Ackerschachtelhalm / Zinnkraut
(Equisetum arvense L.)
Synonyme oder Volksnamen:
Katzenschwanz, Katzenwedel, Pferdeschwanz, Schachtelhalm, Schafheu,
Schafstroh, Scheuergras, Zinngras, Zinnkraut Ackerschaftheu, Bandwisch,
Fegelkraut, Kandelwisch, Kannenkraut, Katzenstiel, Katzenzagel, Kuhtod,
Schabrausch, Zinnheu
Familie:
Schachtelhalme (Equisetaceae)
Namensentstehung:
Wegen seines hohen Gehaltes an Kieselsäure wurde der Ackerschachtelhalm
früher zum Putzen von Zinn verwendet, darum ist die Pflanze auch
als Zinnkraut bekannt.
Beschreibung:
4 bis 40 cm hohe Pflanze, die ein bis in 2 m Tiefe reichendes Wurzelsystem
aufweist und deren oberirdische Teile zum Ende der Vegetationsperiode
absterben. Die Wurzeln reichen bis 2m unter die Erde. Hauptspross: etwa
0,8 bis 4,5 mm dick und besteht aus ca. 15 bis 45 mm langen Teilstücken,
die man durch Ziehen trennen kann. Die eine Seite dieser Teilstücke
ist gezahnt und passt genau in den anderen Teil hinein. Von diesem Haptspross
gehen nach oben die Seitensprosse weg, die genau wie der Stengel aufgebaut
sind. Die Stengel sind einfach oder ästig, kräftig, stumpf-vierkantig,
stark gefurcht und mit kurzen Deck- sowie langen Brennhaaren besetzt.
Gute Schachtelhalme haben keine braunen Stellen. Braune
Stellen sind ein Hinweis darauf, dass der betroffene Schachtelhalm von
einem Pilz, dem Ustilago equiseti befallen ist, der für
das Alkaloid Equisetin verantwortlich sein soll.
Blüten:
Die Blüten sind klein, grün, unscheinbar und stehen in rispenförmigen
Blütenständen in den oberen Blattachseln. Vereinzelt kommen
bis 1 mm lange Früchte vor, die von 4 eiförmigen Blättchen
umhüllt werden.
Geruch:
Fast geruchlos und fast geschmacksneutral, jedoch beim Kauen zwischen
den Zähnen knirschend.
Verwechslung:
Es gibt 32 Schachtelhalmarten, von denen einige giftig sind. Man sollte
also nicht selber sammeln da Vergiftungsgefahr
besteht! Vor allem beim Sammeln in sumpfigem Gelände ist Vorsicht geboten,
da hier der giftige Sumpf - Schachtelhalm (Equisetum palustre) wächst.
Unterscheidung: Der Stengel sollte breiter als 3 mm sein und die Blattscheiden mehr als 8 Zacken haben.
Der Sumpfschachtelhalm ist für äusserliche
Anwendungen besser als der normale Schachtelhalm. Aber trinken sollte
man ihn nicht, da er giftig ist.
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung durch Verwechlung
mit Equisetum palustre:
Klinische Symptome:
Pferd (Taumelkrankheit): Übererregbarkeit, Muskelzittern, Zuckung
der Gesichtsmuskeln, Bewegungsstörungen, Mydriasis, Taumeln, Lähmungen
der Hinterhand, Zusammenbrechen, Verenden infolge Erschöpfung.
Wiederkäuer: Abnahme des Milchertrages, bitter schmeckende, wässrig-blaue
Milch, schwarzer Durchfall, Lähmungserscheinungen, Taumeln, Apathie,
Ataxie der Hinterhand, als Folgeschäden Unfruchtbarkeit, Abort.
Therapie:
Dekontamination / Symptomatische Therapie
Vitamin-B1-Gabe (Futterhefe)
(Quelle: http://www-vetpharm.unizh.ch/giftdb/pflanzen/0071_vet.htm)
Blütezeit:
Zinnkraut ist eine Gefässsporenpflanze.
Vorkommen:
Er wächst auf Wiesen, Feldern, Äckern und an Wegrändern. Zeigerpflanze für verdichteten Boden.
Verbreitung:
Er wächst in Europa und Nordasien. Bevorzugt lehmhaltige Sandböden
an sonnigen Standorten.
Sammelgut:
Sommertriebe (Equiseti herba)
Sammelzeit:
Mai - Juli
Sammelvorschrift:
Eine offizielle Sammelvorschrift ist mir nicht bekannt. Ich pflücke
die Pflanze im Sommer und hänge sie an Schnüren auf den Dachboden
bis sie trocken sind. Man sammelt nur junge Triebe, keine Triebe mit
Sporen.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Kieselsäure, Flavonglykoside, Polyensäuren, höhere Dicarbonsäuren, Bitterstoff, Harz, weitere Spurenelemente
Mehr als 10 % mineralische Bestandteile, darunter 5 bis 7,7 % Kieselsäure,
von der 10 % in wasserlöslicher Form vorliegt, und ca. 1,5 % Aluminium-
und Kaliumchlorid. Zahlreiche Flavonoide, überwiegend Glucoside
von Quercetin und Kämpferol, daneben auch die Luteolin- und Apigenin-5-O-ß-D-glucoside.
In geringer Konzentration Alkaloide, darunter evtl. in Spuren das toxische
Palustrin, welches in höherer Konzentration im Sumpfschachtelhalm
(Equisetum palustre L.) vorkommt, der zugleich die bedeutungsvollste
Verunreinigung darstellt.
Quelle: (http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/systematik/6_droge/equise-h.htm)
Anwendung:
Eigenschaften: mineralstoffreich, harntreibend, entzündungshemmend, wundheilend.
Innerlich:
Verwendet wird der Schachtelhalm vor allem zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen oder bakteriellen Erkrankungen derselben.
Ferner bei , Blutungen, lokalen Durchblutungsstörungen, Frostbeulen, Hautleiden, Krampfadern,
rheumatische Beschwerden, schwache Menstruation, Blutungen der Harnwege oder Gebärmutter, Wassersucht,
Lungenleiden, chronische Bronchitis, Lungenblutungen oder Lungentuberkulose sowie Antriebsschwäche. Man sagt dem Ackerschachtelhalm
eine gute Wirkung auf die Milz nach. Es hält sich hartnäckig die Annahme, Ackerschachtelhalm habe eine positive Auswirkung auf die Heilung
von Tumoren und löse sie langsam auf.
Innerlich wird der Schachtelhalm vorwiegend als Tee eingesetzt. Den
Tee kann man verwenden, wenn man seinem Harnapparat oder seinem Bindegewbe
etwas Gutes tun will.
Ein Tee wird wie folgt zubereitet:
1 El Kraut in 150 ml Wasser 30 Minuten kochen und 20 - 30 Minuten ziehen lassen. Danach abgießen. Maximal 5 Tassen täglich.
Äusserlich:
Wundheilung (Auflagen und Wickel), Nasenbluten (Umschlag auflegen),
Hämorrhoiden (Breiauflagen), Ekzeme (Auflagen und Wickel), Bartflechte (Auflagen), Erysipel.
Zur Blutstillung eignet sich am besten der frische Pressaft.
(Zum Rezept)
Für die äußerliche Anwendung des Schachtelheim ist eine höhere Konzentration nötig als bei einem Tee.
Für Bäder oder Umschläge bereitet man ihn wie folgt:
5 EL Kraut werden über Nacht in 1 Liter Wasser eingeweicht. Am nächsten Morgen 30 Minuten lang aufkochen und abgießen. 2 - 3x täglich anwenden.
Für Umschläge kann man auch Tinkturen nehmen
(Zum Rezept)
Zur Stärkung des Bindegewebes kann man einen Zinkrautwein
wie folgt herstellen:
1 Hand voll frischem Zinnkraut wird in 0,7l Weißwein aufgekocht,
eine Woche stehen gelassen, dann abfiltern und bald verwenden. Man trinkt
ein Schnapsglas nach den Mahlzeiten.
Pflanzenschutz:
Brühe stärkt Pflanzen und macht sie wiederstandsfähiger
gegen Pilzerkrankungen
(Zum Rezept)
Ackerschachtelhalm in der Küche:
Die im zeitigen Frühjahr noch weichen Triebspitzen und Stengel können als Beimischung mit Gemüsen gekocht werden. Hier muss man
etwas mit den Mengen variieren, sie schmecken bitter. Auch Wurzelknollen und die zarten braunen Stengel mit Sporen-Kolben sind essbar.
Ackerschachtelhalm im Garten:
Ackerschachtelhalm bekämpft schädliche Pilze und Bodenbakterien, wird aber von der Kohlhernie befallen. Kultivieren
lässt er sich am Besten über Wurzelteilung, jedoch verbreitet er sich rasant im ganzen Garten. Man sollte also gut überlegen ob man ihn
nicht doch im Freien sammeln will.
Zinnkraut als Räucherkraut:
Mit Genehmigung des Verfassers:Räucherwerkstatt
Wer hätte denn das dem Ackerschachtelhalm zugetraut, dass er sexuell anregend, ja gar lusterzeugend und potenzsteigernd ist, wenn man seinen Rauch einatmet. Nun, unsere Vorfahren müssen's ja wissen. Sie nutzten das Zinnkraut auch als Tabakersatz.
Der Ackerschachtelhalm wirkt aber auch auf das Stirnchakra, beruhigt unser Innenleben und erleichtert die Innenschau. So kann es uns auch gelingen, alte Muster aufzulösen.
Im Forum kann man über Zinnkraut als Räucherkraut mit Synergy (Walter) von der Räucherwerkstatt diskutieren.
Tiermedizinisch:
Zinnkraut kann bei Mensch und Tier äusserlich gleichermassen nur eben in entsprechenden
Mengen verwendet werden. Ausgenommen sind Katzen, Hühner und Kaninchen.
Innerlich ist Zinnkraut für Pferde in grösseren Mengen giftig.
Bei Ratten und Hunden führt die Gabe von Zinnkrauttee nachweislich zu einer Steigerung der Harnmenge. Er wird wie
beim Menschen bei Entzündungen der ableitenden Harnwege verwendet.
Als Dosis gilt:
Kuh und Pferd: 15 - 30 g Tagesdosis
Schaf und Ziege: 5 - 10 g Tagesdosis
Hund: 1 - 2 g Tagesdosis
Ackerschachtelhalm darf in der EU als Wirkstoff nicht bei Tieren angewendet werden, die der Lebensmittelgewinnung dienen.
Quelle: Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Toxische (giftige) Dosis Pferd:
Dürrfutter mit mindestens 20% Acker-Schachtelhalm-Anteil während ca. 2-5 Wochen.
Klinische Symptome Pferd:
Taumelkrankheit: Übererregbarkeit, Muskelzittern, Zuckung der Gesichtsmuskeln, Bewegungsstörungen, Mydriasis, Taumeln, Lähmungen der Hinterhand, Zusammenbrechen
Klinische Symptome Wiederkäuer: starker Milchrückgang, bitter schmeckende, wässrige Milch, schwarze Diarrhoe, Gewichtsverlust, Bewegungsstörungen, Hämoglobinurie, Todesfälle möglich. Bei trächtigen Tieren evt. Abort.
Therapie: Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie), Vitamin-B1-Gabe (Futterhefe).
Quelle: Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Nebenwirkungen:
Nicht anwenden bei Ödemen, die auf unzureichende Herz- oder Nierentätigkeit
zurückzuführen ist! Nicht bei Säuglingen unter einem Jahr anwenden! Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
Bei einer Durchspülungstherapie ist auf ausreichende Zufuhr von
Flüssigkeit zu achten (keine alkoholischen oder coffeinhaltigen
Getränke!). Vorsicht, damit man nicht austrocknet!
Ackerschachtelhalmkraut enthält Stoffe, die den Abbau von Vitamin
B1 = Thiamin bewirken. Bei langdauernder Anwendung höherer Dosen
ist Vitamin B1-Mangel denkbar.
Äußerliche Anwendung:
Keine Anwendung von Vollbädern bei größeren Hautverletzungen
oder akuten unklaren Hauterkrankungen, bei schweren fieberhaften oder
infektiösen Erkrankungen, ferner bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz!
Geschichtliches:
Vor ca. 400 Millionen Jahren wurde der Schachtelhalm etwa 30m gross und bevölkerte
riesige Wälder zusammen mit Riesenfarnen und Moosen.
Es gab ihn schon, als die Dinosaurier begannen die Erde zu besiedeln und schon vor 2000 Jahren verwendeten die Römer und Griechen den Schachtelhalm
zur Blutstillung und Wundheilung. Dioskurides verfasste erste frühe Texte über ihn. Auch im Haushalt hielt der Ackerschachtelhalm Einzug.
Musiker polierten ihre metallischen Instrumente mit diesem Kraut und auch die Mägde
schätzten es als mildes Reinigungsmittel für metallische Gegenstände.
Quellen:
Die Kräuter in meinem Garten,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen,
Essbare Wildpflanzen,
Kräuter Bibel
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie Schweiz
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
|
Ackerschachtelhalm
Diese Zeichnung stellt einen Hain-Schachtelhalm
(Equisetum pratense) und keinen Ackerschachtelhalm dar!
Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse von
1000 Pixeln Breite
(lange Ladezeit!)
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Bei Klick auf ein Foto sehen Sie es in einer Grösse von
500 Pixeln Breite.
|