Borretsch / Boretsch
(Borago officinalis L.)
Synonyme:
Augenzier, Biretsch, Borgel, Borungen, Boraken, Blauhimmelstern, Borgelkraut,
Burres, Gegenfraßbleaml, Gurkenkönigsfreund, Gurkenkraut, Herzblume,
Herzfreud, Liebäuglein, Wohlgemut, Wohlmutsblume
Familie:
Borretschgewächse, Rauhblattgewächse (Boraginaceae)
Namensentstehung:
Die Herkunft des Namens ist nicht ganz eindeutig.
Zum einen soll sich der Name vom Alt-Arabischen "abo-rag", was Vater
des Schweißes bedeutet, ableiten. Auch möglich ist die Ableitung des
Name Borretsch vom lateinischen Wort borra "Gewebe aus rauher Wolle"
und bezieht sich vermutlich auf seine Behaarung. Eine weitere Ableitung
wird dem keltischen Wortstamm borrach, "Mut" zugesprochen. Geschrieben wird er in vielen Büchern
unterschiedlich. Manche schreiben ihn mit zwei "r", manche nur mit einem.
Beschreibung:
Der Borretsch ist eine bis zu 80 cm hohe , einjährige Pflanze. Die hohlen
Stängel sind stark verzweigt, kräftig und rauh behaart. Die Blätter
sind wechselständig am Stängel angeordnet, mit kurzem Stiel und von
eliptischer Form. Junge Blätter sind weich. Später sind sie beidseitig
borstig behaart und rauh. Die sternförmigen Blüten sind lila-blau bis
kräftig himmelblau und sitzen an ca 2-3 cm langen Stängeln nickend.
Im Schlund der Krone befinden sich 5 Schüppchen. Die dunklen Staubblätter
neigen sich zu einem Kegel zusammen. Geruch und Geschmack erinnern stark
an frische Gurke.
Verwechslung:
Bei grobem Hinsehen ist Borretsch mit Beinwell
verwechselbar
Blütezeit:
Mai - September
Vorkommen:
Kultiviert in Gärten. Verwildert auf nährstoffreichen, feuchten
Böden an Wald- und Wegrändern und auf Ödland. Sonniger
Standort
Verbreitung:
Kleinasien, westliches Mittelmeergebiet aber inzwischen auch überall
angebaut
Sammelgut:
Blüten Boraginis flos,
Kraut Boraginis herba
und frische Blätter
Sammelzeit:
Blüten: Mai - September
Kraut: März - Mai
Blätter: März - Mai
Sammelvorschrift:
Blätter und Blüten werden getrennt gesammelt und aufbewahrt.
Man läßt sie in dünnen Schichten in der Sonne vorwelken
und dann im Schatten völlig austrocknen.
Empfehlenswert ist allerdings, möglichst frische Blätter und
Blüten zu verwenden.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Schleim, Saponin, Harz, Gerbstoffe, Pyrrolizidinalkaloide, Kieselsäure,
Mineralsalze, Vitamin C und A, Asparagin
in den Samen Gamma-Linolensäuren (20%!)
Anwendung:
Eigenschaften: herzstärkend, nervenstärkend, fiebersenkend, reizmildernd, harntreibend, schleimlösend, blutreinigend, kühlend, belebend
Die Schulmedizin verwendet Borretsch nicht als Heilpflanze.
Die Volksmedizin verwendet ihn eher wenig als Heilpflanze. Borretsch taucht nur in sehr wenigen
Kräuterbüchern auf. Man verwendet ihn als Schleimmittel bei Husten, gegen nervöse Herzbeschwerden wie
Herzklopfen, nerv. Herzschwäche, gegen schlechte Stimmungen,
Melancholie, Depression, schweiß- und harntreibend
(damit entgiftende Wirkung) Rheuma, Hitzewallungen während der Wechseljahre, Verschleimung
der Lunge, fiebersenkend, kühlend, Augenentzündung,
Venenentzündung, Thrombose, fördert Milchbildung
beim Stillen. Das aus den Samen gewonnene Borretschöl ist hilfreich bei Hauterkrankungen
wie Ekzemen, bei rheumatischer Arthritis und bei Menstruationsproblemen.
Tee:
2 Teelöffel Kraut werden mit 250 ml kochendem Wasser übergossen
und 10 Minuten ziehen lassen. 2 bis 3 Tassen täglich trinken (nicht
mehr und nicht länger als 3 Wochen!)
Der Aufguß wird auch äußerlich, in Form von Auflagen
und Kompressen verwendet.
Weintinktur bei Fieber und zur Anregung des Nervensystems
Dafür wird 1 Teil Blüten mit 10 Teilen Weißwein übergießen und fünf Tage stehen lassen. Danach abgießen und täglich
2 - 3 Likörgläschen trinken. Im Kühlschrank aufbewahren.
Borretsch in der Küche:
In der Küche ist Borretsch weit bekannter als ihr Ruf als Heilpflanze. Die frischen, jungen Blätter und
Blüten eignen sich hervorragend als Beigabe
zu Salaten, Soßen und Fischgerichten, außerdem zum Einlegen
von Gurken. In Salaten aller Art wird er vor allem gerne mit Dill gemischt. Die Blätter können auch einem Spinat zugegeben
werden. Hier eignen sich dann durchaus auch ältere Blätter.
Es hebt den Geschmack des Spinats und macht die Farbe intensiver. Auch Mangold lässt sich mit der
Beigabe von Borretsch geschmacklich verfeinern.
Als Gemüse kocht man Borretsch wie folgt:
Blätter in feine Streifen schneiden und kurz überbrühen. Danach in Fleischbrühe weich kochen, dann mit etwas Butter, Zucker, Salz und gerösteter Semmel andünsten.
Die Blüten sind sehr dekorativ, man kann sie gut zur Garnierung
verwenden. Man kann die Blüten auch kandieren. Super als Verzierung
von Süßspeisen, Torten, Puddings und Pralinen/Konfekt :-))
Kandierte Blüten , mit Sekt übergossen sind ein ausgefallenens
Begrüßungsgetränk.
Borretsch im eigenen Garten:
Borretsch liebt durchlässigen, nahrhaften Boden, viel Luft und Platz und einen sonnigen oder hellschattigen Standort.
Er ist eigentlich ganz unkompliziert, samt sich gerne von alleine aus und bevölkert dann schnell ganze Gartenecken.
Borretsch durchwurzelt schwere Böden und verbessert ihre Qualität. Er soll sich sehr gut mit Erdbeeren vertragen und ein guter Nachbar von Kohlpflanzen sein, da
er von ihnen Schädlinge abhalten soll. Im Kompost oder als Jauche verbessert er den Boden und stärkt die Pflanzen.
Borretsch wird sehr gerne von Bienen und Hummeln besucht und ist mit seinen blauen Blüten im Garten eine schöne Bereicherung für die
Insektenwelt.
Eigene Erfahrungen: Also bei mir hat das mit dem Abhalten von Schädlingen beim Kohl nicht funktioniert. Auch die Kohlpflanzen
die quasi mittem im Borretsch wachsen, bekamen Schädlinge. Als Partner für Erdbeeren ist er etwas sehr groß.
Die Erdbeerernte war reichlich, aber man muss aufpassen dass der Borretsch nicht die Erdbeeren verkümmern lässt.
Borretsch in der Homöopathie:
Borago officinalis wird gegen Hautausschläge, Herzbeschwerden und Schlafprobleme verwendet. Es wirkt beruhigend und wird
gelegendlich bei psychischer Verstimmung und
akuten Depressionen verordnet.
Nebenwirkungen:
Borretsch enthält geringe Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die sich in großen Mengen und über einen langen
Zeitraum hinweg eingenommen, als Leberschädigend herausgestellt haben. Vergiftungen sind bei geringer und kurzzeitiger
Einnahme nicht zu erwarten. Trotzdem sind sie der Grund, warum allgemein von Borretsch als Heilpflanze abgesehen wird.
Das aus den Samen gewonnene Öl dagegen ist praktisch frei von den
schädlichen Alkaloiden, sofern es durch Kaltpressung gewonnen wurde.
Borretschsamenöl sollte nicht angewendet von Personen, die mit
blutgerinnungshemmenden Mitteln behandelt werden oder Arzneimittel einnehmen,
die die Krampfschwelle herabsetzen können. Auch Personen mit Anfallsleiden
sollten ebenfalls Borretschsamenöl meiden.
Nicht in der Schwangerschaft und während der Stillzeit anwenden!
Nicht ohne Anraten des Arztes über einen längeren Zeitraum
anwenden!
Geschichtliches:
Schon die Kelten sollen den Borretsch besonders geschätzt und zur
Steigerung ihres Mutes Wein mit darin eingelegten Borretschblättern
genossen haben. Dem Borretsch wurde die Fähigkeit zugeschrieben,
Menschen fröhlich zu machen, er tröste das Herz, vertreibe
die Melancholie und schenke Mut.
Auch arabischen Ärzte schätzten Borretsch als Heilpflanze,
die verwendet wurde, um Kranke zum Schwitzen zu bringen. In der Sprache
der Blumen steht Borretsch für Derbheit, Mut und Heiterkeit.
Anbau und kultivieren im eigenen Garten:
Borretsch liebt einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Ideal ist
ein sandiger, kalkhaltiger und feuchter Boden. Borretsch darf nicht
zu stark gedüngt werden.
Die ersten Aussaaten können im April erfolgen. Empfohlener Reihenabstand
30 cm, nach dem Auflaufen vereinzelt man den Borretsch auf 20 cm in
der Reihe. Da hauptsächlich die jungen Blätter und Triebspitzen
geerntet werden, sind Folgeaussaaten zu empfehlen. Letzte Aussaat Ende
Juli.
Borretsch sollte neben Erdbeeren gesät werden, das verhilft zu
einer guten Ernte.
Quellen:
Die Kräuter in meinem Garten,
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Nutze die Heilkraft unsrer Nahrung,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Der Bio-Garten,
1x quer durch Wegwartes Bücherregal,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und Lottis Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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