Heidelbeere
(Vaccinium myrtillus L.)
Synonyme:
Bickbeere, Blaubeere, Griffelbeere, Hällbeere, Haselbeeri, Heedelbeere,
Krähenauge, Mehlbeer, Sentbeere, Schwarzbeere, Taubeere, Wehlchen,
Worbel
Familie:
Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Namensentstehung:
"Blaubeere" bezieht sich auf die Farbe der Früchte
Beschreibung:
Die zu den Halbsträuchern gehörende Heidelbeere wird bis 50
cm hoch und hat weit reichende unterirdische Ausläufer. An reich
verweigten, grünen und kantigen Stengeln, sitzen wechselständig
an kurzen Stielen die kleinen, eiförmigen, derben, fein gesäten
Blätter. Die kugeligen, grünen, rot überlaufenen Blüten
stehen allein in den Achseln. Die Beeren sind blauschwarz und vielsamig.
Die Heidelbeere kann bis zu 30 Jahre alt werden.
Verwechslung:
Mit der Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), deren Früchte innen
hell und aussen mehlartig überzogen sind. Sie schmecken etwas fade
und verursachen in grösseren Mengen Durchfall und Rauschzustände,
daher der Name. Als Heilpflanze ist die Rauschbeere der Heidelbeere
sehr ähnlich.
Blütezeit:
April - Juni
Vorkommen:
Saure Böden an lichten Stellen in feuchten Wäldern, auf Urgestein oder Sandböden.
Ausserdem sind sie wichtiger Bestandteil in Zwergstrauchheiden oder
Mooren.
Verbreitung:
Weite Verbreitung auf der ganzen Nordhalbkugel, ausser im Südwesten
Italiens und der Iberischen Halbinsel
Sammelgut:
Blätter (Myrtilli folium ) und Früchte (Myrtilli fructus)
Sammelzeit:
Juni - August
Sammelvorschrift:
Es werden nur die Blätter ohne Schaden gesammelt und an einem luftigen,
schattigen Ort möglichst schnell getrocknet. Die Blätter dürfen
sich nicht braun verfärben, sonst sind sie schlecht. Sie schmecken
zusammenziehend und sind geruchlos.
Die reifen Früchte trocknet man am Besten bei künstlicher
Wärme (40 - 50 °C). Sie sind geruchlos, schmecken säuerlich
und etwas herb-süsslich.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern.
Inhaltsstoffe:
Blätter:
Flavonoide, Gerbstoffe, Quercetin, Chlorogensäure, Chinasäure,
Glykoside und weitere Substanzen. Hoher Gehalt an Mangan und Chrom.
Früchte:
Gerbstoff. Ferne Flavonoide, Mineralstoffe, Fruchtsäuren, Vitamine,
blauer Farbstoff und Zucker.
Anwendung:
Eigenschaften: stopfend, anregend, wurmtreibend, schleimlösend, wundheilend
Die Kommission E hat die Heilwirkung der getrockneten Heidelbeere
bei akuten Durchfallerkrankungen und leichten Entzündungen in Mund-
und Rachenraum anerkannt, lehnt aber die Verwendung der Blätter
ab, da Nebenwirkungen in höheren Dosen und über einen längeren
Zeitraum zu befürchten sind.
Frische Beeren wirken abführend und stärken die Augen vor allem bei Nachtblindheit. Ihre Schale und Kerne quellen im Darm auf und treiben auf die Art Würmer ab.
Mit Zucker vergorene frische Beeren dagegen, wirken
sehr gut gegen Durchfall. Gleiches gilt für Heidelbeer-Muttersaft. Der gewöhnliche Heidelbeersaft eignet sich nicht, denn er enthält zu viel Zucker.
Bekannter als der vergorene Saft, ist die getrocknete Heidelbeere gegen Durchfälle. Sie kann auch problemlos auch
Kindern gegeben werden. Sie schädigen den Magen nicht, da ihre Wirkstoffe erst im Darm frei werden. Dort
binden sie Giftstoffe und verhindern ihre Resorption. Die Tageshöchstdosis liegt bei Erwachsenen bei 20 - 60 g, bei Kindern
zwischen 4 und 10 Jahren bei 15 - 20 g, Säuglinge bekommen 5 - 10 g und Kleinkinder 10 - 15 g täglich. Die getrockneten
Beeren können auch ohne weitere Zubereitung gegessen werden.
Abkochung aus den getrockneten Früchten:
3 gehäufte
Esslöffel getrocknete Heidelbeeren mit 1/2 kaltem Wasser übergießen, erhitzen und 10 Minuten
leise köcheln lassen.
Bei bedarf trinkt man
so viel wie in ein kleines Weinglas passt. Diese Abkochung eignet sich
auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum als Gurgelmittel
und die Volksmedizin wendet diesen Tee auch bei Hämorrhoiden an.
Vergorener Heidelbeersaft aus frischen Früchten:
Eine beliebige Menge frischer Beeren zerdrücken und mit einem Tuch bedeckt 5 Tage stehen lassen. Danach
durch ein Tuch pressen und pro 100 ml Saft 100 g Zucker geben. Unter Rühren 5 Minuten aufkochen, heiss in
sehr saubere Flaschen geben und die Flaschen gut verschließen. Es ist Ratsam die Flaschen zusätzlich
zum Beispiel mit Wachs zu versiegeln.
Heidelbeer-Muttersaft:
Pro Liter Wasser 2 Eßlöffel getrocknete Heidelbeeren über Nacht eingeweichen. Am nächsten Tag kocht man sie für 20 Minuten auf
und seiht dann ab. Gegen Durchfälle kann man den Muttersaft auch in Quark geben.
Heidelbeer - Tinktur:
2 - 3 Hände voll getrockneter Heidelbeeren mit gutem Branntwein übergießen dass sie gut bedeckt sind und stehen lassen. Immer mal nachsehen
ob sie bedeckt bleiben, da sie quellen. Notfalls noch etwas Branntwein hinzugeben. Je länger die Tinktur zieht, desto
stärker wirkt sie. Die Dosis liegt hier bei zwischen 10 und 30 Tropfen in Zucker oder warmem Wasser.
Heidelbeer - Breiumschlag:
Frische Heidelbeeren dick einkochen, auf ein Tuch streichen, etwas abkühlen lassen und auf die leidenden Stellen legen.
Diesen Umschlag alle 5 Stunden erneuern. Anwendung bei Hautkrankheiten und Brandwunden.
Heidelbeertees aus Blättern werden in der Volksmedizin bei Durchfällen
und Hämorrhoiden, aber auch bei Husten, rheumatischen Beschwerden,
Magenbeschwerden, Blasenschwäche, Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte
und zur Waschung von entzündeten Augen und Brandwunden verwendet.
Es sind Erfolgsberichte bei der Behandlung leichter Zuckerkrankheit
bekannt.
Bei Tierversuchen hat sich gezeigt, dass alkoholische Zubereitungen aus den Früchten und Blättern der Heidelbeere,
sowie auch wässrig-alkoholischen Auszügen, eine wundheilende Wirkung haben. Sie wirken gefäßschützend und antimikrobiell.
Für einen Heidelbeerblättertee nimmt man 1 - 2 Teelöffel
Blätter und übergiesst sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser,
lässt 10 Minuten ziehen und trinkt von diesem Tee 2 - 3x täglich
eine Tasse über einen kurzen Zeitraum.
Heidelbeeren in der Tiermedizin:
Früchte und Blätter: Innerlich bei Magen-Darmbeschwerden und Koliken vor allem bei Klein- und Jungtieren. Blätter und Früchte
zur Wundheilung. Zubereitungen aus den Blättern dürfen in der EU nicht bei Tieren angewendet werden, die der Lebensmittelgewinnung dienen.
Heidelbeeren in der Küche:
Heidelbeeren lassen sich sehr gut zu Marmeladen einkochen. Man kann sie aber auch tiefgefrieren, als Belag für
Kuchen verwenden, sie schmecken in Vanillepudding, Obstsalat, zerdrückt in Quark oder Joghurt, verkocht zu Roter Grütze,
zerdrückt als Mus auf Desserts. Ihre Verwendung in der Küche ist also sehr vielfältig und sprengt ein wenig den Rahmen dieser
Seite. Am besten Sie schauen mal bei uns ins Forum, ob sich schon Rezepte mit Heidelbeeren angesammelt haben.
Finger weg von Heidelbeeren an Weihnachten, dem Volksglauben nach soll es danach Trauer geben.
Nebenwirkungen:
Getrocknete Beeren: Keine Nebenwirkungen bekannt
Frische Beeren: Blaufärbung der Lippen und Zähne. Das bekommt man mit etwas Zitronensaft, Weinessig oder mit
frischen Johannisbeeren wieder weg.
Blätter: Bei höherer Dosierung oder längerem Gebrauch
können chronische Vergiftungen auftreten. Ab 1,5 g Blätter pro kg Körpergewicht, über einen längeren Zeitraum
folgt auf eine massive Gewichtsabnahme eine Veränderung der roten Blutkörperchen, Blutarmut, Gelbsucht und führt irgendwann zum Tod.
Grundsätzlich sollte man Durchfälle nicht länger als 3 Tage selber behandeln, sondern zum Arzt gehen wenn es nicht
aufhört.
Heidelbeere in der Natur:
Die Heidelbeere kann Flächen von bis zu 1000 m² bedecken
und ihre grünen Triebe unter dem Schnee sind im Winter eine
wichtige Nahrungsquelle für Wild
Sonstiges mit Heidelbeere:
Früher wurden Stoffe mit der Heidelbeere gefärbt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurden die Gewänder der römischen Skaven mit dem Saft der Beeren gefärbt, um
sie für jedermann erkennbar zu machen. Die Farbe der so gefärbten Stoffe ist blauviolett.
Geschichtliches:
Die frühste Information über die Heilwirkung der Heidelbeere
die mir bekannt ist, stammt von der Abtissin Hildegard von Bingen. In
den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wird sie ausführlich
beschrieben.
Quellen:
Die Kräuter in meinem Garten,
Alles über Heilpflanzen,
Die farbige Kräuterfibel,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Kräuterbuch,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bild mit freundlicher Genehmigung
von Kurt Stübers
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© L. B. Schwab, Käsekessel
Heidelbeere in ihrer Umgebung
Heidelbeere ganze Pflanze
Blüte
Stengel
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