Hafer
(Avena sativa L.)
Synonyme:
Biwen, Flöder, Gäbelshaber, Haber, Hattel, Haofa, Haowan,
Howern, Katzengras, Saathafer
Familie:
Süßgräser (Poaceae (Gramineae))
Namensentstehung:
Der Name "Katzengras" kommt von seiner Verwendung: Er wird
Wohnungskatzen als Auswurfhilfe für Haare in der Wohnung angepflanzt
und von den Katzen in jungem Zustand gefressen. Manchmal wird hierfür
auch Weizen verwendet, deshalb hat auch er den Namen "Katzengras".
Über die Namensentstehung des botanischen Namens ist man sich uneinig. Es könnte vom
altindischen Wort "avi" = "Schaf" (also Schafgras) kommen, aber genauso gut vom altindischen Wort
"avasa" = "Nahrung" stammen.
Beschreibung:
Hafer gehört zu den Rispengräsern. Der Stengel ist hohl und
aufrecht. Die Ähren sind zwei- bis vierblütig und hängen
an den Ästchen der ausgebreiteten Rispe. Die einzelnen Körner
sind von Spelzen umschlossen, die, im Gegensatz zu Roggen und Gerste,
mit ihnen nicht verwachsen sind. Das Stroh hat einen ganz typischen
Geruch, schmeckt fad und eigenartig aber nicht unangenehm. Haferkörner
haben einen schwachen, nicht unangenehmen Geruch und einen süßlich-mehligen
Geschmack
Verwechslung:
Mir nicht bekannt da Hafer sehr bekannt und eindeutig ist.
Blütezeit:
Juli
Früchte:
August - September
Vorkommen:
In Lagen bis zu 1700m.
Verbreitung:
In Europa als Kulturpflanze fast überall angebaut
Sammelgut und Zeit:
Frucht (Fructus Avenae) im August - September
Stroh (Avena stramentum) zur Erntezeit
Sammelvorschrift:
Frucht: Die Frucht wird von den Spelzen befreit und trocken gelagert.
Inhaltsstoffe:
Haferkorn: Pflanzliches Eiweiß und Fettstoffe, Lecithin, Kohlehydrate,
Phytosterine, Provitamin A (Carotin), Vitamine B1, B2, B6, E und K,
Patothensäure, Niacin, Biotin, Folsäure, Calcium, Phosphor,
Eisen, Kobalt, Kupfer, Mangan, Zink (keine Heilpflanze enthält
so viel Zink wie der Hafer), Aluminium, Kalium, Natrium, Magnesium,
Schwefel, Chlor, Bor, Kieselsäure und Jode sowie dem Indol-Alkaloid
Avenin, daß eine beruhigende Eigenschaft besitzt.
Haferstroh: Pektin, Kieselsäuren, Pentosane, Vitamin A
Anwendung:
Eigenschaften: Magen- und darmschonend, diätisch, erweichend, nierenwirksam, wassertreibend, cholesterinsenkend, wundheilend
Die Kommission E sieht die Wirksamkeit des Hafers, weder des Samens, noch der Pflanze, als nicht belegt an. Die Volksmedizin sieht das ganz anders.
Hafer ist grade für die Ernährung von Kindern ein ganz
wichtiges Nahrungsmittel, da er reich an Mineralien ist, die sehr wichtig
für das Knochenwachstum und die Gehirnbildung bei Kindern sind.
Aber auch für Erwachsene ist das für die Nerventätigkeit
zuständige Lecitin sehr wichtig.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben festgestellt, daß Haferflocken
bei einer Kochzeit von höchstens 5 Minuten und Hafermark von höchstens
3 Minuten, keinerlei nachteiligen Einfluß auf die Heilwirkung
haben und die Wirkstoffe voll erhalten bleiben, wobei grade im Kochwasser
von Haferspeisen die meisten Nähr-, Heil-, und Wirkstoffe gelöst
sind. Dieses Wasser also nicht wegkippen, sondern mit verwenden!
Haferschleim, als Suppe oder Brei, ist leicht bekömmlich und stellt
ein hervorragendes diätisches Lebensmittel für Schonkost bei
Krankheit dar. Er eignet sich hervorragend bei Schwächezuständen
und Ernährungsstörungen. Hafergrütze wird bei Magen-
und Darmbeschwerden, Nieren- und Blasenleiden, sowie Erkrankungen der
Milz und Lunge oder Schlaflosigkeit eingesetzt. Haferkuren für
Zuckerkranke haben in einigen Fällen den Blutzuckerspiegel normalisieren
können.
Hafer enthält Substanzen, die Schwermetalle im Körper binden, die dann über die im Hafer befindlichen
Ballaststoffe ausgeschieden werden. Ein Grund dafür, dass Hafer früher auch gegen Bleivergiftungen verwendet wurde. Einen entsprechenden Bericht findet man bei Wissenschaft.de.
Äußerlich:
Im "Gart der Gesundheit" (1485) wurde Hafer zu Hafermehl gemahlen und als Pflaster bei Verhärtungen, Geschwulsten,
Fisteln und Impetigo (hochansteckende infektiöse Hauterkrankung) und kosmetisch für schöne Haut empfohlen.
Bei Husten kann man einen Breiumschlag wie folgt machen: Hafermehl so lange in Wasser kochen, bis ein fester Brei entsteht.
Auf ein festes Leintuch geben, einschlagen und als Brustwickel anwenden.
Grüner Hafer:
Darunter versteht man die kurz vor der Vollblüte geernteten und
schnell getrockneten Haferpflanzen. Ein Tee von grünem Hafer findet
Verwendung bei nervöser Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Nervenschwäche
als Beruhigungsmittel. Er soll den Harnsäurespiegel im Blut senken
und bei Rheuma und Gicht hilfreich sein. Als Tonikum (siehe Hafertinktur
nur mit grünem Hafer) soll er bei Herz- und Kreislaufbeschwerden
grade bei älteren Leuten , aber auch bei Hautausschlägen und
Sexualstörungen gute Dienste tun. Diese Wirkungen sind wissenschaftlich
aber nicht belegt, allerdings sind auch keine Risiken oder Nebenwirkungen
bekannt.
Haferstroh:
Bäder mit Haferstroh werden hauptsächlich gegen Gicht, Rheuma,
und anderen Stoffwechselstörungen, aber auch bei Ischias,Frostbeulen,
Lähmungen aller Art und Frauenleiden angewendet. Hierfür nimmt
man für ein Vollbad etwa 100g gehächseltes Haferstroh, kocht
es in 3 Liter Wasser etwa 20 Minuten lang und gibt das Wasser durch
ein Sieb dem Badewasser zu. Von diesen Bädern soll man mindestens
10 direkt vor dem Schlafengehen machen. Teilbäder helfen gegen
Grind, Hautflechten, Wunden, Frostbeulen, erfrorene Glieder und Augenleiden.
Regelmäßige Fussbäder stärken übermüdete
Füße und beleben sie, wenn sie chronisch kalt sind.
Hafertinktur:
Haferkörner mit Weingeist im Verhältnis 1:10 mindestens 2
Wochen an einem warmen Ort stehen lassen, dann abfiltern. Diese Tinktur
kann man auch fertig in der Apotheke kaufen. Er wird als Belebungsmittel
bei allgemeiner Erschöpfung, bei geistiger Überarbeitung,
Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, bei sexueller Unfähigkeit, nervösen
Durchfällen, unfreiwilligen Samenentleerungen während des
Schlafes, nach Grippe und bei allen infektiösen Erkrankungen eingesetzt.
Außerdem wird er für die Tabakentwöhnung eingesetzt.
Hierfür nimmt man 5x am Tag 15 - 20 Tropfen in etwas warmen Wasser.
Die gleiche Kur wird bei Opium- bzw. Morphiumentwöhnungskuren gemacht
und hat dort schon gute Erfolge erzielt.
Belebender Hafertrank:
2 Liter Hafer werden 8 - 10x in frischem Wasser gewaschen, in 3 Liter
Wasser bis zur Hälfte einkochen und sofort abseihen. In den Absud
wird, nachdem er unter 40°C abgekühlt ist, Honig eingerührt.
Diesen Trank über den Tag verteilt schluckweise trinken.
Hafer homöopathisch:
Verwendung bei nervösen Erschöpfungszuständen mit allen Begleiterscheinungen wie Schlaf- oder Appetitlosigkeit,
nervösem Herzkopfen oder Schwächezuständen, sowie begleitend zum Entzug von Nikotin, Morphium oder Opium. Verwendet
wird die Urtinktur, 5, 10 oder 15 Tropfen mehrfach täglich.
Hafer bei Tieren:
Äußerliche Behandlungen von Tieren in Form von Umschlägen entsprechen denen des Menschen.
Innerlich kennt man den Hafer in Deutschland vor allem als Futter für Pferde. Viele Pferdeliebhaber glauben
ihrem Pferd etwas Gutes zu tun, indem sie ihnen Hafer geben. Hafer enthält sehr viel Energie und wurde deshalb
früher nur den Pferden gegeben, die hart und schwer den ganzen Tag arbeiten mussten, damit sie in der wenigen Zeit
die das Tier zum Fressen hatte, genug Energie aufnehmen konnte. Die heutigen, meist sehr gelangweilten Pferde
die sich viel zu wenig bewegen dürfen, verfetten von Hafer und bekommen vermehrt Probleme mit Hufen und Gelenken.
Futtermischungen die Hafer enthalten sind für 99% der bundesdeutschen Pferde eher Gift als alles andere. Täglich eine
Stunde reiten ist für ein Pferd eine ganz normale Bewegung und bedarf noch keines Hafers.
Wer seiner Katze im Winter etwas Gutes tun will, säht Hafer in einen Blumentopf. Katzen brauchen Gras um die
Haarballen die sie beim lecken verschlucken, zu verdauen oder wieder heraus zu bringen. Im Übrigen gehen die
Katzen nicht an Zimmerpflanzen, wenn sie Katzengras zur Verfügung haben.
Hafer in der Küche:
Schon fast vergessen sind die alten, aber doch sehr wirksamen und gesunden Rezepte rund um den Hafer.
Hier habe ich deshalb ein paar Rezepte mit Hafer gesammelt. Im Forum kann man auch mal suchen, da finden sich auch noch einige
Rezepte die Hafer oder Haferflocken enthalten
Interessantes:
Hafer versäuert den Boden stark, allerdings gleicht das der Ackersenf
wieder aus, der als "Un"kraut häufig in Haferfeldern
wächst.
Übrigens handelt es sich bei Katzengras um handelsüblichen
Saathafer oder auch um Weizen, sowie um andere, ganz normale Wiesengräser.
Nebenwirkungen:
Bei sehr starken Überdosierungen kann es zu Kopfschmerzen kommen
Geschichtliches:
Der Anbau von Hafer geht zurück bis in die Bronzezeit. Vermutlich
stammt er ursprünglich mal aus Kleinasien. Hafer war die Hauptgetreidenahrung
im Mittelalter. Paracelsus lobte den Hafer als Nahrungsmittel sehr.
Quellen:
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Die Kräuter in meinem Garten,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Kräuterbuch,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Gesundheit durch Heilkräuter,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé
(1885-1905)
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Bild mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Fotos: © L. B. Schwab
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Die dunklen Flecken auf diesem Hafer ist Schimmel. Hafer der so aussieht
sollte nicht verwendet werden!
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