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Einheimische Kräuter, Kräuterrezepte,
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Bilsenkraut

(Hyoscyamus niger L.) giftig +++! Naturschutz!

Synonyme:
Apollonienkraut, Becherkraut, Belsem, Bilsamkraut, Bilsem, Billerkraut, Binselkraut, Dollkraut, Dulldill, Kesselkraut, Rasenwurzel, Rindswurz, Roßzähne, Saubohne, Saukraut, Schlafkraut, Schüsserlkraut, Schwarzes Bilsenkraut, Teufelsauge, Tollkraut, Verrenkkraut, Zahnwehkraut, Zigeunerkraut

Familie:
Nachtschattengewächse (Solanaceae)

Namensentstehung:
"Bilsenkraut" geht auf das althochdeutsche "Bilisa" zurück

Beschreibung:
Bilsenkraut ist eine meist 2-jährige, 80 cm hohe Pflanze. Diese klebrig-zottige Pflanze riecht unangenehm, sieht aber ganz hübsch aus. Die Blätter sind klebrig, mattgrün, buchtig gezähnt und stehen wechselständig am klebrig behaaten Stengel. Die schwefelgelben, netzartig dunkelviolett geäderten, trichterförmigen Blüten sitzen fast am Stengel und haben violette Staubbeutel. Die Frucht ist eine Deckelkapsel. Die Wurzel ist schwach rübenförmig und hellbraun.

Verwechslung:
Mir momentan nicht bekannt

Blütezeit:
Juli - Oktober

Vorkommen:
Zerstreut an Wegrändern und Schuttplätzen.

Verbreitung:
In Mitteleuropa, vor allem im Balkan, Russland, Indien, Nordafrika, Nordamerika.

Sammelgut:
Bitte nicht sammeln, die Pflanze steht unter Naturschutz. Vor allem schwanken ihre Inhaltsstoffe abhängig von Boden- und Lichtverhältnissen und sind daher selbst an einem Standort schlecht berechenbar. Also bitte auch nicht aus dem eigenen Garten verwenden.

Inhaltsstoffe:
Gesamtalkaloide -> Blätter 0,06 - 0,17%, Wurzeln 0,08%, Samen 0.05 - 0,3%. Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin (bis zu 40% der Gesamtalkaloide), Apoatropin, Cuskhygrin. Der Alkaloidanteil kann durch Mehltaupilze gesenkt werden. Die Giftigkeit bleibt bei Trocknung erhalten.

Anwendung:
Eigenschaften: krampflösend, sekreteionshemmend, beruhigend, schmerzstillend

5 mg Alkaloide wirken tödlich!
Das Bilsenkrautöl wird auch heute noch für schmerzstillende Einreibungen verwendet. Bitte nur Fertigpräparate verwenden!
Innerlich fand sie vor allem Anwendung in der Psychiatrie. Ausserdem als Mittel gegen Erbrechen. Die Volksheilkunde verwendet das Bilsenkraut immer seltener, da sich die Todesfälle zum Glück inzwischen herumgesprochen haben. Dafür wird es umso häufiger als Rauschdroge missbraucht, was nicht selten übel endet.

Bilsenkraut homöopathisch
Homöopathische Zubereitungen werden aus der ganzen blühenden Pflanze gemacht. Die Homöopathie verwendet Bilsenkraut gegen schizophrene Zustände, Delirien, Schlaflosigkeit, Krämpfe, Erregungszustände, Augenleiden, Gehirnentzündung, Zahnschmerzen, Reizhusten, Regelstörungen, Manie, Hysterie, Lähmung der Schließmuskel (Darm und Blase), Erregung mit Halluzinationen und Durchfälle.

Räuchern mit Bilsenkraut:
Früher wurde das Kraut gegen asthmatische Beschwerden verräuchert. Hier scheint es sich auch einen guten Namen geschaffen zu haben. Allerdings versetzt der Rauch des geräucherten Krautes in Rauschzustände und führt zu den unten aufgeführten Vergiftungserscheinungen. Ob man auch am Rauch sterben kann, ist mir allerdings noch unbekannt. Ich rate ausdrücklich davon ab mit Bilsenkraut zu räuchern.

Nebenwirkungen:
Vergiftung
Wie giftig Bilsenkraut ist, hängt von Standort ab. Es gibt Standorte, wo es ausreicht die Ausdünstungen der Pflanze einzuatmen um Benommenheit zu verspüren. Ein Grund mehr die Finger von Experimenten mit Bilsenkraut zu lassen: Es ist einfach unberechenbar in seiner Giftigkeit. Etwa 15 Samen sind für ein Kind tödlich, von 5 mg Alkaloiden stirbt ein Erwachsener!

Ein Teil der Alkaloide blockiert vegetative Ganglien und im Stammhirn cholinerge Nerven. Bilsenkraut führt in höheren Dosen zu Krämpfen, Halluzinationen, Erinnerungsstörungen, Störungen des Sprechvermögens, betäubender Dämmerschlaf, Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschungen, Hautrötungen, Durst, meist Übelkeit und Erbrechen, weite Pupillen, Benommenheit, Kopfschmerzen, Schock, Schluck- und Sprechstörung, Herzrasen, später Bewusstlosigkeit und Atemlähmung. Vergiftungserscheinungen können mehrere Tage anhalten!

Vergiftungen bei Tieren sind äusserst selten, sie werden einfach nicht gefressen - sofern sie sortieren können. Die toxische Dosis liegt bei einem Pferd bei 180-360 g frische Pflanzen. Die Giftigkeit der Pflanzen bleibt bei Trocknung bestehen. Besonders gefährlich ist Bilsenkraut in Silage.
Klinische Symptome
Rind: Unruhe, Konvulsionen, Mydriasis, Dyspnoe, Zyanose, Tachykardie, Tympanie, Milchveränderung.
Pferd: Tachypnoe, Tobsucht, Durst, Obstipation, Paralyse.
Quelle: Veterinärtoxikologisches Institut Zürich

1. Hilfe:
Erbrechen auslösen, Abführmittel geben und den Arzt verständigen!

Geschichtliches:
Bilsenkraut spielte im Mittelalter im Hexenkult eine grosse Rolle. Man beschwor es zum Beispiel, damit ein Vorhaben gut gelingen sollte. Aber auch Böses wurde damit beschworen, womit man sich dann schon in der schwarzen Magie befand. Bilsenkraut war unter Anderem Bestandteil von Flugsalben, wobei es damals schon zu Todesfällen kam. In der Antike war Bilsenkraut als Heilmittel von Geisteskrankheiten bekannt. Es fand auch Anwendung zur Betäubung und Schmerzstillung zum Tode verurteilter und war Bestandteil diverser Giftmischungen zum töten von Menschen. Es diente als Narkosemittel und vor gut 100 Jahren schon, durfte das Bilsenkraut nur vom Arzt verschrieben werden.

Quellen:
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Die Kräuter in meinem Garten,
Kräuterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.

 

Zeichnung eines Bilsenkrauts

Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
Bei Klick auf das Bild sehen Sie das Bild in einer Grösse von 1000 Pixeln Breite
(lange Ladezeit!)

Bild mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers

 


 

Foto eines Bilsenkrauts

Foto eines Bilsenkrauts

Fotos: Dagmar Tischer, Wildkräuterkunde
Bei Klick auf ein Foto sehen Sie es noch einmal etwas größer.






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Alle Angaben ohne Gewähr
© L. B. Schwab