Blutwurz, Tormentill
(Potentilla erecta)
Synonyme:
Bauchwehwurz, Birkwurz, Blutbrech, Blutkraut, Blutwurz, Buchwehwurzen,
Christuskrone, Dermendill, Düwelsabbiß, Fingerkraut, Mooreckel,
roter Günsel, Rotwurz, Ruhrwurz, Tarpentill, Turmentill, Tormentill,
Tormentilla, Tormentilla Erekta L.
Familie:
Rosengewächse (Rosaceae)
Namensentstehung:
Wahrscheinlich wegen der blutroten Farbe des Wurzelstockes wird die
Pflanze Blutwurz genannt.
Beschreibung:
Bis zu 50cm hohe Pflanze. Überwintert mit schwarzbraunem, fingerdickem
Wurzelstock, der sich auf der frischen Schnittfläche gelblichrötlich,
im Alter blutrot färbt. Meist kommen mehrere Stengel aus dem zwei-
bis mehrgablig verzweigten Wurzelstock, die bei kräftigen Exemplaren
in der Regel in einem Kreis stehen. Die äußeren Stengel liegen
nieder, die inneren sind aufsteigend, die innersten aufrecht. Die etwa
10mm breiten, gelben, am Grund etwas dunkleren Blüten stehen auf
langen, dünnen, Stielen mit weichen Haaren. Sie hat 4 Blütenblätter. Da die Pflanze sehr
vielgestaltig ist, werden einige Varietäten und Formen unterschieden.
Verwechslung:
Mit dem Frühlings-Fingerkraut, sowie mit anderen Fingerkräutern. Unterscheidung: Nur die Blutwurz hat 4 Blütenblätter.
Blütezeit:
Mai bis September
Vorkommen:
Die verbreitete Pflanze wächst vom Tiefland bis bis über 2000m.
Verbreitung:
Die Blutwurz ist in Europa von den Azoren und Shetlandinseln im Westen
bis Nordskandinavien im Norden und im Süden von Portugal über
Mittelspanien und Italien bis zur Balkanhalbinsel verbreitet. Weiter
östlich kommt sie über den Kaukasus und Ural bis nach Asien
vor.
Sammelgut:
Wurzelstock (Rhizoma Tormentillae)
Sammelzeit:
März - April und September - Oktober
Sammelvorschrift:
Die Wurzelstöcke der Blutwurz lassen sich recht gut aus dem Erdreich
herausheben, weil die Pflanze lockeren Boden bevorzugt. Nach dem Entfernen
werden sie gewaschen und zum Vortrocknen in dünner Schicht ausgelegt
oder auf Schnüre gereiht und dann bei leichter künstlicher
Wärme nachgetrocknet. Die Droge ist geruchlos und hat einen herben,
zusammenziehenden Geschmack.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Der Wurzelstock der Blutwurz enthält bis zu 20% Gerbstoffe, Tormentillrot,
Tormentol, weiterhin organische Säuren, Harz und Gummi.
Anwendung:
Eigenschaften: zusammenziehend, wundheilend, stopfend, blutstillend, antimikrobiell, antiviral.
Kommission E: Verwendung bei unspezifischen akuten Durchfallerkrankungen und leichten Schleimhautentzündungen in Mund- und Rachenraum.
Volksmedizinisch: Aufgrund des hohen Gerbstoffgehaltes verwendet man die Droge innerlich bei Durchfall (bitte den Arzt aufsuchen
wenn er länger als 3 Tage anhält), Blähungen (1:1 gemischt mit Kümmel) und Magen-
und Darmkatarrhen
Äußerlich gebraucht man die Blutwurz für Spülungen bei entzündlichen
Prozessen im Mund- und Rachenraum, Hautreizungen, Hämorrhoriden und Frostbeulen. Die
getrocknete Wurzel zu einem Pulver vermahlen und in gesäuberte offene Wunden gestreut, lässt Wunden schön
zusammen heilen und stoppt Blutungen. Es soll auch gegen Zahnschmerzen hilfreich sein.
Innerlich: Für einen Tee nimmt man 1 Teelöffel frisch zerkleinerte Blutwurzwurzel, setzt sie mit 150 ml kaltem Wasser an, bringt das Wasser zum sieden, kocht kurz auf und gießt gleich ab.
Man trinkt 3 - 4 x täglich eine Tasse. Nicht länger als eine Woche anwenden, da sonst die Darmschleimhaut zu stark
austrocknen könnte.
Alternativ zum Tee kann man auch eine Tinktur aus der frischen Wurzel machen. Hierfür wird die Wurzel gereinig und
geschnitten. Man füllt ein Schraubglas zur Hälfte mit der Droge und gießt mit hochprozentigem Alkohol (50%) auf.
3 Wochen stehen lassen und täglich schütteln. Danach abgießen. Innerlich 3 - 5x täglich 20 - 30 Tropfen in Wasser oder Tee einnehmen.
Äußerlich mit Wasser verdünnt als Umschlag oder Spülung.
Für eine Salbe gibt man 20g frisch geschnittene Blutwurz auf etwas 70%igen Weingeist. Dann mit 200 ml Sonnenblumenöl 20 Minuten
bei maximal 70°C erhitzen und danach abgießen. Dann gibt man 35g Bienenwachs aus der Apotheke hinzu und rührt gut. In
verschließbare Gläser füllen und kühl lagern. Diese Salbe ist 1 Jahr haltbar und ist gut bei rauen Händen, Ekzemen, Wunden, Hautunreinheiten oder
aufgesprungenen Lippen. Gibt man noch etwas Lanolin zur Salbe, eignet sie sich auch prima für den wunden Po
von Babys.
Blutwurzwein solle in sicheres Mittel gegen Frühgeburten und vorzeitigen Samenerguß von Männern sein. 1 kleines Gläschen täglich ist die Dosis. Man reinigt eine
Doppelhand frischer Wurzeln, schneidet sie klein und übergießt sie mit 750 ml gutem Rotwein. Täglich schütteln und 3 Wochen ziehen lassen.
Das Pulver mit Eiweiß vermischt und auf einem Steingutteller oder Ziegel getrocknet, soll gegen Brechdurchfall
wirksam sein.
In der Technik dient sie auch als Gerbmittel
und zur Tintenfabrikation.
Blutwurz in der Tierheilkunde:
Blutwurz kann bei Tieren wie beim Menschen angewendet, und sogar Katzen und Füchsen gegeben werden. Katze, Fuchs und Huhn
erhalten 0,5 - 1g Wurzel täglich, große Wiederkäuer und Pferde 20 - 40g, Hunde 1 - 3 g. Andere Tiere der Größe entsprechend.
Tormentillae rhizoma darf derzeit in der EU nicht bei Tieren als Wirkstoff angewendet werden, die der Lebensmittelgewinnung
dienen. Keine Erfahrungen bei laktierenden und schwangeren Tieren.
Gegen blutige Milch bei Kühen soll es helfen, je eine Hand Tormentillwurzel, Odermennig, Brennessel und Baldrianwurzeln
mit Mostessig zu übergießen und einweichen zu lassen. Dies mischt man unter das Heu. In dieser Zeit soll man auf
Grünfutter verzichten.
Tormentill homöopathisch:
Die homöopathischen Mittel werden aus der Wurzel hergestellt. Sie werden vor allem bei Darmleiden, auch chronischen
verwendet.
Blutwurz im eigenen Garten:
Die Kultur von Blutwurz ist schwierig. Man kann versuchen ihn in den eigenen Garten zu versetzen, oder im Frühling
im Frühbeet auszusäen. Blutwurz liebt es warm und sonnig. Größere Pflanzen fern halten.
Nebenwirkungen:
Während Schwangerschaft oder Stillzeit nicht ohne Nachfrage beim
Arzt innerlich anwenden!
Nicht anwenden bei Kindern unter einem Jahr. Bis 4 Jahre maximal 1g Wurzel täglich.
Zubereitungen aus dem Blutwurzwurzelstock können zu Magenbeschwerden
führen. Bei Einnahme über längere Zeit oder in höheren
Dosen kann eine Schädigung, der Nieren oder Leber nicht ausgeschlossen
werden.
Wechselwirkungen:
Die Wirksamkeit anderer Arzneimittel kann
durch die Einnahme verändert werden. Andere Medikamente mindestens 2 Stunden vor der Einnahme anwenden. Im Zweifelsfalle immer mit dem behandelnden Arzt
absprechen.
Geschichtliches:
Schon im Altertum verwendete man die Blutwurz als Heilpflanze. Die Hippokratiker
kannten bereits ihre Wirkung. Auch während des Mittelalters wurde
sie häufig bei Cholera und Pest verordnet, geriet jedoch später, als die Ratanhiawurzel
bekannt wurde, in Vergessenheit. Als im ersten Weltkrieg diese Droge
nicht mehr geliefert wurde, erinnerte man sich wieder der Blutwurz.
Quellen:
Alles über Heilpflanzen,
Heilpflanzen in der Kinderheilkunde,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Kostbarkeiten aus der Hausapotheke ,
Die Kräuter in meinem Garten,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Kräuterbuch,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis
Gesundheit durch Heilkräuter,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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Foto: Dagmar (Wildkräuterkunde)
Die herzförmigen Blätter auf dem Foto gehören zu einem Märzveilchen.
Folgende Fotos sind von Lotti. Alle Klicks auf ein Foto vergrößert sie in einem neuen Fenster.
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