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Herbstzeitlose

(Colchicum autumnale L.) Tödlich giftig!

Synonyme:
Bauernfeind, Bauernärger, Hahnenklöten, Hennegift, Herbstblume, Herbstlilie, Hundsblume, Hundshoden, Hundsknofel, Kuhditzen, Kuheuter, Läuseblume, Leichenblume, Michelsblume, Michelwurz, Nacktarsch, Nackte Hur, Nackte Jungfer, Nackthure, Ochsenpinsel, Spinnblume, Teufelswurz, Viehgift, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wilde Zwiebel, Winterhauch, Zeitlose.

Familie:
Zeitlosengewächse (Colchiceae) (Früher Liliengewächse)

Namensentstehung:
Linné hat die Pflanze nach der Landschaft Colchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres benannt.
lat. autumnalis = herbstlich

Beschreibung:
Die Herbstzeitlose ist eine ausdauernde Knollenplanze. Die im Herbst erscheinenden Blüten sind etwa 20 cm hoch, und bestehen aus 6 blaßvioletten Blütenblättern. Zum Zeitpunkt der Blüte zeigt die Planze keine Blätter. Die im Frühjahr erscheinenden 25 - 40 cm langen Blätter sind ungestielt und kommen "umeinandergewickelt" aus dem Boden (wie bei einer Hyazinthe). Die Blätter sind kahnförmig stumpf und riechen schwach scharf-herb beim Zerdrücken. Beim Betrachten der Blätter gegen das Licht sieht man entfernte grobe, dunkle, nach unten hervortretende Längsadern und feine waagrechte Queradern. Die Unterseite der Blätter ist matt. Die Blätter umhüllen die Fruchtkapsel. Sie ist länglich-eiförmig mit zahlreichen Samen.

Verwechslung:
wilde/verwilderte Tulpen (Blätter)
Maiglöckchen (Blätter)
Leider kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit Bärlauchblättern.
Die Blüten sehen denen vom Krokus sehr ähnlich, eine Verwechslung ist aber eher unwahrscheinlich, da die Blüten zu völlig verschiedenen Jahreszeiten blühen.

Blütezeit:
Ende August - Oktober

Vorkommen:
Nährstoffreiche, feuchte, kalkhaltige Böden in voller Sonne; Wiesen, Böschungen; bis 2000 m;

Verbreitung:
außer im Norden in ganz Mitteleuropa, Nordafrika, südlicher Kaukasus

Sammelgut:
Knolle (Colchici tuber/Colchici bulbus)
Samen (Colchici semen)
Blüten (Colchici flos)

Sammelzeit:
Samenkapseln im Mai - Juli

Sammelvorschrift:
Die Samenkapseln werden gesammelt, wenn sie vollreif sind und eine gelbbraune Farbe annehmen. Dann werden sie bei mäßiger Wärme im Schatten getrocknet. Anschließend entnimmt man die Samen aus den geöffneten Kapseln.
Die Knollen werden gründlich gesäubert und schnell getrocknet (auch in der Sonne)

Zu den Hinweisen zum Sammeln und Trocknen von Kräutern.

Inhaltsstoffe:
0,2 - 1 % Colchicin und Nebenalkaloide (Colchicein, Demecolcin und Colchicosid, ein Glycosid) 6 - 17 % fettes Öl, Eiweißstoffe, Zucker, Hemicellulosen. Die Knolle enthält außerdem noch Chelidonsäure und ca 20 % Stärke

Anwendung:
Eigenschaften: Die Kommission E kennt die Verwendung bei akuten Gichtanfällen und familiärem Mittelmeerfieber. Sie legt die Tageshöchstdosis auf 8 mg der Droge fest.

Achtung! Wegen der starken Giftigkeit sollte nur auf die verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittel zugegriffen werden und sind selbstverständlich von einem Arzt zu verordnen. Die tödlich giftige Pflanze ist auf keinen Fall zur Selbstmedikation geeignet.

Die Anwendung in der Volksheilkunde: Akute Gichtanfälle, Rheuma, Nervenschmerzen, Leukämie, Tumore, Hautkarzinome, Behçet-Krankheit, familiäres Mittelmeerfieber (Erbkrankheit), Brechdurchfälle

Volkstümlich wurde sie auch bei Wassersucht, Asthma, Geschwulstbildung der Schilddrüse und gegen Läuse angewendet.

Homöopathisch (Colchicum) wird die Zubereitung aus der frischen, im Frühjahr gesammelten Knolle und den Samen bei akuter Gastroenteritis, Kollapszuständen, rheutmatischen Beschwerden und akuter Herzentzündung verordnet.

Anbau im eigenen Garten:
Die Zwiebeln werden im August in einem Abstand von 15 - 25 cm etwa 10 cm tief gepflanzt. Der Boden sollte durchlässig sein. Es ist nicht ratsam sie in die Nähe von Bärlauch zu pflanzen.

Nebenwirkungen:
Achtung! Der Pflanze ist tödlich giftig! Bereits 5 g Samen gelten für einen Erwachsenen und 1,2 - 1,5 g Samen für ein Kind als tödliche Dosis. Bei Kochen, Lagerung und Trocknung bleibt die Giftwirkung erhalten, was die Herbstzeitlosen in 1-3 schürigen Heuwiesen gefährlich macht, weil das Laub auch im Heu noch giftig ist. Da Colchicin ähnlich langsam wirkt wie Arsen, kann es auch in der Milch von Tieren ohne eigene Vergiftungserscheinungen auf den Menschen übertragen werden, insbesondere von weniger empfindlichen Tieren wie Ziegen.

Tödliche Dosis bei Rindern 1,5 - 2 kg frische Blätter und grüne Samenkapseln oder 2 bis 2,5 kg getrocknete Pflanzen

für Fertigarzneimittel gilt:
Nicht während Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kindern und Jugendlichen oder bei bestehenden Kinderwunsch anwenden!
Colchicin besitzt eine fruchtschädigende Wirkung, die sich auch von väterlicher Seite aus auswirken kann.
Die äußerliche Anwendung von konzentrierten Lösungen führt zu Haut- oder Schleimhautreizungen, bei Einbringen ins Auge ist Erblindung möglich.

Vergiftungserscheinungen:
Auch nach Aufnahme größerer Mengen der Pflanze treten erste Vergiftungserscheinungen erst nach 3 bis 6 Stunden auf. Diese äußern sich in Brennen und rauem Gefühl in der Mundhöhle sowie Durst und Schluckbeschwerden. Nach 12 bis 14 Stunden folgen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Koliken, Muskel- und Nervenschmerzen. Es tritt Blut im Urin auf. Der Tod tritt erst nach 1 bis 3 Tagen bei vollem Bewusstsein durch Atemlähmung ein.

Therapie:
Auch schon nur beim Verdacht einer Vergiftung sollte schnellst möglich ein Arzt/Notarzt herbeigerufen werden und eine Klinik aufgesucht werden. Als erste Hilfsmaßnahme sollte sofort Erbrechen herbeigeführt werden und Kohle-Pulvis und Natriumsulfat eingenommen werden. Außerdem sollte man den Patienten mit erhöhten Beinen lagern, warm halten und auch warmen Tee oder Kaffee trinken lassen.

Geschichtliches:
Die Pflanze verdankt einer Legende nach ihre Entstehung der berühmten Giftmischerin Medea. Sie sammelte neun Nächte lang Kräuter, um einen Zaubertrank zu brauen, der ihren Schwiegervater Äson verjüngen sollte. Von diesem Zaubertrank fielen einige Tropfen auf die Erde und es entstand daraus die gefährliche, verführerische Herbstzeitlose.

Im Mittelter hieß sie "Filius ante patrem" = Sohn vor dem Vater,da sich bei dieser Pflanze die Blüten erst nach den Samen zu entwickeln scheinen. (Die Samen entwickeln sich erst im folgenden Frühjahr nach der Blüte im vorangegangenen Herbst)
Die Pflanze ist schon sehr lange als Mord- und Selbstmordmittel benutzt worden. Im Volksbrauchtum hieß es, die erste Blüte zwischen den Händen verrieben schützt vor wunden Händen, durch das Wollespinnen im Winter. Auch soll eine frühzeitige Blüte auf einen strengen Winter hindeuten.

Quellen:
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Der Biogarten,
Das praktische Buch der Heilpflanzen, Manfred Bocksch
Giftpflanzen Pflanzengifte,
Das kritische Heilpflanzen-Handbuch, Wolfgang Holzner
Das große Kräuterbuch der Gesundheit,
Heilpflanzen mit Steckbrief, Ulrich Rückert
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.

 

 

Zeichnung einer Herbstzeitlosen
Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Kurt Stübers





Folgende Fotos unterliegen dem Copyright von Dagmar von der Wildkräuterkunde

Foto einer Herbstzeitlosen

Foto einer Herbstzeitlosen

Foto einer Herbstzeitlosen

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Folgende Fotos unterliegen dem Copyright von L. B. Schwab

Foto einer Herbstzeitlosen






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© L. B. Schwab und Dagmar Tischer von der Wildkräuterkunde