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Giftpflanzen-Schaf ?

1 MarionEB

Halloi,

wie ich ja schon schrieb habe ich erst seit kurzem zwei Schaflämmchen und noch ein paar Fragen zu Pflanzen, die für Schafe giftig sind oder auch nicht.

Eiche:
ich las daß die frischen Blätter giftig sind bzw. sehr krank machen können wegen der Gerbsäure.
Wie ist das wenn die Blätter dann getrocknet sind ? sind sie dann auch noch gefährlich ?
Und wenn die Blätter im Herbst abfallen und die Schafe diese dann essen, ist das schädlich ?
Und wie ist das mit den Eicheln. Frisch bzw. grün, so wie sie abfallen sind sie wohl in Mengen (aber wieviel ? ) gefährlich.
Kann ich sie später in kleinen Mengen verfüttern, wenn sie dann braun geworden sind ?

Ich frage deshalb, weil ich eine riesige Eiche im hinteren Auslauf der beiden habe und nun besorgt bin. die Eiche ist sehr alt und hat einen Kronendurchmesser von ca. 30 Metern. Ich kann sie also nicht entfernen.

Könnte die beiden Schäfchen aber in der Zeit wo die Eicheln fallen, vorsorglich in einen Auslauf seitlich davon lassen und die Eicheln versuchen aufzusammeln, wobei ich bestimmt nicht alle wegbekomme.

Und wegen der trockenen grünen Blätter frage ich, weil letztens beim Sturm ein paar kleine Äste mit grünem Laub abgefallen sind und sie die jetzt gerne essen wollen, sind regelrecht verrückt danach.
Sie sind jetzt so trocken, daß man sie richtig zerreiben kann, aber haben noch eine grüne Farbe.
Ist da immer noch Gerbsäure drin ?

Ganz schöner Mist mit der großen Eiche.

Und was ist sonst noch gefährlich an Pflanzen ?

Ich habe in einem Teilauslauf einen Thuja und eine Zeder.
Eibe hab ich nicht, aber am Haus, wo sie eigentlich nicht hin sollen noch Efeu.
Ist Efeu auch für Schafe sehr gefährlich ?

Letztens hatte die kleine Pia Schöllkraut gefuttert und war zwei Tage sehr krank, aber ich habe es mit Medizin und Naturheilkunde wieder gut hinbekommen und natürlich sofort alle Schöllkraut-Pflanzen entfernt.

Würde mich freuen, wenn ihr mir Tips geben könnt.

Grüßel Marion

03.06.2008 00:00

2 wegwarte

Hallo Marion,

also echt klasse, an was du alles denkst und sogar auch schon im Voraus, dann das Problem mit Eicheln und Herbstlaub der selben kommt ja erst noch...

Eigentlich ist es so, dass Tiere, die durch falsche Zucht nicht völlig denaturiert sind, von sich aus nichts fressen, was ihnen nicht bekommt. Es sei denn, es steht ihnen nicht ausreichend anderes Futter/Pflanzen zur Verfügung oder der Mensch zwingt es ihnen auf.

Leider fehlt deinen beiden Lämmern aber ein wichtiger Teil vom Lernprozess, da keine erfahrenen erwachsenen Schafe vorhanden sind, die als Vorbild dienen und von denen sie das lernen bzw. abgucken können.

Laut Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie (Zürich) sind Rinde, Blätter und unreife Früchte der Eiche eindeutig auch für Schafe giftig.
Auch in getrockneten Blättern und im Herbstlaub sind die giftigen Tannine noch vorhanden.
Wie weit auch noch in den ausgereiften Früchten, weiß ich nicht genau, geh aber mal davon aus es ist auch noch da drin...Vielleicht kann Herby das beantworten, denn gerade Rinder werden davon ja auch krank.
Für Kälber gelten 120 mg Tannin pro kg Körpergewicht als letale Dosis. Also kannst du davon ausgehn, dass Schafe schon von geringeren Mengen erkranken. Ich würde die Schafe also nicht unbedingt total ausgehungert direkt unter der Eiche weiden lassen.

Thuja und Zeder enthalten ebenfalls Tannin und sind, so wie eigentlich alle Koniferengewächse, für Schafe giftig.

weitere, häufig vorkommende Giftpflanzen sind:
• Ligusterhecken
• Eiben - Ungefähr 10 g Eibenzweige/kg Körpergewicht können für Schafe tödlich sein.
• Wacholder
• Hahnenfußgewächse (wobei das Gift im Heu dann anscheinend unwirksam ist)
• Rhododendron und Oleander
• Efeu (wie stark giftig der nun speziell bei Schafen ist, hab ich nirgends genauere Angaben gefunden - Das IfV Zürich- siehe oben- gibt die letale Dosis als "unbekannt" an)
• Fingerhut
• Robinie (Akazie
• Johanniskraut erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut und Schafe können dadurch regelrecht Sonnenbrand bekommen.
• Herbstzeitlose (auch im Heu!Hier hab ich unterschiedliche Infos...der eine sagt es ist giftig für Schafe...der andere sagt es schadet Schafen nicht ???)
• Jakobs-Greiskraut/Jakobs-Kreuzkraut (auch im Heu, allerdings sollen Schafe darauf weniger empfindlich reagieren, da in den Vormägen eine teilweise Deaktivierung der Gifte stattfindet...bei Jungtieren wäre ich da aber vorsichtig, da bei diesen die Verdauung noch etwas anders abläuft...)
• Klappertopf (im Heu unwirksam)
• Zypressen-Wolfsmilch (im Heu abgeschwächte Giftwirkung)
• Laucharten
• Besenginster und Färberginster
• Rittersporn
• Natternkopf (hauptsächlich die Samen)
• Pfaffenhütchen
• Sonnenwende (Heliotrop arborescens)
• Stechpalme
• Sadebaum
• Kirschlorbeer
• Adlerfarn

Quellen: Veterinärpharmakologie und -toxikologie (Zürich)
Roth, Daunderer, Kormann - "Giftpflanzen Pflanzengifte" 4. Auflage von 1994


Das wars soweit erstmal von mir. Mal schaun, was Wolfgang und Herby sowie Lotti noch dazu wissen

Liebe Grüße
Dagmar

Liebe Grüße Dagmar

03.06.2008 14:29 | geändert: 03.06.2008 14:37

3 MarionEB

Hallo Dagmar,

erstmal danke für deine ausführliche Antwort.

Mh, mit der Eiche mache ich mir deshalb Gedanken, weil ich sie dann anders unterbringen müsste, die ganze Zeit im Herbst. Und dann hätten sie keinen Zugang zum offenen Stall.

Aber da hätte ich die andere Seite, wo allerdings ein Thuja steht
( den werde ich ausgraben und verschenken).
Da ist auch ein kleiner massiver Raum und den werde ich dann jetzt schonmal für die beiden vorbereiten, denn wenn es soweit ist, dann soll ja alles vorhanden sein.

Ja, den beiden fehlt einfach ein Altschaf zum lernen, aber sie hatten ja nie eines und nun müssen sie so klarkommen.

Und ich glaube es hat nicht unbedingt damit zu tun ob sie hungrig sind, wenn sie an die giftigen Pflanzen gehen.
Beide haben genügend Grasfläche, ausreichend Heu, Kraftfutter, und dann noch zweimal tgl. für beide zusammen pro Mahlzeit
1,5 Liter Milch.
Und trotzdem ist Pia an dieses verdammte Schöllkraut gegangen, was noch nicht mal schmeckt und auf das getrocknete Laub von der Eiche sind sie regelrecht verrückt.
Gestern habe ich selber mal so ein trockenes Eichenblatt
gekaut lach
ich wollte wissen wie es schmeckt: etwas süßlich, also schon schmackhaft für die beiden, aber es macht auch ein komisches trockenes Gefühl im Mund. Wohl die adstringierende Wirkung vom Tannin.
Leider fallen da immer mal ein paar kleine Zweige mit Blättern herab und es ist doch ihr bester Hauptauslauf dort.

Die anderen Pflanzen werde ich mal in meinem Pflanzenbuch angucken und sehen , ob hier solche wachsen und dann : weg damit

Danke, Dagmar
Grüßel Marion

03.06.2008 17:36

4 Herby

hi marion

also wolfgang geht ganz geziehlt unter die eichen mit seinen schafen um sie "richtig" satt zu kriegen. eicheln sind natürliches kraftfutter. aber wie auch das gekaufte kraftfutter mit vorsicht zu geniessen. aber zu den mengen kann wolfgang viel mehr sagen.

zu deinem schöllkraut: jetzt hättest du es nicht mehr entfernen müssen. lach
also wenn deine Pia nur ein halbwegs normales tier ist kennt es das schöllkraut jetzt. staun

im normalfall sind für wiederkäuer die nicht mit älteren tieren zusammen aufwachsen nur pflanzen gefährlich deren gifte sich anreichern oder sehr langsam wirken. grössere probleme kann es geben mit pflanzen die photosensibilität oder andere vom tier nicht zu erkennende reaktionen auslösen.

je grösser die artenvielfallt, umso geringer wird die gefahr einer vergiftung.

ich weiss leider nicht wie gross der anteil des gelernten im verhältniss zum instinkt ist. aber ich hab eine kuh erlebt die wegen einer schwergeburt gelähmt war ab mitte rücken. nach ein paar stunden konnte sie mit hilfe aufstehen und begann sofort zielstrebig davon zu laufen. mit mehreren stürzen unterwegs weil sie die hinteren beine nicht unter kontrolle hatte torkelte sie zum weideausgang und wollte unbedingt raus. ich hab sie rausgelassen weil ich dachte sie wolle raus um vor den anderen kühe ruhe zu haben. auf direktem weg ging sie zu einer fläche die voller ochsenzungen war und begann ochsenzungen zu fressen wie ein weltmeister. nach einer woche hat man dieser kuh nichts mehr angemerkt nur waren sämtliche ochsenzungen und sämtliches erreichbare eichenlaub und viel birkenlaub in weitem umfeld von ihr gefressen.

pferde mit hufrehe fressen vermehrt gundermann und kriegen damit eine besserung der hufe hin.

aber in beiden fällen würde ich persönlich weder versuchen eine kuh mit eichenlaub noch ein pferd mit gundermann zu behandeln.

du siehst also, giftpflanzen sind zwar nachweislich giftig, das heisst aber nicht dass man sie ausrotten soll, sondern nur dass man darauf achtet dass die tiere genug alternative pflanzen zum fressen zur verfügung haben.

lg herby

03.06.2008 18:32

5 wolfgang

hallo marion,

bitte,bitte lass die eiche stehen lach lach.
ich hüte , wie herby schon geschrieben hat im herbst sehr gerne eicheln.
ist ein natürliches und zudem kostenloses kraftfutter.
allerdings fange ich , wie bei jedem anderen futter langsam an die schafe daran zu gewöhnen.
wenn deine lämmer im herbst , wenn die eicheln anfangen zu fallen , solltest du darauf achten das sie nicht zuviel davon fressen, zur not kannst du die eicheln mit einem laubrechen zusammennehmen und wenn du die möglichkeit hast ,sie trocken und breit ( also nicht im sack oder ähnlichem , sonst vergammeln sie ) aufzubewahren, kannst du sie im winter zufüttern ,habe ich bei meinen ziegen so gemacht , als es noch nicht so viele waren.
du musst auch nicht peinlich genau alle eicheln zusammennehmen , wenn deine tiere daran gewöhnt sind dürfte nichts passieren.
ich hüte jetzt schon seit jahren wo es nur irgend möglich ist eichel und hatte noch nie probleme.
auch eichenlaub können sie fressen , aber wie bei allen anderen futtermitteln ( auser gras und heu ) in maßen , nicht in massen.
wenn du deinen schafen im winter noch ne freude machen willst, hänge ihnen ab und zu nen tannenzweig ( von nicht behandelten bäumen )in den stall , so habe ich immer meine weihnachtsbäume und die meiner nachbarn " entsorgt ".
zu den giftpflanzen wurde schon genug geschrieben und ich will dich nicht total durcheinander bringen .auserdem , das muss ich zugeben , sind herby lotti und dagmar was pflanzen anbelang wesendlich kompetender als ich .
frag einfach " stück für stück ", dann brauchts du dir nicht soviel auf einmal merken . antworten wird einer von uns immer.

gruss wolfgang

ich will sie weiden , wie es recht ist

03.06.2008 21:36

6 MarionEB

Hallo ihr Lieben,

danke, daß ihr mir so ausführlich geantwortet habt lächel

zu Herby,

tja, du hast Recht, eigentlich müsste Pia nun wissen, daß Schöllkraut nicht gut tut, aber ich hatte große Angst um sie, es ging ihr so schlecht: massiven Durchfall und Kreislauf war kaputt.
Dann lass ich die kleinen Schöllkrautpflanzen jetzt stehen und beobachte ob sie gelernt hat.

Ja, manchmal sind auch unsere domestizierten Tiere wirklich noch so instiktsicher, daß sie genau wissen was ihnen gut tut, so wie du es von der Kuh beschrieben hast. Aber bei Pia und Pinocchio weiß ich noch nicht, wie gut ihre Instinkte noch vorhanden sind, da muß ich erst beobachten.

zu Wolfgang,

jaaa, ich lasse meine schöne alte Eiche auf alle Fälle stehen, die ist so schön ursprünglich gewachsen und mehrere hundert Jahre alt.
Um den Stamm zu umfassen sind bestimmt vier Menschen nötig, sie ist so wunderschön.

Also dann meinst du es so:
die Eicheln und Blätter der Eiche fallen ja nicht allesamt plötzlich herab. Dann würden die beiden erstmal einige essen und zwischendurch ja auch Gräser und Kräuter .
Und wenn die Eicheln und das Laub dann vermehrt abfallen, dann würden sie nicht wie irre alles in sich reinfuttern, sondern mal dies essen und mal das.
Gut, dann werde ich mich jetzt nicht allzu sehr sorgen und die Dinge erstmal auf uns zukommen lassen.
Und wenn ich merken sollte, daß sie dann doch zu viel davon aufnehmen, dann habe ich alles vorbereitet, daß ich sie in den anderen Auslauf mit dem kleinen Offenstall tun kann.
Dann kann ich in der Zeit die Eicheln zusammenharken und luftig aufbewahren und habe dann im Winter immer einige Leckerlie für sie.
Meine beiden Hängebauchschweinchen lebten ja vorher in diesem Auslauf und die haben auch nicht alle Eicheln aufgefuttert. Es blieb immer was liegen, obwohl sie schon ziemlich davon gegessen haben. Aber Schweine vertragen vieles besser als Schafe, das kann man wohl nicht so vergleichen.

Zur Zeit sind sie noch im vorderen , abgeteilten Bereich und wir gehen nur ab und zu zusammen in den Bereich unter der Eiche. Ich habe die Zweige mit den trockenen Blättern erstmal überwiegend weggenommen und reiche ihnen nun immer mal zwei kleine Zweige.
So werden sie sich wohl daran gewöhnen.

Und Tannen- und Fichtenzweige kann ich ihnen mehr als genug anbieten, weil mein ganzes Grundstück von großen Tannen und Fichten umzingelt ist lach
Und bei mir ist alles völlig unbehandelt

Ach, prima, jetzt kann ich ruhiger schlafen, ich war schon so in Sorge wegen der großen Eiche.

Und die Thujapflanze kann ich ja mit Drahtgeflecht umzingeln, mal gucken wie es geht.

Ich danke euch sehr

Marion

03.06.2008 23:28

7 wegwarte

Hallo Wolfgang, Hallo Herby,

danke für eure Aufklärung. Hab eure Postings (wg. der Eicheln für Schafe) mal kopiert und per Mail an meine Lehrerin von der Phyto-Ausbildung geschickt. Mal sehn, ob ne Antwort kommt....

Ne, im Ernst, ich würde in diesem Fall immer auf die kompetente Aussage von Wolfgang vertrauen zwinker
Aber ist schon lustig, was so alles in der Fachliteratur steht....

Liebe Grüße Dagmar

04.06.2008 19:57

8 MarionEB

Halloi,

hab mich heute mit einem entfernten Nachbarn über Eichenlaub und Eicheln unterhalten.
Er ist Forstarbeiter und hat schon immer Tiere, jetzt auch Kamerunschafe.
Er sagte auch, daß die Eiche mit ihren schmackhaften Eicheln und dem Laub der meistbesuchte Baum der Tiere ist.
Und auch er sagte, daß es eine gute , gehaltvolle Nahrungsquelle für die Tiere ist.
Aber wie Wofgang auch schon sagte: in Maßen nicht in Massen.

Er meinte auch, daß es keine Probleme geben dürfte, wenn die Eicheln so nach und nach abfallen und nicht gerade durch Sturm oder so alle mit einem mal abfallen und die Schafe dann alle aufessen wollen.
In dem Fall muß ich dann eben schneller sein lach

Grüßel Marion

08.06.2008 00:01

9 wolfgang


hallo marion,
schneller sein als ein schaf , daß einen ( oder mehrere ) leckerbissen fressen will???
dann musst du aber verdammt schnell sein lach lach lach lach lach

gruss wolfgang

ich will sie weiden , wie es recht ist

08.06.2008 20:27

10 MarionEB

Ja, Wolfgang,

ich trainiere ja schon lach

aber es sieht ganz so aus, als könnte ich mich beruhigt zurücklehnen.
Ich lasse sie jetzt ab und zu in den hinteren Bereich wo die Eiche steht und einiges an Zweigen mit trockenen Blättern liegt.
Sie essen sie gerne, aber sie essen sie nicht gierig alle auf , sondern gehen dann auch ans Gras futtern, nehmen mal hier ein Häppchen und mal da.

Grüßel Marion

09.06.2008 23:19