Ehrenpreis
(Veronica officinalis L.)
Synonyme:
Allerweltsheil, Arznei-Ehrenpreis, Bunger, Grindheil, Grindkraut, Grundheil, Grundheilkraut, Heil aller Welt,
Hühnerraute, Männertreu, Sta up un ga weg, Steh auf und geh weg, Veronika, Viehkraut,
Wald-Ehrenpreis, Waldehrenpreis, Wasserehrenpreis, Wundheil, Wundkraut, Zittli
Familie:
Braunwurzgewächse (Scorphulariaceae)
Namensentstehung:
Wahrscheinlich weil man der Pflanze große Heilwirkung zuschrieb, wurde
sie Ehrenpreis genannt.
Beschreibung:
Im kriechenden Wurzelstock überwintert der Echte Ehrenpreis. Im
Frühjahr treiben niederliegende Sprosse von 10 bis 20 cm mit aufsteigenden
Seitenzweigen und aufrechten Blütenständen. Die gegenständigen Blätter
sind, wie alle Teile der Pflanze, mit steifen Haaren besetzt. Die Blüten
stehen in einem traubenförmigen, sehr kurzgestielten Blütenstand,
der in der Achsel eines Laubblattes entspringt und sich nach dem Blühen
noch etwas verlängert. Die Einzelblüten sitzen in der Achsel eines kleinen
Hochblattes auf kurzen, aufrechten Stielen. Die hellviolette, vierzipflige
Krone ist aus 5 verwachsenen Kronenblättern zusammengesetzt und bildet
am Grund eine sehr kurze Röhre.
Verwechslung:
Es gibt etwa 30 verschiedene Ehrenpreis Arten. Der echte Ehrenpreis ist von anderen
Ehrenpreisarten durch die starke Behaarung, die blattachselständige
Stellung der Blütenstände, die kurzen Blütenstiele, den vierblättrigen
Kelch und vor allem durch die hellviolette Blütenfarbe leicht zu unterscheiden. Die anderen
Ehrenpreis-Arten sind etwas weniger heilkräftig wie der echte, lassen sich aber ebenso
verwenden. Hier gibt es noch eine Seite zum Gamander-Ehrenpreis.
Blütezeit:
Juni bis August
Vorkommen:
Der Echte Ehrenpreis kommt von der Ebene bis ins Alpengebiet, in Wäldern
und Heidegebieten vor. Er liebt trockenen Boden und wächst in Wäldern,
auf abgeholzten Plätzen, bei Hecken, Zäunen, Gebüschen, in Gräben, an
Wegen und Waldrändern.
Verbreitung:
Die Pflanze ist über fast ganz Europa und Vorderasien verbreitet und
auch in Nordamerika heimisch.
Sammelgut:
Blühendes Kraut (Herba Veronicae)
Sammelzeit:
Juni bis August
Sammelvorschrift:
Die oberirdischen Teile der Pflanze werden gesammelt und getrocknet,
wobei sie nicht gewendet werden sollen. Ihre Farbe darf sich dabei nicht
verändern. Die Droge hat einen schwachen Geruch und einen herben, bitteren
Geschmack.
Zu den Hinweisen zum Sammeln
und Trocknen
von Kräutern
Inhaltsstoffe:
Glykosid Aucubin, Bitterstoff, Gerbstoff und Spuren eines ätherischen
Öles.
Anwendung:
Eigenschaften: aromatisch, appetitanregend, erweichend, entzündungshemmend, schmerzstillend, verdauungsfördernd.
Die uns aus uralten Zeiten überlieferte Heilpflanze ist ein beliebter
Zusatz in Blutreinigungstees und
hilft gemeinsam mit frischen Brennesselspitzen
chronische Ekzeme auszuheilen. Auch
bei dem lästigem Altersjucken kann man Ehrenpreis nicht genug empfehlen.
Schwache und empfindliche Personen vertragen ihn als gutes Magenmittel
von milder Wirkung, das auch die Verdauung
anregt. Verschleimungen des Magens
sowie Darmstörungen werden ebenfalls
behoben.
Ehrenpreis wirkt gegen Nervosität,
die von geistiger Überanstrengung
herrührt. Eine Tasse abends vor dem Schlafengehen getrunken vollbringt
durch seine beruhigende Wirkung wahre Wunder. Er bringt ein gutes Gedächtnis
und vertreibt Schwindelgefühle.
Starke Gedächtnisücken
verschwinden, wenn man Ehrenpreis zu gleichen Teilen mit Ackerschachtelhalm
mischt und 14 Tage 2 Tassen davon trinkt.
Mit Selleriewurzel gemischt behebt er Nervenschwäche
sowie Schwermut. Selbst bei Gelbsucht
und Harngrieß, rheumatischen
und gichtischen Gliederschmerzen wirkt
Ehrenpreis hervorragend.
Bei veraltetem, trockenem Bronchialkatarrh
hat Ehrenpreis ebenfalls richtige Wundervollbracht. Als Brusttee
verwendet man eine Mischung von Lungenkraut, Huflattichblätter,
Spitzwegerich und Ehrenpreis zu gleichen
Teilen, süßt mit etwas Honig oder brüht die Krauter mit kochendem Wasser,
in dem man Kandiszucker aufgelöst hat, ab.
Bei Gelbsucht, Leber- und Milzleiden
eignet sich folgende Teemischung:
50 g Löwenzahnwurzeln
25 g Wegwarteblüten
25 g Waldmeister und
50 g Ehrenpreis.
Diese Kräter gut vermengen. Zwei Tassen ungesüßt während des Tages
schluckweise trinken (pro 1/4 Liter Wasser ein gehäufter Teelöffel Krauter).
Verwendung von Ehrenpreis äußerlich:
Aus der blühenden Pflanze kann man auch einen Frischsaft herstellen,
der bei chronischen Hautleiden,
vor allem bei Ekzemen angezeigt.
Davon wird zwei- bis dreimal am Tag je ein Teelöffel voll genommen.
Auch bei entzündeten und schwer
heilenden Wunden, besonders in Schienbeinnähe, hilft Ehrenpreis.
Die Wunden werden zuerst mit einem Teeabsud gebadet; später legt man
über Nacht Umschläge, die mit einem frisch abgebrühten Tee getränkt
wurden, auf die Wunden und hüllt sie warm ein. Rheuma-
und Gichtleidende sollten einmal die wirksame Ehrenpreistinktur,
die man sich leicht selbst herstellen kann, versuchen. Diese Tinktur
wird äußerlich als Einreibung verwendet, innerlich nimmt man dreimal
am Tag je 15 Tropfen in etwas Wasser oder Tee.
Ehrenpreis in der Tierheilkunde:
Ehrenpreis wird bei Schafen gegen die Lungensucht eingesetzt. Man gibt ihn pulverisiert mit etwas Salz.
Ehrenpreis homöopathisch:
Veronica Urtinktur wird bei Enzündungen der Blase, infektiösen Hauterkrankungen und Bronchitis verordnet.
Ehrenpreis in der Küche:
Die gängigen Ehrenpreisarten sind essbar. Blüten und junge Triebspitzen können Salaten und anderen Speisen
zugegeben werden. Wirklich lecker sind sie nicht, aber sie sind mal eine nette Abwechslung. Der Geschmack ist
fein-herb-bitter.
Nebenwirkungen:
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen und Risiken
bekannt. Ihr Aucubingehalt kann bei Weidetieren zu Vergiftungen führen.
Geschichtliches:
In den Schriften des Altertums wird der Ehrenpreis, der in den Mittelmeerländern
selten ist, nicht erwähnt. Sehr genau wird die Pflanze von Hieronymus
Bock, einem der besten Pflanzenkenner des Mittelalters, in seinem Kräuterbuch
beschrieben. Er führt alle Leiden an, bei denen der Ehrenpreis verordnet
wurde. Welche Bedeutung er als Heilpflanze hatte, sieht man daran, daß
1690 ein Buch von Johannes Francus erschien, in dem sich der Verfasser
ausschließlich mit dem Ehrenpreis befaßt. Später ist die Bedeutung der
Pflanze stark zurückgegangen.
Quellen:
Was blüht denn da?,
Die Kräuter in meinem Garten,
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch,
Das große Buch der Heilpflanzen,
Essbare Wildpflanzen,
Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen,
Kräuterbuch,
andere nicht mehr nachvollziehbare Quellen und eigene Zettelwirtschaft.
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Zeichnung: Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von
Kurt Stübers
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