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Andorn, weisser (Marrubium vulgare)

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Andorn, weisser

Marrubium vulgareb L.

Andorn steht in der Roten Liste unter dem vom Aussterben bedrohten Arten. Daher bitte nicht in der freien Natur sammeln sondern die Droge aus der Apotheke besorgen oder im Garten anpflanzen.

Synonyme:
Andor, Antonitee, Berghopfen, Dorant, Gotteshilfe, Gottvergess,
Helftkraut, Mariennessel, Mutterhaut, Mauer-Andorn, Weißer Andorn, Weißer Dorant, Weiße Leuchte

Familie:
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Namensentstehung:
Der Name des Andorn leitet sich aus dem Hebräischen, mar = bitter und rob = viel, ab und bedeutet dort "der bittere Saft".
Seinen deutschen Namen, der "ohne Dornen" bedeutet, hat er von den hakig verdornten Spitzen der zehn Kelchblätter.

Beschreibung:
ausdauernd
30 - 60 cm hoch
Stängel: fast aufrecht, verzweigt, vierkantig, hohl und flaumig-filzig behaart

Blätter: gegenständig, rundlich eiförmig, ungleich gekerbt, Oberseite wenig, Unterseite filzig behaart. Am Stängel von unten nach oben betrachtet werden die Blattstiele immer kürzer bis sie im obersten Bereich der Pflanze fast sitzend sind. Das Adernetz der Blätter tritt an der Unterseite stark hervor, was den Blättern auf der Oberseite ein runzliges Aussehen gibt.

Blüten: Die weißen bis leicht rosa Lippenblüten entspringen in fast kugeligen Scheinquirlen aus den Blattachsen. Auffallend sind die auch nach dem Verblühen verbleibenden becherförmigen Kelche, mit ihren 10 an der Spitze hakenförmig zurückgebogenen Zähnen.

Verwechslung:
Schwarznessel (Ballota nigra) Blüte rötlich, nicht filzig behaart und riecht unangenehm.
Katzenminze (Nepeta Cataria) Blätter herzförmig gesägt und lang gestielt, riecht etwas Zitronenartig, die Unterlippe der Blüten ist purpur gefleckt
Deutscher Ziest (Stachys germanica) Blüten rot, untere Blätter herzförmig, obere lanzettlich sitzend

Blütezeit:
Juni - September

Vorkommen:
Rudalstellen, Schuttplätze, an Kanälen, Dämmen und Wegrändern, in der Nähe von Scheunen und Ställen. Meist trifft man ihn auf Kalkböden.

Verbreitung:
ursprünglich Südeuropa und Nordafrika, inzwischen in fast ganz Europa verbreitet, außerdem Vorderasien bis Indien, in Nord-Amerika eingebürgert

Sammelgut:
das blühende Kraut
Marrubii herba

Sammelzeit:
Juni bis September

Sammelvorschrift:
Bitte nicht mehr in der freien Natur sammeln, da die Pflanze vom Aussterben bedroht ist.
Die Pflanze wird während der Vollblüte abgeschnitten, gebündelt und im Schatten an der Luft getrocknet. Die derben unteren Stängelteile sollte man als Droge nicht mitverwenden, daher werden
die Blätter und Blüten nach dem Trocknen abgerebbelt und die zarteren oberen Stängelteile kleingeschnitten.

Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe wie Marrubiin (0,3-1%) und Prämarrubiin,
Marrubenol,
Harz,
ätherisches Öl,
Gerbstoffe (5-7%,
Flavonoide
Kalium
Cholin
Saponine,
Schleimstoffe

Anwendung:
Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl oder Blähungen, auswurffördernd, belebend, gallenausscheidungsfördernd,
anregen der Leberfunktion, bei Gelbsucht,
magensaftsekretionsfördernd, magenstärkend,
bei akuter und chronischer Bronchitis, Keuchhusten, Asthma,Kartharre der Luftwege, zum Gurgeln bei Mund- und Rachenentzündungen,
zur Herstellung von Bitterlikören und appetitanregenden Weinen.
Unterstützend während und nach der Geburt,
menstruationsfördernd
Heißer Tee soll das Fieber senken und sogar bei Malaria eingesetzt werden können, falls Chinin nicht wirkt oder nicht eingesetzt werden kann.
Überliefert ist auch, dass Andorn die Gedanken, den Geist und die Sinne klären soll.

äußerlich
bei Hautverletzungen, Ekzemen, Geschwüren und Gürtelrose,

Homöopathisch: Bei Entzündungen der Atemwege.

Rezepte:
Tee
2 gehäufte Teelöffel der getrockneten Droge werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser überbrüht, 3 - 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Anschließend abseihen.
Den Tee etwas abkühlen lassen und davon bis zu 3 mal täglich eine Tasse voll schluckweise trinken.
Als mittlere Tagesdosis werden etwa 4,5g empfohlen.
In gleicher Zubereitung kann dieser Tee auch als Auflage zur Haut- und Wundreinigung benutzt werden.

Tinktur
1/3 Kraut mit 2/3 45%igem Alkohol ansetzen, 3 Wochen stehen lassen und abfiltrieren. Täglich 10 x 3 Tropfen einnehmen.

Sirup nach Konrad Kölbl
500 g Zucker und 3/4 Liter Andorntee sirupartig eindicken lassen.
Wirkt schleimlösend bei Husten und Bronchitis.
Bei chronischem Husten oder Altershusten sollte mit dem Sirup eine
14tägige Kur versucht werden.

Öl
1/2 Liter Olivenöl extra vergine mit einem gut gehäuften Esslöffel voll Andorndroge 14 Tage in der Sonne stehen lassen.
Gut als Einreibemittel bei Krampfadern


Das Kraut soll Fliegen vertreiben. Dazu bindet man ein Büschel aus dieser Pflanze und hängt es ins Fenster. Gut kann man das auch mit Rainfarn, Gartenraute und Rosmarin kombinieren

Nebenwirkungen:
Andorn sollte nicht während der Schwangerschaft oder während des Stillens angewendet werden.
Andorn sollte nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Personen mit Herzerkrankungen sollten vor der Einnahme besser Rücksprache mit dem Arzt halten, da Marrubiin bei extrasystolischer Arrhytmie günstig wirken, während es in großen Gaben Herzrythmusstörungen erzeugen soll.


Geschichtliches:
Der Andorn zählt zu den uralten Heilpflanzen. Hippokrates, Dioskurides, Paracelsus und Hildegard von Bingen verwendeten ihn bei unterschiedlichen Erkrankungen. Kneipp und Kräuterpfarrer Künzle empfahlen ihn ebenfalls.
Andorn wurde früher jungen Mädchen empfohlen, die ”sich nach der
Lieben sehnen”, deren Erwartungen sich aber wegen Bleichsucht und mangelnder Menstruation sowie chronischer Hautausschläge nicht erfüllen.
Im Mittelalter galt er als „hexenwidriges Kraut“, weil er böse Geister vertrieb, gab man ihn Wöchnerinnen zum Schutz.


Anbau und kultivieren im eigenen Garten

Die winterharte, mehrjährige Pflanze gedeiht auf mageren, kalkhaltigen, durchlässigen Böden und braucht einen sonnigen Standort. Gedüngt wird mit Kompost.
Anmerkung: das steht meiner Meinung nach etwas im Gegensatz dazu, dass Andorn wild gerne auch in der Nähe von Stallungen wächst, wo Jauche versickert ist. Leider habe ich persönlich keine Erfahrung im Anbau von Andorn.
Vermehrung durch Wurzelteilung in Frühjahr oder Herbst; im Sommer durch Stecklinge
Aussaat erfolgt im späten Frühjahr an Ort und Stelle, allerdings keimen die Samen schlecht. Sicherer ist es daher, sich im Kräuterhandel eine Pflanze zu besorgen.


Quellen:
M. Pahlow, Das große Heilpflanzenbuch
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch 9. Auflage
Manfred Bocksch, Das praktische Buch der Heilpflanzen
Dr. Fr. Losch, Kräuterbuch - Unsere Heilpflanzen in Wort und Bild (Reprint von 1997)
Richard Willford, Das große Handbuch der Heilkräuter
Konrad Kölbl, Kräuterfibel (Ausgabe von 1976)
O. Maertens, Die Heilkräuter nach Sebastian Kneipp
Marie-Luise Kreuter, Kräuter und Gewürze aus dem Garten
Siegrid Hirsch, Felix Grünberger, Die Kräuter in meinem Garten
Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte : Atlas zur Pharmacopoea germanica
Heidelore Kluge, Das große Hildegard von Bingen Buch


Liebe Grüße Dagmar

18.01.2006 22:30 | geändert: 19.01.2006 17:25

2 Lotti

Hi Dagmar
Genial, echt lächel!
DANKE!

Liebe Grüsse

Lotti

18.01.2006 23:35

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