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Lärchenschwamm (Fomitopsis officinalis)

1 Lotti

Hallo ihr!

Lärchenschwamm ist ja ein Bestandteil in einigen Rezepten von Schwedenbitter. Ich weiss nicht ob ich es schaffe dazu nochmal eine Kräuterseite zu schreiben, darum hier mal ein paar gesammelte Infos

Zitat von Friedrich Losch Kräuterbuch

Lärchenschwamm (Polyporus officinalis Fries)
Tannenschwamm, Agarik; Boletus laricis Jacquin

Ein an Lärchenstämmen sitzender, meist unregelmäßig geformter Löcherschwamm, dessen Oberfläche höckerig und ringförmig gefurcht ist und gelbe, weißliche und bräunliche Ringstreifen zeigt. Die Haut ist hart und im Alter rissig. Der untere Teil besteht aus kurzen, sehr feinen Röhren, welche außen zuerst gelblich, später bräunlich aussehen. Das innere Pilzgewebe ist weißgelb, beim frischen Schwamm fleischig zäh, beim getrockneten korkartig zerreiblich.

Der Lärchenschwamm findet sich bei uns sehr selten, häufig aber in den Alpen an alten Lärchenstämmen.

Dieser Schwamm hat eine starkes Niesen verursachende Schärfe, wenn sein Pulver in die Nase kommt, einen eigentümlichen Mehlgeruch und scharfen, zuerst süßlichen, dann widerlich bitteren Geschmack.

Der von der Rinde befreite, getrocknete und in Stücke zerschnittene Schwamm erscheint im Handel und wird für den gebrauch gepulvert.

Anwendung:
Lärchenschwamm, Agaricus albus der alten Apotheker, wird im Aufguß oder in Pillen verwendet. Er führt stark ab, treibt die Monatszeit, reinigt Magen und Brust von Schleim, Gabe des Pulvers 0,06 gr; zum Aufguß 7,5 - 10 gr. Lärchenschwamm bildet einen Bestandteil des Lebenselixiers. Nach den Kräuterbüchern soll man ihn immer mit Wein, Ingwer, Näglein (Gewürznelken) oder Spikanard (Lavendel) korrigieren, dann werde er nützlich gebraucht in den Brustschwachheiten, die von grobem Schleim verursacht werden; denselber zerteile er, führe ihn aus und purgiere auch.

Richard Willfort schreibt ganz ähnlich, aber Pahlow beschreibt als botanischen Namen für den Lärchenschwamm Laricifomes officinalis Vill. Ex Fr. und spricht von "giftig". In Giftpflanzen Pflanzengifte hab ich es jetzt aber nicht gefunden.

Es ist gut möglich daß Maria Treben den Lärchenschwamm durch andere Kräuter ersetzt hat und daß dadurch auch unterschiedliche Rezepte zustande gekommen sind.

Liebe Grüsse

Lotti

23.04.2006 22:18 | geändert: 28.04.2006 19:42

2 Lotti

Zitat von Knaurs Pilzbuch 1955


(...)
Eines der ältesten Heilmittel aus Pilzen liefert wohl der Lärchenporling, Apotheker-, Purgier- oder Lärchenschwamm Ungulina (=Polyporus) officinalis (Vill.) Pat. Er wächst auf Lärchenstämmen in Südeuropa, der Schweiz, Südrußland und Sibirien, hat seitlich angewachsene, huf- oder knollenförmige, meistens sehr unförmige, unregelmäßige, bis kopfgroße zusammengewachsene Hüte, die konzentrisch gefurcht und durch gelbliche und bräunliche Zonen bunt sind und eine harte, rissig abblätternde Haut. Die Röhren sind kurz und sehr eng, gelbbräunlich und nicht geschichtet. Das Fleisch ist weißlich, zähweich, später holzig aber leicht zerreiblich, riecht mehlig und schmeckt anfangs süßlich, dann intensiv und anhaltend bitter.

Der Pilz war schon im Altertum bei Galen, Dioskorides und Plinius erwähnt und sowohl von den Ärzten als auch in der Volksmedizin als drastisches Abführmittel, auch äußerlich als blutstillendes Mittel gleich dem Zunder sehr geschätzt. Außerdem wurde er nach den alten Kräuterbüchern bei chronischen Katarrhen, Brust- und Lungenleiden, gegen die Nachtschweiße bei Tuberkulose, gegen Rheuma, Gicht, Gelbsucht und Wassersucht sowie gegen Eingeweidewürmer vielseitig und erfolgreich angewendet. Er enthält wirksame Harze und Agaricinsäure, die schweißtreibend wirkt, und ist homöopathisch als "Boletus laricis (Agaricus albus)" noch heute gebräuchlich. Das uralte Volksmittel dient auch jetzt noch als Zusatz vieler Bitterliköre und sogenannter Magenschäpse wie "Heiligenbitter" oder "Alter Schwede"

23.04.2006 22:51 | geändert: 24.04.2006 00:25

4 Cernunuos

Hallo noch mal Lotti,

das ist schon spannend mit dem Lärchenschwamm als „vergessene“ Schwedenkräuterzutat. Gibt es da irgendwo Informationen, dass er eventuell gesundheitsschädlich sein soll und kann man ihn überhaupt noch kaufen?

Jetzt hab ich auch noch bisserl im Internet gesucht und ein wenig Infos zum „alten Schweden“ gefunden. Vielleicht ist was Neues für dich dabei:

Hersteller des „alten Schweden“: http://www.sanddorngrog.de/index.php?status=32

Dieses Lexikon nennt alternative Namen für „Alter Schwede“ in der Volksheilkunde (http://www.aerztehaus-wasseralfingen.de/lexikon2.html):
1. Spec. amarae.
2. Spec. Hierae. picr.
3. Tinct. Aloës comp.

Es gibt ja auch noch eine Hand voll weiterer Kräuterliköre im Handel, bei denen niemand so genau weiß, was da drin ist. Beispielsweise „Ramazzotti“. Dieser Hersteller hat jetzt auf seiner Homepage 7 der 33 enthaltenen Kräuter veröffentlicht.

Diese wären:
Enzian-Wurzel
Oregano
Zimt
Rhabarber
Orange (vermutlich Schale)
Chinarinde
Bittere Orange aus Curacao

Zumindest zwei davon sind uns ja auch von so manchem Elixier bekannt…

Aber ich vermute jetzt mal persönlich, dass die Likör-Hersteller eher am guten Geschmack als an der Heilwirkung interessiert sind, wobei solche Produkte durchaus eine Wirkung haben können.

Das mit dem Kampfer ist auch so ein Punkt, der mir beim echten Schwedenbitter etwas Sorgen macht. Dein Argument mit dem Zusammenwirken der verschiedenen Kräuter und nicht der einzelnen Betrachtung des Kampfers an sich hat mich eigentlich sehr überzeugt. Ich habe bevor ich auf eure tolle Seite stieß auch einem großen Pharmaunternehmen die Frage bezüglich der Unbedenklichkeit des Kampfers gestellt und folgende Antwort erhalten: „Bzgl. Kampfer können wir Ihnen mitteilen, dass die Dosierung unbedenklich ist bzw. die von Ihnen genannten Risiken hier im Haus nicht bekannt sind.“

Wieso gibt es eigentlich nichts Schönes im Leben, was nicht auch eine (zumindest kleine) Schattenseite hat…

Viele Grüße und die besten Wünsche

Thilo

28.04.2006 00:04

5 Lotti

Hallo Cernunuos!

das ist schon spannend mit dem Lärchenschwamm als „vergessene“ Schwedenkräuterzutat. Gibt es da irgendwo Informationen, dass er eventuell gesundheitsschädlich sein soll und kann man ihn überhaupt noch kaufen?

Ich weiss es momentan noch nicht. Ich kam heute auch nicht dazu genauer zu suchen. Ich denke das gehört zu den Dingen die man mal etwas an die Seite legt und sammelt was man an Informationen bekommt. Kommt Zeit, kommen Antworten lächel Mit Lärchenschwamm hab ich mich noch nicht näher befasst. Ursprünglich wollte ich ja auch keine Kräuterseiten in dem Sinne machen, sondern einfach nur die Kräuter auf der Weide vorstellen um ein Gefühl zu vermitteln was alles in der Milch sein kann und wie wichtig Artenreichtum für Kühe ist. Naja, ist ja etwas ausgeartet zwinker

Wegen Kräuterlikören schreib ich die Tage mal ein neues Posting (falls ich es nicht vergesse). Mit einem Blick auf die Uhr schreib ich da jetzt nichts mehr zusammen lächel

Das Lexikon ist ja genial!! Wenn das mal vollständig ist, ist das echt eine super Hilfe für die ganzen alten Bücher. Danke!!! lächel

Zu den Kräutern die aus dem Verkehr gezogen wurden, gleich ein anderes Posting unter den Kräutern

Liebe Grüsse

Lotti

28.04.2006 00:58 | geändert: 28.04.2006 01:41

6 Lotti

Dioskurides, Übersetzung: 1902 vom deutschen Pharmazeuten Julius Berendes, vorher vom Griechischen ins Arabische und später über das Lateinische ins Deutsche
Quelle: http://home.datacomm.ch/materiamedica/Volltext/Buch3.htm


Lärchenschwamm
Boletus laricis (Fungi, Hypomenomycetes) - Lärchenschwamm

Das Agarikon wird für eine Wurzel gehalten, ähnlich der des Silphion, es ist aber nicht dicht an der Oberfläche wie das Silphion, sondern durchweg locker. Es gibt aber davon ein männliches und ein weibliches. Das weibliche unterscheidet sich dadurch, dass es innen gerade Fasern hat; das männliche dagegen ist rund und durchweg fest gefügt. Der Geschmack ist bei beiden gleich, nämlich anfangs süßlich, hernach bitterlich auftretend. Es wächst zu Agaria in Sarmatien. Einige behaupten, es sei die Wurzel einer Pflanze, Andere, es wachse aus faulenden Baumstümpfen, wie die Pilze. Es wächst aber sowohl in Galatien in Asien als auch in Kilikien auf den Zedern, ist leicht zerbrechlich und weich. Seiner Kraft nach ist es adstringierend, erwärmend, es wirkt bei Leibschneiden und Unverdaulichkeit, bei inneren Rupturen und Sturzverletzungen. In der Gabe von 2 Obolen wird es denen, die fieberfrei sind, mit Honigwein, den Fiebernden mit Honigmeth gereicht. Auch bei Leberleiden, Asthma, Gelbsucht, Dysenterie, Milzleiden, Harnverhaltung, Gebärmutterleiden und hässlicher (Haut-)Farbe wird es zu je 1 Drachme gegeben, ferner den Phthisikern mit süßem Wein, den Milzsüchtigen mit Sauerhonig, auch den Magenkranken, indem es so gegessen oder getrunken wird, ohne dass eng Schlürftrunk noch dazu genommen wird, ebenso auch denen, die saures Aufstoßen haben. In der Gabe von 3 Obolen mit Wasser genommen stellt es den Blutauswurf, wirkt ferner bei Ischias-, Gelenkschmerzen und Epilepsie, wenn es mit Sauerhonig im gleichen Gewicht genommen wird. Weiterhin befördert es die Menstruation und wird auch im gleichen Gewicht mit Erfolg den Frauen gegeben, welche all Aufblähen der Gebärmutter leiden. Es hält die Fieberschauer zurück, wenn es vor dem Eintritt gereicht wird. In Honigmeth zu 1 bis 2 Drachmen genommen reinigt es den Bauch; ferner ist es in der Gabe von 1 Drachme mit Mischtrank genommen ein Gegenmittel gegen tödliche Gifte, hilft auch im Gewicht von 3 Obolen mit Wein getrunken gegen Schlangenbisse und -Stiche. Überhaupt ist es gegen alle innerlichen Leiden dienlich, wenn es mit Berücksichtigung der Wirkung und des Alters (des Patienten) gegeben wird, den Einen mit Wasser, den Anderen mit Wein, mit Sauerhonig oder mit Honigmeth.

28.04.2006 12:35 | geändert: 28.04.2006 12:56

7 Lotti

Quelle:
Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
Hamburg



Fomitopsis officinalis (Vill.: Fr.) Boud. & Sing 1941
Familie: Coriolaceae (Polyporaceae, Fomitopsidaceae)
Lärchenschwamm

Agaricon officinale (Vill.: Fr.) Donk
Boletus laricis Jacq.
Boletus officinalis Vill. 1789
Boletus purgans Pers.
Fomes officinalis(Vill.: Fries) Neum.
Laricifomes officinalis (Vill.: Fries) Kotlaba & Pouzar 1957
Polyporus officinalis Vill.: Fries 1821
Ungulina officinalis (Vill.) Fries
? Placodes officinalis Vill.


Frage:
Der hier erwähnte aktuelle Name ist von 1941, Laricifomes officinalis ist von 1957. Warum ist der ältere Name angeblich aktueller?

28.04.2006 12:44 | geändert: 28.04.2006 20:35

8 Lotti

Also momentan finde ich nur Hinweise, daß der Lärchenschwamm langfristig abführend wirkt, also nicht direkt, sondern eher langzeitmässig und daß von daher Vorsicht geboten ist, daß es nicht zu Schäden führt.

Dann einen Hinweis darauf, daß die Inhaltsstoffe in Alkohol lösbar sind, aber nicht in Wasser von 17 hundert irgendwas

Jede Menge homöopathische Mittel mit und aus Lärchenschwamm finde ich, aber Lärchenschwamm selber finde ich nicht.

Laut Homöopathisches Arzneibuch – HAB 2000 ist der aktuelle offizielle Name von Boletus laricis = Laricifomes officinalis

Der europäische Apothekerschwamm oder Lärchenbaumschwamm (Laricifomes officinalis) ist als Heilmittel gesucht und hoch geschätzt. Sein wirksamer Bestandteil ist Agaricinsäure; sie wirkt stark abführend und ist für den außerordentlich bitteren Geschmack verantwortlich.

Vom Aussterben bedroht, nur in höheren Lagen wachsend, nur an Lärchen. Geschützt in Deutschland und der Schweiz auf jeden Fall mal, wo sonst noch weiss ich noch nicht.

Ich vermute man hat ihn rausgenommen damit er nicht gesammelt wird und die wenigen Orte wo er noch wächst, werden dann eher homöopathisch verarbeitet um mit weniger Pflanze mehr Wirkstoff zu bekommen. Aber das ist eine Vermutung. Ich suche noch weiter.

28.04.2006 12:55 | geändert: 28.04.2006 14:01

9 Lotti

Das kam grad von wegwarte per Mail:

Zitat von Hunius

Stammpflanze von der Droge Fungus Laricis: Laricis fungus, Boletus laricis, Agaricus albus, Lärchenschwamm, Purgierschwamm; der getrocknete Fruchtkörper des Pilzes.

Offizinell EB6;

Inhaltsstoffe:

Agaricinsäure (bis 18%), Harz, Triterpen-,Ricinol-, Oxal-, Phosphor- u.a. Säuren, Gummi, Wachs, Bitterstoffe;

Anwendung: volkstümlich: Abführmittel, sowie gegen Erkrankungen desrheumatischen Formenkreises, Lungenleiden, Nachtschweiß, Anwendung (technisch): Bittermittel in der Likörindustrie.

Hom: Lariciformes officinalis (HAB1.5) getrockneter, vom Hymenium und
den derben Randschichten befreiter Fruchtkörper.

Agaricinsäure: Dosierungen über 0,2 g wirken bereits lähmend, Tod durch Atemstillstand...

Ich seh schon, ohne Hunius kommt man nicht weit...

Dagmar: Danke!!! lächel

28.04.2006 17:34 | geändert: 28.04.2006 17:36

10 Lotti

Hallo Thilo,

damit ist auch geklärt warum der Lärchenschwamm ausgetauscht wurde. Ich glaub im Theriak venezian ist er noch drin. Aber da das ja auch wieder ein Gemisch ist und davon ja auch nicht so viel im Schwedenbitter drin ist, müsste man schon flaschenweise Schwedenbitter trinken um sich zu vergiften.

lächel

28.04.2006 17:43