Breitwegerich
(Plantago major)
Spitzwegerich
(Plantago lanceolata L. )
Synonyme:
Spitzwegerich:
Aderblatt, Aderkraut, Heilwegerich, Heufressa, Ripplichrut, Roßrippe,
Schafzunge, Siebenrippe, Spießkraut, Spitzfederich, Spitzwegeblatt,
Wundwegerich
Breitwegerich:
Ackerkraut, Mausöhrle, Rippenblatt, Saurüssel, Wegeblatt, Wegebreit,
Wegetrene, Wegtritt
Familie:
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Namensentstehung:
planta (lateinisch) = Fußsohle
Die Form der bei einigen Arten knapp über den Boden liegender Blätter
ähnelt einem Fußabdruck.
Beschreibung:
Spitzwegerich:
bis 40 cm hoch, kahl bis schwachbehaart. Wurzelstock ausdauernd mit zahlreichen
Faserwurzeln besetzt. Er treibt eine grundständige Rosette, deren
2-4 cm breiten und bis 30 cm langen Blätter zum Grund hin verschmälert
sind und in einen breiten, scheidenförmigen, wollig behaarten Blattstiel
übergehen. Sie haben drei bis sieben ausgeprägte Nerven, sind
ganzrandig oder entfernt gezahnt. Wenn man ein Blatt zerreisst, hängen
an den Risskanten die Nerven herunter. Die kleinen Blüten stehen
erst in kugelförmigen, später walzenförmigen, langgestielten
Ähren auf einem blattlosen Stiel mit fünf Furchen. Die Blüten
besitzen ein trockenhäutiges Tragblättchen. Sie bestehen aus
einem, ebenfalls trockenhäutigen, braunen Kelch mit drei Blättern,
mit behaartem Kiel und vier winzigen, zu einer bis 3 mm langen Röhre
verwachsenen, weißen bis bräunlichen Kronblättchen.
Jede Blüte hat vier Staubblätter die zur Blütezeit weit
heraushängen und einen winzigen, zweifächrigen Fruchtknoten.
Die untersten Blüten einer Ähre blühen zuerst und schieben
dann den befruchtungsfähigen Griffel heraus, der Griffel wird bestäubt,
und erst dann werden die Staubbeutel der Blüte geöffnet. Auf
die Art ist eine Selbstbestäubung ausgeschlossen. Die Frucht ist
eine sehr kleine Deckelkapsel mit zwei Samen.
Breitwegerich:
Der Breitwegerich ist mit seinen breit löffelförmigen Blättern, die
handtellergroß werden können, eine markante Erscheinung an Wegrändern
und in Pflasterritzen. Typisch sind die 5 - 7 stark hervortretenden
Blattnerven, die vom Stiel bis zur Blattspitze laufen. Auch hier treten
die Nerven aus den Risskanten heraus wenn man die Blätter zerreisst.
Je nach dem wie oft er platt getreten wird, ist der Wegerich 3 mm bis
30 cm hoch.
Der Blütenstand des Wegerichs ist ährenförmig
und besteht aus zahlreichen unscheinbaren Blüten, die vom Wind bestäubt
werden. Zur Samenreife bildet jede Blüte eine Deckelkapsel mit 4 - 8
Samen. Die Samen haben eine Hülle die gallertig ist, bei Nässe aufquillt
und den Samen zur Verbreitung an den Füßen von Mensch und Tier festheftet.
Die Bezeichnung Plantago bedeutet "Fußsohle", wahrscheinlich weil der
Wegerich schon immer an Wegen wuchs. Kein Wunder eigentlich, wenn der
Samen über die Beine verbreitet wird.
Verwechslung:
Mir nicht bekannt
Blütezeit:
Mai bis September
Vorkommen:
Spitzwegerich: Trocken, grasiges Ödland
Breitwegerich: Nährstoffreiche und feuchte Standorte
Beide: Von Meereshöhe bis ca. 2000 m Höhe. Wege, Wegränder
und Wiesen, gerne auf verdichteten Böden
Verbreitung:
Über 200 Arten über die ganze Welt verbreitet. Eigentlich stammt
der Wegerich aus Europa, ist aber inzwischen weltweit verbreitet.
Sammelgut:
Gesamtes Kraut von Breit- und Spitzwegerich
Sammelzeit:
Zur Blütezeit (Mai-September).
Sammelvorschrift:
Möglichst schnell in der Sonne oder dem Schatten bei 30-40 Grad Celsius
trocknen. Bei langsamer Trocknung gibt es Verfärbungen und Unwirksamwerden
der Inhaltsstoffe
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Spitzwegerichkraut:
Glykosid, Aucubin, Gerbstoffe, Schleim, Chlorogen- und Ursolsäure, Kalium,
Kieselsäure, Vitamin C, antibiotische Stoffe
Breitwegerichkraut:
Aucubin, Gerbstoffe, ätherische Öle, Flavonoide, Pflanzensäuren und
Schleimstoffe.
Anwendung:
Beide Wegericharten werden mehr oder weniger gleich verwendet. Einen Namen geschaffen hat sich jedoch der Spitzwegerich. Für
alle Anwendungen kann man jedoch auch den Breitwegerich verwenden. Er ist in seiner Wirkung geringfügig geringer und wird
eher frisch und seltener getrocknet verwendet. Zusätzlich zu den Heilwirkungen des Spitzwegerich, verwendet man ihn bei Gesichtsneuralgie und Zahnschmerzen.
Spitzwegerich:
Eigenschaften: entzündungshemmend, blutreinigend, blutgerinnend, heilend, hustenlindernd, kühlend, harntreibend, zusammenziehend, zerteilend
Die Kommission E: Reizlinderung bei Katarrhen der oberen Luftwege, Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Äußerlich:
enzündliche Veränderungen im Mund- und Rachenraum.
Bekannt ist der Spitzwegerich vor allem durch seine gute Wirkung bei Bronchitis und schleimigem Husten, auch bei
Kindern. Er stärkt das Lungengewebe starker Raucher, ist hilfreich bei Lungenentzündung und Asthma und wirksam bei Katarrhen der oberen Luftwege,.
Spitzwegerich ist aber auch sehr gut zur Blutreinigung und innerlich bei Ausschlägen, schwachem Magen oder Magersucht.
Pfarrer Künzle schreibt:
"Verwendung findet der ganze
Wegerich in all seinen Sorten, mit Wurzel, Kraut, Blüte, Samen.
Er reinigt wie kein zweites Kraut Blut, Lunge, Magen, ist daher fut
für alle Leute, die wenig Blut, schlechtes Blut, schwache Lungen,
schwache Nerven, bleiches
Aussehen haben, Auschläge,
Ruden, Flechten,
Rufen produzieren, oder ewig hüsteln,
heiser sind, mager bleiben wie
Geißen, selbst wenn man sie in Butter hineinstellenwürde.
Er hilft schwächlichen Kindern
auf, die immer trotz guter Kost zurückbleiben."
Spitzwegerich - Tee
2 Teelöffel Blätter mit 1/4 Liter kaltem Wasser zum sieden bringen. Nach 5 Minuten abseihen. Mit Honig süßen.
Alternativ 2 Teelöffel Kraut mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Auch hier mit Honig süßen.
3 Tassen täglich schluckweise trinken
Spitzwegerich - Hustenhonig
Zutaten:
Ein leeres Marmeladenglas
500 g flüssigen Akazienblütenhonig
1 Litergefäß, locker gefüllt mit sauberen zarten Spitzwegerichblättern
Die Spitzwegerichblätter kalt abwaschen, klein schneiden und
schichtweise abwechselnd mit dem Honig in das Glas einfüllen: ca.
1 cm Schicht Blätter, darüber 1 cm Honig usw. Das randvolle
Glas verschließen und 3 Wochen lang ans Fensterbrett stellen.
Täglich das Glas umdrehen, damit die nach oben schwimmenden Blätter
immer wieder gut vom Honig bedeckt werden. Nach 3 Wochen über einem
Sieb abseihen und den zähflüssigen Sirup in kleine dunkle
Fläschchen füllen und kühlstellen. Bei Husten entweder
täglich 3-10 Teelöffel über den Tag verteilt einnehmen
oder den Hustentee damit süßen. Oder aufs Butterbrot, übers
Dessert oder ein Milchshake daraus zubereiten.
Spitzwegerich - Hustensaft
Zutaten:
1 kg gewaschene Spitzwegerichblätter
1 Liter Wasser
1 kg Zucker
1/2 kg Honig
Die gewaschenen Spitzwegerichblätter durch einen Fleischwolf geben,
Wasser, Zucker und Honig dazugeben und das Ganze bei schwacher Hitze
kochen bis es ganz dick wird. Danach den Saft in vorgeheizte Gläser
füllen und an einen kühlen Ort stellen, da sich dieser Hustensaft
nicht lange hält. Dieser Saft hilft gegen Husten, schwache Lunge,
katarrhlische Erkrankungen, Durchfall, Ruhr und schwachen Magen.
Einen guten Mischtee gegen Lungenkrankheiten bereitet man wie folgt:
1 Teil Schafgarbe
1 Teil Huflattichblätter
2 Teile Brennesselblätter
2 Teile Lungenkraut
4 Teile Spitzwegerich
Man nehme 2 Teelöffel dieser Mischung und übergieße sie mit 1/4 Liter heißem Wasser und läßt 5 Minuten ziehen.
Wenn es etwas kühler ist, kommt
etwas Honig dazu. Davon trinke man 2 - 3 Tassen täglich.
Als Dosis für Spitzwegerich gilt:
Kinder über 4 Jahre und Erwachsene: 3 - 6g Kraut täglich. Kinder zwischen 1 und 4 Jahren nehmen 2,5 - 4g täglich.
Äußerlich hilft Spitzwegerich bei Insektenstichen und brennender Haut durch die Brennessel. Ferner
wundheilend, nicht nur bei bei kleinen Wunden. Hier zerquetscht man ein wenig Spitzwegerich und gibt den Matsch direkt auf die betroffenen Stellen oder wäscht die Wunde
mit Breitwegerichtee aus. Breitwegerich ist äusserlich halt etwas besser als der Spitzwegerich. Man kann aber auch
den nehmen wenn gerade kein Breitwegerich zur Hand ist. Der Wegerich fördert die Blutgerinnung und läßt Wunden schneller heilen.
Breitwegerich in der Tiermedizin:
Die Tiermedizin verwendet den Breitwegerich als Wundheilmittel in Form von Aufgüssen, Breiumschlägen und feuchten
Umschlägen.
Verwendung in der Küche:
Sowohl der Breitwegerich, als auch der Spitzwegerich sind komplett essbar.
Die jungen, vor der Blüte geernteten, etwas bitterlich schleimigen
Blätter werden gründlich gewaschen. Die zähen Nerven
werden entfernt und roh als Salat, zu Quarkspeisen oder gekocht als
Gemüse und für Kräutersuppen genommen. Die Knospen schmecken etwas nach Champignon, lassen sich dämpfen oder kochen und
Salaten beigeben. Man kann sie aber auch roh von der Wiese essen. Die Wurzeln sollen gereinigt, klein geschnitten und in Eintöpfen
oder Suppen eine aromatische Beigabe sein.
Gegessen habe ich persönlich inzwischen sowohl die Blätter, als auch die Knospen. Die Wurzeln noch nicht. Die Blätter sind
geschmacklich nicht so mein Fall, sie sind mir zu bitter und herb. Sehr fein geschnitten in Kräuterbutter oder Salatsoßen ist er ganz OK. Die Knospen dagegen
finde ich ganz lecker, nussig irgendwie.
Nebenwirkungen:
Mir nicht bekannt
Geschichtliches:
Spitzwegerich und Breitwegerich sind uralte Heilpflanzen. Erwähnt wurden sie schon von den Assyrern als Auflage gegen Schwellungen.
Symbol für Fruchtbarkeit. Plinius lobte den Spitzwegerich wegen seiner
guten Wirkung bei den Folgen von Bissen wilder Tiere sowie Stichen von Skorpionen. Im 2. Weltkrieg behandelten Ärzte
mangels Antibiotika infizierte Wunden mit Spitzwegerich-Zubereitungen.
Quellen:
Die Kräuter in meinem Garten,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Gesundheit durch Heilkräuter,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Alles über Heilpflanzen,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Essbare Wildpflanzen,
Die farbige Kräuterfibel,
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Kräuterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
|
Breitwegerich
Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse
von 1000 Pixeln Breite
(lange Ladezeit!)
Links: mittlerer Wegerich
Mitte: Spitzwegerich
Rechts: Breitwegerich
Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse
von 1000 Pixeln Breite
(lange Ladezeit!)
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kurt
Stübers
Folgende Bilder stammen vom Käsekessel:
Spitzwegerich
Getrocknete Ähre des Spitzwegerichs
Spitzwegerich (Kraut)
Spitzwegerich (Blüte)
Breitwegerich (Kraut)
Mittlerer Wegerich (Blätter)
Mittlerer Wegerich (Blüten)
|