca Curelli und ihrne Kollegen
von der New York University in der Fachzeitschrift Journal of Clinical
Investigation soll der Süßholzzucker die Tarnung der versteckten Viren
enttarnen und das löst ein Schutzprogramm der befallenen Zellen aus.
Sie begehen Selbstmord.
Kaut man die Wurzel, löscht sie den Durst, tut Leber und
Magen gut, wirkt gegen Sodbrennen, reinigt Brust und Lunge,
löst den Auswurf, lindert rauhe Kehlen und Luftröhre, erweicht
Geschwüre, lindert den Kater nach zu viel Alkoholgenuss
und wird gegen Husten, Lungensucht und Seitenstechen angewendet.
Malthiolus, 1563:
"Süssholtz wurtzelt geweket oder den safft im mund gehalten bis er sanfft
hinab schleicht, lescht den durst, stillt den hunger, bekompt wol der
lebern, dem hitzigen magen, benimpt den sodt , reinigt brust und lungen,
macht auswerfen, lindert die rauhe kälte und luftrohr. Wirdt derhalben
fruchtbarlich gegeben wider die heyserkeit, husten, schweren athem, lungensucht
und seitenwee ..."
Übersetzt:
Süßholzwurzel oder den Saft im Mund gehalten bis er sanf hinunter
läuft, löscht den Durst, stillt den Hunger, bekommt der leber
und dem schlechten Magen, nimmt Sodbrennen, Reinigt Bronchien und Lungen,
hilft abzuhusten, lindert rauhen Hals und Erkältungen(?). Er wird
besonders gegen Heiserkeit, Husten, schweren Atem, Lungensucht und Seitenstechen
gegeben.
Für einen Tee wird 1 Teel. (2 - 4 g) Süßholzwurzel mit
150 ml kochendem Wasser überbrüht und 5 Minuten zum Sieden erhitzt
und nach dem Abkühlen durch ein Teesieb gegossen. Davon wird je eine
Tasse nach den Mahlzeiten getrunken. Hustenteemischungen werden vielfach
mit Süßholz, Thymian, Spitzwegerich und Fenchel als Mischung
gemacht. Eine Mischung für den Magen besteht aus 1 Teel zerstossenen
Fenchelsamen mit ein paar Krümeln Süßholzwurzel mit 1/4
Liter Wasser aufkochen. Dieser Tee kann auch Babys gegen Bauchschmerzen
gegeben werden.
Der Saft wird auch bei Magengeschwüren angewendet. Hierfür
nimmt man 1 g Süßholzsaft und löst ihn in 100 ml heißem
Wasser auf. Von diesen Portionen trinkt man täglich 2 - 3 mäßig
warm.
In der Volksmedizin wird 1/2 Teel. Süßholzpulver mit 1 Teel.
Honig gemischt und bei Husten und anderen Erkältungskrankheiten 3x
täglich eingenommen.
Ein Rezept hab ich noch gefunden, da heisst es, dass die sehr fein pulverisierte
Wurzel trocken in die Augen gegeben, gegen triefende Augen hilft
und Geschwüre und Verletzungen heilt. Ehrlich gesagt
würde ich mich das bei einer Augenverletzung nicht trauen, da Pulver
trocken ist und ich könnte mir vorstellen, dass das grade bei Verletzungen
zu Verschlimmerungen führen kann, da es reibt.
Süßholzpulver mit etwas Weizenmehl (guter Qualität) gemischt
in ein Tuch gewickelt und über Rotlauf gelegt, soll lindernd wirken.
Pulver für Reisende:
1 gr. Süßholzpulver
1 g Eibischpulver
0.2 g Salpeter
0,05 g Kampfer
10 g Milchzucker
10 g Zucker
Alles miteinander mischen und täglich 3 Gaben in Wasser lösen.
Diese Mischung wirkt auf den Harn
Quelle: Losch, Kräuterbuch (1914)
"Botanischer Bilder-Atlas (1884)": Die Wurzel dient zu dem
sogenannten Lakritzensaft, zu vielfachen Arzneien und technischen Zwecken.
Was das für technische Zwecke sein sollen, habe ich noch nicht
herausfinden können.
Süßholz in der Küche:
Süßholz soll 50x stärker als Zucker süßen
und wird vielfach zur Geschmacksverbesserung von Medizin verwendet. Vor
der Einführung des Zuckers wurde Süßholz zum Süßen
der Speisen verwendet. Jetzt fragt sich natürlich was an Süßholz
süßer als Zucker ist, bzw wie man darauf kommt. Es ist halt
eine ganz andere Süße als die des uns bekannten Zuckers oder
Fruchtzuckers. Ich persönlich kann die Süße nicht vergleichen
oder messen.
Lakritze:
Die Wurzeln werden gewaschen, geraspelt und der Saft herausgekocht. Schwarz
wird der Saft durch seinen pflanzlichen Kohlenstoff. Wenn dieser Saft
erstarrt, entsteht die Lakritze und in Form gepresst oder vor dem Erstarren
gegossen, kann man ihm die uns bekannten Formen geben. Diese Lakritze
ist sehr hart und hat Heilwirkungen auf Magen, Bronchien und Lunge.
Erst Mitte des 19 Jahrhunderts entstanden aus diesem Saft die je nach
Land verschiedenen Lakritzen als Süßigkeiten. Die jeweiligen
Rezepte dafür, sind natürlich Geheimsache. Die im deutschen
Handel üblichen Lakritzen sind entweder gezuckert oder gesalzen,
sind sehr mild und erinnern eher entfernt an den Geschmack von Lakritze,
immerhin soll man tütenweise Lakritze essen dürfen ohne dass
man davon Kopfschmerzen bekommt oder den Blutdruck in die Höhe treibt.
Unsere Lakritzbonbons als Weichbonbons sind mit Gelantine, Mehl und Zucker
sowie anderen Zutaten versetzt und haben mit der heilenden Lakritze fast
garnichts mehr zu tun. Dagegen wird in Holland oder Dänemark Lakritz
hergestellt, daß noch richtig nach Lakritze schmeckt und sicherlich
die in Deutschland geltenden Grenzwerte für Glycyrrhizin überschreiten.
Dafür kann man von ihnen garnicht so viel essen und begnügt
sich mit 3 oder 5 am Tag und schafft nur mit Mühe ganze Tüten.
Es kann sich also lohnen Süßholz selber anzubauen und sich
seine Lakritzen selber zu machen, oder sie aus dem Auslandsurlaub mitzubringen
und zu genießen statt in Mengen in sich reinzustopfen.
Die chinesische Medizin
schreibt ganze Abhandlungen über Süßholz, das sich positiv
auf sämtliche Organe auswirkt:
Energie: neutral, Geschmack: süß, Organbezug: alle 12 Organe
Die chinesische Medizin verwendet Süßholz gegen Erkältungen,
Fieber, Halsschmerzen, Stauungen in Lunge und Bronchien, Magengeschwüre,
Gastritis und Magenübersäuerung, Diabetes,
Giftstoffe in Blut und Leber, Entzündungen der Gallenblase,
Reizbarkeit, Alkohol- und Medikamentenvergiftung, Bauchschmerzen,
Hepatitis und Zirrhose, feuchtes, juckendes Skrotum
und andere Hautreizungen. Im Gegensatz zu der Bereitung von Süßholztee
in Deutschland, wird der Tee in der chinesischen Medizin auf leerem
Magen getrunken. 8 - 10 g Süßholzwurzel wird mit 1 Liter
kochendem Wasser übergossen und 20 Minuten ziehen gelassen, dann
abseihen. Über die rausgefilterten Wurzel kann man noch 2 - 4x
neu kochendes Wasser gießen. Der Tee wird tassenweise über
den Tag verteilt.
Um das Blut zu kühlen und zu entgiften, fügt man dem oben genannten
Tee noch 4 - 6 g Chrysantheme hinzu.
Eine Abkochung aus Süßholzwurzel hilft bei Hautreizungen.
Dafür nimmt man eine Woche lang 3x täglich die Abkochung als
Hautwasser, lässt 5 Minuten einwirken und spült dann mit klarem
Wasser ohne Seife nach. Mit dieser Abkochung werden auch Hautausschläge
bei Hunden und Katzen behandelt.
Nebenwirkungen:
Bei längerer Anwendung und in höherer Dosierung können
mineralcorticoide Effekte in Form einer Natrium und Wasser-Retention,
Kaliumverlust mit Hochdruck, Ödeme und Hypokaliämie auftreten.
Leichte Kopfschmerzen und Schwindel können bei empfindlichen Menschen
auch bei normaler Verwendung auftreten.
Vor Licht und Feuchtigkeit geschützt aufbewahren!
Anwendung in der Tiermedizin:
Im Grunde kann man alle Anwendungsgebiete die für den Menschen aufgezählt
wurden, in der Tiermedizin auch anwenden (Ausgenommen das Pulver in den
Augen), vor allem aber bei Probleme mit den Atmungsorganen und Schnupfen.
Mir ist kein Säugetier bekannt, dass Süßholz nicht vertragen
kann. Die Dosis für eine Katze ist eher im Bereich von Süssholzkrümeln,
1/4 gestr. Teel. Pulver ist schon viel zu viel, dagegen kann ein Hund
schon einen gestrichenen Teelöffel vertragen. Das Ganze wird als
Aufguß 1:10 bereitet und dem Tier ins Futter gemischt oder zu trinken
gegeben.
Eine Verwendung bei Tieren die der Lebensmittelerzeugung dienen ist in
der EU derzeit nicht erlaubt.
Bei schweren Leber- oder Nierenerkrankungen sollte man von einer innerlichen
Anwendung bei Tieren absehen.
Süßholz im Garten:
Wer Süßholz im Garten anpflanzen will, braucht etwas Geduld,
denn bevor es geerntet werden darf, vergehen 3 Jahre im Minimum. Süßholz
braucht lehmigen, tiefgründigen, feuchten, nahrhaften Boden. Der
Reihenabstand beträgt 1m. Süßholz braucht volle Sonne
und ist frostempfindlich. Am Besten sucht man sich eine möglichst
windgeschützte Ecke und deckt im Winter ab. Bei der Ernte nach mindestens
3 Jahren werden die Wurzeln in 10 cm lange Stücke zerteilt und in
einer Mischung aus Sand und Erde gelagert, bis sie im Frühjahr wieder
gepflanzt werden. Das in Europa gepflanzte Süßholz wird im
Herbst geerntet.
Persönlicher Hinweis:
Der Preis für Kräuter in Deutschland schwankt im Handel fürchterlich.
Aufgefallen ist mir das vor allem bei Süßholz, das wir als
Kinder als Pfennigartikel kauften und heute an die Grenze des Unbezahlbaren
geht. Preise zwischen 1,90 und 6,90 für 100g Süßholz in
Form von zerkleinerten Wurzelstücken ist völlig normal. Es lohnt
sich etwas zu suchen, denn kostengünstig bedeutet nicht gleichzeitig
schlecht.
Geschichtliches:
Die Süßholzwurzel gehört zu den ältesten Kräuterheilmitteln
der Welt. Es existieren Aufzeichnungen von Theophrast (372 bis 287 v.
Chr.) und aus der Ayurvedischen Kräutermedizin Indiens soll es Aufzeichnungen
geben, die über 4000 Jahre zurück reichen. 1923 wurde eine große
Menge Süßholz in einem Pharaonengrab gefunden.
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Zeichnung: Carl Hoffmann
( 1884 )
Zeichnung: Friedrich Losch
(1914)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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