Hirtentäschel
(Capsalla bursa-pastoris)
Synonyme:
Bauernsenf, Beutelschneiderkraut, Blutkraut, Echtes Hirtentäschelkraut,
Gänsekresse, Geldbeutel, Hellerkraut, Herzelkraut, Herzkreitsche, Kochlöffel,
Säckelkraut, Täschelkraut, Taschenknieper
Familie:
Kreuzblütengewächse (Cruciferae = Brassicaseae)
Namensentstehung:
Wegen der täschelartigen Form des Schötchens heißt die
Pflanze "Hirtentäschel"
Beschreibung:
Das Hirtentäschel gehört zu den einjährigen überwinternden
Pflanzen, das heißt, die im Herbst auskeimenden Exemplare überwintern
und sterben im kommenden Sommer ab, nachdem sie geblüht haben.
Sie können aber auch das ganze Jahr hindurch blühen und fruchten,
nur nicht während stärkerer Frostperioden. Die grundständigen
Laubblätter bilden eine vielblättrige Rosette. Form und Größe
der Blätter wechseln sehr stark und reichen von ganzrandig bis gezähnt oder fiederspaltig. Der Geschmack der Blätter
erinnert an Ruccola. Aus der Rosette wächst ein einfacher oder leicht verzweigter Stengel der bis zu 70 cm groß wird. Die Blüten stehen anfangs
in einem goldig gedrängten Blütenstand, der sich zu einer
langen Traube streckt. Die Blütchen sind weiß und unscheinbar und haben vier Blütenblätter.
Aus dem zur Blütezeit winzigen Fruchtknoten entwickelt sich das
bekannte vielsagende Schötchen, das an waagerechten Stielen an
der Blütenachse sitzt. Es hat eine umgedrehte Herz- bis Dreiecksform und erinnert an die alten Taschen der Hirten.
Verwechslung:
Mir nicht bekannt
Blütezeit:
Ruht nur im Winte während längerer Frostperioden
Vorkommen:
Hirtentäschel gehört zu den bei uns verbreitetsten Pflanzen,
denn sie ist sehr anspruchslos. Es kommt auf allen Böden von der
Küste bis ins Hochgebirge vor. Man findet es an Wegen, auf Äckern,
Wiesen, Schutthaufen, an See- und Flußufern.
Verbreitung:
Als Heimat der heute als Kulturbegleiter über die ganze Erde verbreitenden
und häufig eingebürgerten Pflanze sieht man das Mittelmeergebiet
an. In Europa reicht das Verbreitungsgebiet nördlich bis zum Nordkap
und bis Island
Sammelgut:
Kraut (Herba Bursae pastoris)
Sammelzeit:
Mai - August
Sammelvorschrift:
Das Kraut mit den Blüten wird von Pflanzen gesammelt, die an trockenen
Orten stehen, und soll schnell getrocknet werden. Blätter mit einem
durch einen Schmarotzer verursachten Belag scheiden als Sammelgut aus.
Die Droge hat im frischen Zustand einen schwachen, unangenehmen Geruch,
der sich beim Trocknen verliert, und einen scharfen, bitteren Geschmack.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Biogene Amine, unter anderem Cholin, Acetylcholin, Histamin und Tyramin,
ferner Flavonoide, zum Beispiel Diosmin, sowie unter anderem Gerbstoffe
und Harze. Die beiden Basen, Cholin und Tyramin, sind abhängig vom Vorhandenseines eines Pilzes auf der Pflanze. Es ist ratsam
Hirtentäschel im Frühjahr und im Sommer von verschiedenen Standorten zu sammeln, zu trocknen und gut zu mischen um eine
einheitliche Wirkung zu erziehlen
Anwendung:
Eigenschaften: zusammenziehend, gefäßverengend, gefäßverdichtend, wundheilend, abführend
Die Kommission E: Symptomatische Behandlung leichterer Menorrhagien (verlängerte Menstruation), und Metrorrhagien
(länger anhaltende Periode zum Beispiel auf Grund von Endometriose oder Myomen); zur lokalen Anwendung bei
Nasenbluten. Äußerlich bei oberflächlichen blutenden Hautverletzungen.
Hirtentäschel wird in der Volksheilkunde in erster Linie bei allen Arten von Blutungen
wie zum Beispiel Nasen-, Magen-, Darm-, und
ungegelmäßigen Gebärmutterblutungen mit großem
Erfolg angewendet. Bei blutenden Wunden,
die sich nicht stillen lassen, wirkt der Absud von Hirtentäschel
verblüffend.
Bei starken Menstruationsblutungen
trinkt man acht bis zehn Tage vor Eintritt der Periode täglich
zwei Tassen gebrühten Tee, pro Tasse ein gehäufter Teelöffel
Hirtentäschel. Dieser Tee gilt auch zur Regulierung der Periode
während der Pupertät.
Während der Wechseljahre sollte
jede Frau täglich zwei Tassen vier Wochen lang trinken, drei Wochen
aussetzen und im Zyklus wiederholen.
Bei blutenden Hämorrhoiden macht man kleine Darmeinläufe,
Sitzbäder oder Waschungen mit lauwarmen Hirtentäschelabsud.
Mütter, die während des Stillens geschwollene Brüste
bekommen, sollten sich frisches Täschelkraut in einem Sieb dünsten
und zwischen Leinrntüchern warm auflegen. Täglich zwei Tassen
von einer Teemischung von Hirtentäschel und Zinnkraut
zu gleichen Teilen sind bei Nierenblutungen bestens zu empfehlen.
Das Hirtentäschel ist aber auch - ähnlich wie die Mistel
- eine kreislaufausgleichende Heilpflanze
und sowohl bei zu hohem, als auch
zu niedrigem Blutdruck ganz besonders
zu empfehlen. Im Gegensatz zur Mistel,
die im kalten Ansatz über Nacht hergestellt wird, brüht man
diesen Tee ganz normal auf. Man nimmt 2 Tassen täglich und hört
mit dem Trinken auf, wenn sich der Kreislauf normalisiert hat. Eine
ebenso gute Heilwirkung wie die Mistel
hat das Hirtentäschel bei Gebärmutterblutungen. Einziger Nachteil: die Inhaltsstoffe
im Hirtentäschel schwanken und sind von daher nicht so gut berechenbar wie die der Mistel. Das kann man etwas
mindern, indem man Hirtentäschel zu unterschiedlichen Zeiten erntet, trocknet, zerkleinert und gut mischt.
Der Tee wird auch in diesem Fall nur eine Zeitlang getrunken.
Bei allen äußeren Muskelerkrankungen
ist diese Heilpflanze ein besonders wichtiger Helfer. Warum
das in kaum einem Kräuterbuch steht, ist mir ein Rätsel..
Hierzu verwendet man Hirtentäscheltinktur
zum Einreiben der erkrankten Stellen.
Für einen Tee:
übergießt man 1 - 2 Teelöffel getrocknetes Kraut mit 150 ml siedendem Wasser und lässt 10 Minuten abgedeckt ziehen. Die Dosis liegt hier bei
2 - 3 Tassen täglich für einen Erwachsenen.
Kinder unter 10 Jahren sollten keinen Hirtentäscheltee trinken, können ihn aber als Umschlag äusserlich bekommen.. Danach gilt die Dosis der Erwachsenen.
Als Umschlag macht man diesen Tee etwas konzentrierter mit 3 Teelöffeln Kraut auf 150 ml Wasser.
Für eine Tinktur:
Frisches blühendes Kraut zerkleinern und in ein Schraubglas füllen. Mit mindestens 38%igem klaren Alkohol
übergießen bis alles gut bedeckt ist und mindestens 2 Wochen stehen lassen. Regelmässig schütteln. Dann abgießen. Für eine
blutstillende Auflage verdünnt man die Tinktur 1:1 mit Wasser. Innerlich bei Blutungen oder Krämpfen: 3x täglich 25 Tropfen.
Hirtentäschel homöopathisch:
Homöopathische Zubereitungen aus Hirtentäschel werden gegen Blutungen in der Gebärmutter, dem Magen, und chronischen Blasenleiden, auch Bettnässen, angewendet.
Hirtentäschel in der Tiermedizin:
In erster Linie wird Hirtentäschel bei Tieren äußerlich angewendet. Behandelt werden dürfen meines Wissens nach alle Tiere,
also auch Katzen. In der EU nicht anwenden bei Tieren die der Lebensmittelgewinnung dienen. Innerlich sicherheitshalber nicht bei
trächtigen Tieren anwenden.
Hirtentäschel in der Küche:
Die ganze Pflanze nebst Wurzeln ist essbar. Mir persönlich schmecken die zarten Teile besser und ich verzichte auf alte
harte Stengel. Die Wurzel hat einen
ingwerartigen Geschmack. Sie wird gereinigt, getrocknet und pulverisiert als Gewürz verwendet. Die ganze Pflanze schmeckt
nach einer Mischung aus Kresse und Ruccola. Die zarten Schötchen schmecken ein wenig nussig. Einen Salat aus diesen Schötchen zuzubereiten ist etwas mühsam,
aber es schmeckt auch gut, ein paar davon über einen fertigen Salat zu streuen.
Hirtentäschel lässt sich gut in Kräuterbutter, in Salaten, auf Frischkäsebroten und ähnlichem verwenden.
Als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Für alle, die ihre Erdhaftung vermissen, ist die Räucherung mit dem Hirtentäschel angeraten. So ist auch ein positiver Einfluß auf unser Sakral- und Bauchchakra spürbar und wir können uns besser erden.
Für körperliche, aber auch emotionale Entspannung ist dann auch noch gesorgt, so dass wir die innere Hektik und Erschöpfung hinter uns lassen können.
Das verräucherte Hirtentäschel stärkt uns aber auch bei der Umsetzung von Angelegenheiten, die wir auf die 'lange Bank' geschoben haben.
Hier kann man über Hirtentäschel als Räucherkraut mit Synergy (Walter)
von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Hirtentäschel im eigenen Garten:
Die Pflanze liebt offene Böden, stark gedüngten Boden und Sonne. Schattenspendende Pflanzen fern halten.
Nebenwirkungen:
Es sind keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bekannt.
Nicht anwenden in der Schwangerschaft. Bei längeren oder stärkeren Blutungen immer einen Arzt aufsuchen.
Geschichtliches:
Hippokrates (460 - 377 v.Chr.) lobte schon die blutstillenden Eigenschaften des Hirtentäschels und bezeichnete es als
wichtigstes Uterusmittel.
Quellen:
Alles über Heilpflanzen,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Kostbarkeiten aus der Hausapotheke ,
Die Kräuter in meinem Garten,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Die farbige Kräuterfibel,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Gesundheit durch Heilkräuter,
Essbare Wildpflanzen,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Links: Hirtentäschel
Rechts: Acker-Hellerkraut
Hirtentäschel
Bilder mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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Foto © L. B. Schwab
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