Blauer Eisenhut
(Aconitum napellus L.)
sehr giftig! Steht unter Naturschutz!
Synonyme:
Blaue Pantoffeln, Blauer Fingerhut, Eisenhut, Fuchswurz, Giftkraut,
Helmgiftkraut, Kappenblume, Mönchskappe, Sturmhut, Tübeli, Wolfskraut,Venuswagen
Familie:
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Namensentstehung:
Der Name ist auf die Form seiner Blüten zurückzuführen
Beschreibung:
Höhe: 0,5-1,5 m. Staude mit knolliger, schwarzbrauner, fleischiger
, rübenförmig verdickter Wurzel, bis zum Grunde 5-7teiligen Laubblättern
und einer dichten, vielblütigen, einfachen oder astigen Blütentraube
mit violetten, zygomorphen Blüten mit kahnförmigem bis halbkugeligem
Helm. Früchte: 3-5teilige Kapseln mit 10-14 braunen Samen.
Verwechslung:
Die Wurzeln mit Meerrettich- oder Selleriewurzeln
Blütezeit:
Ende Juni - September
Vorkommen:
Verstreut bis häufiges Vorkommen auf stark gedüngtem Boden
und an feuchten humusreichen Stellen. An Wasserläufen, Wegen,
Zäunen, um Berghütten und auf Viehweiden
Verbreitung:
Gebirgige Teile Europas bis zu 3000 m
Sammelgut:
Wurzelknolle
Sammelzeit:
August - September
Sammelvorschrift:
Wird hier wegen der sehr starken Giftigkeit nicht erklärt. Man
sollte sie einfach nicht sammeln.
Inhaltsstoffe:
Tetra- bzw. pentacyclische Diterpenalkaloide, wie z.B. Aconitin (zählt
zu den stärksten Pflanzengiften überhaupt), Aconin, Hypaconitin,
Mesaconitin, Napellin, Neolin, Neopellin. Der Alkaloidgehalt schwankt
zwischen 0,2-3%. Abnahme der Giftwirkung durch Lagerung.
Anwendung:
Eigenschaften: schmerzstillend, fiebersenkend, tötend
Für alle Anwendungsarten gibt es auch andere Pflanzen, die
weniger tödlich sind! Heilpräparate,
die diesen Wirkstoff enthalten, dürfen nur vom Arzt verordnet werden.
Selten in der Volksheilkunde innerlich und äußerlich zur Schmerzstillung
bei Neuralgien, Myalgien, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Entzündungen
seröser Häute und Migräne sowie, in Kombination mit Colchicisemen, bei
Gicht. Infolge der geringen therapeutischen Breite heute fast nur noch
in homöopathischen Arzneimitteln
Eisenhut homöopathisch:
Das homöopathische Mittel Aconitum wird aus dem blühenden Kraut hergestellt. Es wird vor allem bei Neuralgien, Ischias und anderen Schmerzzuständen
bei Erkältungen und bei gewissen Herzleiden verabreicht. Bei beginnender Erkältung kann man Aconitum D4 3 - 5x täglich
5 - 10 Tropfen nehmen.
Blauer Eisenhut im eigenen Garten
Obwohl Aconitum die giftigste Pflanze Deutschlands ist, ist sie eine beliebte Gartenpflanze. Sie hat
sehr viel Nektar, wird aber nur von Hummeln bestäubt, denn ihnen schadet ihr Gift nicht. Vorsicht bei der
Gartenarbeit, das Gift überträgt sich auch durch die Haut. Gartenhandschuhe tragen und darauf achten, dass kleine
Kinder nicht zufällig mit ihr in Kontakt kommen. Die Aussaat erfolgt im Frühling, die Wurzelteilung im Frühling oder Herbst.
Nebenwirkungen:
Sehr stark giftig
Vergiftungen sind bei Tieren sehr selten, Pflanze wird von Weidetieren
im allgemeinen gemieden. Evt. Gefahr für Rinder und Pferde auf Bergweiden.
Das Gift kann bereits durch die unverletzte Haut aufgenommen werden,
deshalb ist ein behutsamer Umgang mit der Pflanze nötig.
Vorsicht vor allem bei Kindern, die diese Pflanze pflücken wollen!
Giftige Teile: Ganze Pflanze, besonders aber Wurzel und Samen. Der
Giftgehalt ist im Winter am höchsten. Vergiftungserscheinungen zeigen
sich schon nach 10 - 20 Minuten.
Tödliche Dosis:
Pferd: 200-400 g frische Pflanze oder 350 g getrocknete Wurzelknolle
Hund: 2-5 g der getrockneten Wurzelknolle
Mensch: 2 g Knolle oder 3mg des Alkaloids
Nebenwirkungen: infolge der geringen therapeutischen Breite bereits
bei therapeutischen Dosen: Parästhesien, Erbrechen, Schwindel,
Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen
und zentrale Atemlähmung
(Quelle: http://www-vetpharm.unizh.ch/giftdb/pflanzen/0004_vet.htm)
Akute Toxizität: beginnend mit oben genannten Symptomen
bereits nach wenigen Minuten mit Übergang zu qualvollem Erbrechen,
Durchfällen, sich verlangsamender und unregelmäßiger
Atmung, Arrhythmie und Bradykardie, unregelmäßigem, schwachem
und langsamem Puls, erniedrigtem Blutdruck und Sehstörungen;
Tod bei erhaltenem Bewußtsein durch Atemlähmung oder Herzversagen;
nach Überstehen der Vergiftung Folgeschäden; geschätzte
letale Dosis: 1-2 g
(Quelle: http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/systematik/6_droge/aconit-t.htm)
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung:
sofortige Giftentfernung mittels Erbrechen sowie Magen-Darm-Entleerung
durch Magenspülung und Gabe von Medizinalkohle.
(Quelle: http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/systematik/6_droge/aconit-t.htm)
Geschichtliches:
Eisenhut gilt seit ältesten Zeiten als Giftpflanze und wurde
als Pfeilgift verwendet.
Plinius bezeichnete sie als "vegetabilisches Arsen".
Im alten Griechenland wurden Verbrecher mit dem Gift
hingerichtet, wobei Eisenhut nur den Todeskandidaten verabreicht wurde,
die besonders schwere Verbrechen begangen hatten. Der Tod mit Aconitin
gilt als besonders grausam.
Dioscurides schreibt laut Übersetzung über den Eisenhut: 'Derselbigen
gebraucht man zum Wolfsfang, denn wenn man die Wurzeln in das rohe Fleisch
steckt und die Wölfe das Fleisch mit den Wurzeln fressen, pflegen sie
davon zu sterben.'
In der Antike und im Mittelalter waren Giftmorde nicht
selten und der Eisenhut war damals das am meisten gebrauchte Mordgift.
Ein Giftanschlag auf den Propheten Mohammed im 7. Jahrhundert schlug
fehl, weil er den bitteren Geschmack sofort bemerkte. Er soll aber,
so wird gesagt, 3 Jahre später dann doch mit Eisenhut vergiftet worden
sein. Der römische Kaiser Claudius und Pabst Hadrian VI sind 2 weitere
bekannte Persönlichkeiten, die mit Eisenhut vergiftet wurden.
Aconitin wurde von vielen Kulturen als Pfeilgift gebraucht,
auch im 15. Jahrhundert von den Mauren während ihrer Kämpfe gegen
die Spanier. Mattioli beschrieb 1586 den Eisenhut damit, daß dieser
"ein gewaltig tödlich Gifft sey, das sich fast mit keiner Artzney
vertreiben läßt".
Im Kräuterbuch des Tabernaemontanus steht folgendes:
"Es ist diß Kraut (vor allen anderen Gewächsen / das ärgste Gifft
/ dann es) also gifftig / daß auch der beste Theriak oder Mithridat
(damaliges Gegengift) nichts dargegen schaffen kan / derowegen diejenigen
/ so diß Kraut im Garten wachsen haben / fleißig achtung geben sollen
/ damit diß gifftige und tödliche Kraut nicht unter andere Kochkräuter
genommen werde / dann es den Menschen in kurzer Zeit ums Leben bringe."
Frei übersetzt: "Dieses Kraut ist so giftig (das wirksamste
Gift von allen) , dass auch das beste Wundermittel nichts gagegen
machen kann. Deshalb müssen diejenigen, die das Kraut im Garten
wachsen haben, sehr aufpassen, damit das giftige und tödliche
Kraut nicht unter die anderen Kochkräuter gerät, denn es
würde die Menschen die es nehmen in kurzer Zeit töten"
Quellen:
Das große Buch der Heilpflanzen,
Die Kräuter in meinem Garten,
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Heilpflanzen-Lexikon,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Foto einer getrockneten Pflanze
© by Käsekessel
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