Gemeine Küchenschelle
(Pulsatilla vulgaris Mill.) giftig! Naturschutz!
Nickende Küchenschelle
(Pulsatilla pratensis) giftig! Naturschutz!
Synonyme:
Pulsatilla vulgaris: Anemone pulsatilla L., Kuhschellenkraut,
Bitzblume, Bitzwurz, Bockskraut, Güggelblume, Guguche, Gugenrose,
Hackelkraut, Heuschlafen, Glockenblume, Kronblume, Küchenlbümlein,
Kuhschellen, Mutterkraut, Osterblume, Pelzanemone, Plumpblume, Siebenschläfer,
Tageschlaf, Tagschläfer, Weinkraut, Wildmannskraut, Wolfspfote
Pulsatilla pratensis: Anemone pratensis L., Bitzblume, Bitzwurz,
Glockrose, Kleiner Ziegenbart, Osterglöckchen, Schwarze Küchenschelle, Wiesen - Kuhschelle
Familie:
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Namensentstehung:
Der Name "Küchenschelle" oder "Kuhschelle"
wird auf die Form der Blüten zurückzuführen sein, die
einen glockigen bzw. schellenartigen Eindruck ergeben.
Beschreibung:
Beide Arten der Küchenschelle unterscheiden sich nur geringfügig
in ihrem Aussehen. Pulsatilla vulgaris ist stärker behaart mit
hellvioletten nickenden Blüten, während die Pulsatilla pratensis
weniger behaart und die Blüte aufrechter ist.
Die ausdauernde Pflanze treibt im zeitigen Frühjahr aus ihrem kräftigen,
oft mehrköpfigen Wurzelstock, ein Blattbüschel oder einen
oberirdischen Sproß und wird bis zu 25 cm groß. Die Blätter
am Sproß zeigen sich erst während des Aufblühens. Am
oberen Ende des Sprosses wächst eine einzelne aufrechte oder schwach
geneigte Blüte mit dunkel bis hellvioletten zipfelförmigen
Kronenblättern die glockig beieinander stehen. Die Narbe ist lang
und violett, die Staubblätter zahlreich. Die ganze Pflanze ist
auffällig silbrig behaart, wobei die Behaarung mit zunehmendem
Alter der Pflanze abnimmt. Die Laubblätter sind grundständig,
langgestielt und gefiedert mit unregelmäßigen Einschnitten.
Verwechslung:
Beide Küchenschellenarten untereinander.
Blütezeit:
Pulsatilla pratensis: April - Mai
Pulsatilla vulgaris: März - Mai
Vorkommen:
Pulsatilla pratensis: Sandboden, Kiefern- und Birkenhügel,
Wiesen.
Pulsatilla vulgaris: Sonnige, trockene Grasflächen, Steppenheiden,
Hänge
Beide Arten sind hauptsächlich bekannt in Gärten, wilde Formen
stehen unter Naturschutz.
Verbreitung:
Europa, Nordasien
Sammelgut:
Kraut (Herba Pulsatillae)
Sammelzeit:
Ende der Blütezeit
Sammelvorschrift:
Vorsicht! Die Kuhschelle sollte nicht gesammelt
werden, sie verursacht starke Reizwirkung auf der Haut und kann innerlich
angewendet zu Erbrechen, später zur Lähmung des zentralen
Nervensystems und ab 30 Pflanzen zum Tod führen.
Inhaltsstoffe:
Pulsatilla vulgaris: Protoanemonin (verändert sich in das
weniger giftige Anemonin durch Trocknung), Saponine, Gerbstoffe
Pulsatilla pratensis: Ranunculin, wandelt sich durch Fementation
in Protoanemonin und Glucose
Anwendung:
Kommission E: Sie rät von einer Anwendung der Küchenschelle ab. Sie sieht die Wirkung als nicht gesichert und die Nebenwirkungen als zu groß an.
In der Volksmedizin wird wird die Pulsatilla vor allem in homöopathischer Form verwendet. Vor
einer Selbstanwendung mit Tees oder selbst angefertigten Tinkturen wird
dringend abgeraten. Käuflich erworbene Tinkturen werden aus der getrockneten Pflanze hergestellt.
Früher war das Kraut offizinell und diente in der Arzneimittelkunde
gegen unreine Geschwüre, Flechten, als Gegenmittel bei Quecksilbervergiftung,
Knochenfraß und entzündete Augen, sowie grauem und schwarzem Star sowie zu Abtreibungszwecken ungewollter Schwangerschaften. Aber auch damals schon
wurde die Küchenschelle hauptsächlich in Form von Extrakten
und Tinkturen angewendet. Die Küchenschelle wurde in der Volksmedizin
zwar auch gebraucht, aber ihren guten Ruf bekam sie durch die homöopathische
Aufarbeitung. Bei der Verwendung wurde kein Unterschied zwischen den
Arten gemacht.
Als Homöopathikum wird Pulsatilla vulgaris gegen sehr viele
Erkrankungen eingesetzt. Depressionen, Kopfschmerzen in Verbindung mit
Magenbeschwerden, Menstruationsbeschwerden, Premenstruelles Syndrom
(PMS), Wehenschwäche, Angst vor der Geburt, Einleitung der Periode, Geschlechtskrankheiten bei Mann und Frau, Hyperaktivität,
Migräne, Leberleiden, Magen- und Darmbeschwerden, Gallenleiden
und Erkältungen aller Art (auch chronische), Ekzeme, Nesselausschläge,
Krampfadern, Venenentzündungen, Gicht und Rheuma. Bei akuten Erkrankungen
verwendet man D4 - D12, bei chronischen Erkrankungen D30
Küchenschelle im eigenen Garten:
Die Küchenschelle wird im Frühling ausgegraben, geteilt und verpflanzt. Besonders ergiebig ist sie dabei allerdings nicht. Vermehrung über Aussaat geschieht im Frühjahr direkt nach der Samenernte. Die Samen sind nicht sehr lange keimfähig. Die Pflanze liebt kalkhaltige, leicht sandige Wiesen und sonnige Standorte. Durch die frühe Blütezeit, dient sie zahlreichen Insekten als frühe Nahrung.
Nebenwirkungen:
Nicht anwenden in der Schwangerschaft, da die Küchenschelle Wehen hervorruft! Der Hautkontakt mit der Küchenschelle sollte vermieden werden,
da sie bei Berührung zu starken Hautreizungen führt. Schleimhäute
werden dementsprechend stärker gereizt. Durchfall, Erbrechen, lähmung
des zentralen Nervensystems, bei Schwangeren Abort. 30 Pflanzen innerlich
eingenommen können zum Tod führen.
Vergiftungen von Weidetieren durch die Küchenschelle sind mir derzeit
nicht bekannt. Alle von mir herangezogenen Informationsquellen erwähnen
keine Vergiftungen von Tieren, sondern lediglich vom Menschen.
Interessantes:
Von der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter
Pflanzen wurde die Küchenschelle 1996 zur Blume des Jahres ernannt.
Sie gehört zu den sehr guten und früh blühenden Bienenweidepflanzen.
Geschichtliches:
Schon die alten Kelten sollen die Küchenschelle gekannt und angewendet
haben. Hippokrates verwendete die Küchenschelle um hysterische Angstzustände zu behandeln und um die Menstruation hervorzurufen.
Quellen:
Das
große Buch der Heilpflanzen,
Heilpflanzen
gestern und heute,
Giftpflanzen
Pflanzengifte,
Dumont's
grosse Kräuterenzyklopädie,
Kräuterbuch,
Die Kräuter in meinem Garten,
Das grosse Garten Lexikon, Südwestverlag 1990, ISBN 3517011304
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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Fotos: © L. B. Schwab
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Pulsatilla vulgaris
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Pulsatilla pratensis
Pulsatilla pratensis
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