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Tinkturen - Ansetzen im Sonnenlicht, ja oder nein?

Wie sind eure Erfahrungen und Meinungen dazu?

1 wegwarte

Hallöchen,

Holger schrieb im Thread Schwedenkräuter verschiedener Hersteller mischen:

Allerdings setze ich die Flasche im Gegensatz zu Dir niemals dem Licht aus.
1. Weil Sonnenlicht, wie allgemein bekannt, keimtötend wirkt und
2. chemische Veränderungen hervorruft ( allgemein schächend!), z.B. auch die Farbe verblassen läßt und
3. die zusätzliche nicht unerhebliche Erwärmung ebenfalls schädigt und
4. unsere Vorfahren Kräutertinkturen immer dunkel haben reifen lassen (das kann allerdings daher rühren, dass man früher schnell mal "erhöhten Temperaturen" ausgesetzt war, wenn man sich zu sehr mit Kräutern beschäftigte...!)

Nun, die Frage ob oder wann man Tinkturen während des Ansatzes dem Sonnenlicht aussetzen sollte oder eben nicht, wurde mir schon öfter gestellt und so würde ich gerne Holgers Ausführungen/Begründungen zum Anlass nehmen, darüber mal intensiver mit euch zu diskutieren...


Liebe Grüße Dagmar

05.08.2008 10:19 | geändert: 05.08.2008 11:37

2 wegwarte

...ich mache auch gleich mal den Anfang, indem ich direkt auf Holgers Punkte antworte:

zu 1.) also dass Sonnenlicht keimtötend wirkt, finde ich persönlich ja eher positiv als negativ. Wer will schon ne verkeimte Tinktur... zwinker *Scherz*

Wo Sonnenlicht tatsächlich gravierenden schädlichen Einfluss hat, ist die deutliche Zerstörung einiger lichtempfindlicher Vitamine. Da es hier aber speziell um den Ansatz von Schwedenkräutern ging, ist diese (negative) Wirkung des Sonnenlichts unerheblich, da Schwedenkräuter nicht wegen (evtl. in Spuren vorhandener) Vitamine wirken. Bei Schwedenkräutern geht es hauptsächlich um das Zusammenspiel verschiedener Bitterstoffe (daher auch Schwedenbitter!). Auf Bitterstoffe hat Sonnenlicht keinen negativen Einfluss. Tinkturen (mir fällt jetzt so spontan keine ein... hmmm) bei denen auch Vitamine eine Rolle spielen, würde ich auch nicht im Sonnenlicht ansetzen.

zu 2.) Stimmt! Sonnenlicht kann chemische Veränderungen hervorrufen und vor allem sehr schnell auch die Farbe von alkoholischen Ansätzen verblassen lassen. Allerdings ist mir das beim Ansatz von Schwedenkräutern noch nie passiert. Wobei ich hier noch anfügen muss, dass ich sowohl den Schwedenkräuteransatz als auch andere Tinkturen meist nur in den ersten 14 Tagen dem Sonnenlicht aussetze und dann entweder die Flasche dunkel stelle oder mit Folie, Packpapier o.ä. abdunkle oder eben die Tinktur in Braunglasflaschen umfülle.

zu 3.) Also hier muss man echt deutlich unterscheiden, was die Rezeptur vorsieht. Manche Tinkturen müssen sogar während der Ansatzphase "warm gestellt" werden. Auch Maria Treben schreibt dies für den Ansatz der Schwedenkräuter vor. Die Wärme durch das Sonnenlicht ist also hier auch eher von Nutzen...
Gut, Wärmezufuhr kann auch durch andere Wäremquellen (und im Dunkeln) geschehn.

zu 4.) Hier gibt es tatsächlich verschiedene Ansätze und auch Überlieferungen. Möglich, dass die Kräuterfrauen und -männer während der Inquisition besonders vorsichtig waren und daher ihre Tinkturen (und auch andere Kräuteransätze) im Verborgenen, also im Dunkeln, haben reifen lassen. Es gibt aber besonders aus anderen Zeiten und anderen Kulturen völlig andere Überlieferungen, die sogar deutlich den Ansatz im Sonnenlicht vorschrieben, um die Kraft der lebensspendenden Sonne auf die Kräuteransätze wirken zu lassen. Diese "Lichttheorie" wird noch heute praktiziert und hier klaffen die Meinungen dann auch erheblich auseinander...
Auch die Einwirkung des Mondlichts oder der "Mutter Erde" (durch Vergraben) wurde verschiedentlich praktiziert. Unsere Vorfahren, besonders wenn man etwas weiter zurück geht als ins Mittelalter, verehrten Sonne, Mond und Erde als etwas Heiliges, dem sie besondere Kräfte zuschrieben. Wobei das Vergraben in der Erde noch zusätzlich den Sinn hatte, dass in einer bestimmten Tiefe eine relativ gleichmäßige Temperatur ohne Schwankungen herrscht. Früher gab es eben noch nicht die technischen Hilfsmittel der heutigen Zeit und man musste sich so behelfen.
Im Kräutergarten Artemisia wird übrigens noch heute das Vergraben von Wurzeltinkturen praktiziert, möglichst in der Umgebung der entsprechenden Pflanzen. Also wird z.B. die Wurzeltinktur der Kardenwurzel 50 cm tief für etwa 2 Monate im Feld mit den Karden vergraben, um so
"...die Kraft des gesamten Feldes nochmals in diese Spirituose einzubringen. In dieser Tiefe der Erde ist eine gleich bleibende Temperatur vorhanden und die Kraft der Erde trägt zur optimalen Reifung der Spirituose für unseren Körper bei..."

Überhaupt haben unsere Vorfahren sehr deutliche Unterschiede gemacht bezüglich des Verfahren des Ansatzes, je nachdem, aus welchem Pflanzenteil die Tinktur hergestellt wurde. Das ging schon beim Sammeln los. Wurzeln z.B. sollten niemals dem Sonnenlicht ausgesetzt werden und wurden daher entweder schon vor oder eben nach Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang gegraben. So ist es auch verständlich, dass eine Wurzeltinktur auch nicht während der Ansatzphase dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde.

Bei Blütentinkturen war es genau gegenteilig. Sie wurden in der Sonne gesammelt und auch in der Sonne angesetzt.

Übrigens gibt es dann auch noch Pflanzen, die ohne den Einfluss des Sonnenlichts überhaupt keine Wirkung im Ansatz entwickeln. Beste Beispiel ist das Johanniskraut. Ohne Sonnenlicht keine besonders wirksame Tinktur und erst recht kein Rotöl...das sieht man schon deutlich an der intensiv roten Färbung, die NUR DANN eintritt, wenn Johanniskraut-Tinktur oder -Öl lange genug intensiver Sonnenbestahlung ausgesetzt waren...

Ich versuche, mich möglichst an die alten, überlieferten Verfahren zu halten, denn ich finde, dass unsere Vorfahren auch ohne wissenschaftliche Studien und Belege recht gut wussten, was sie da tun. Tinkturen aus "oberirdischen" Pflanzenteile, wie Blüten und Blättern, lasse ich also in den ersten 14 Tagen im Sonnenlicht reifen, stelle sie aber zur Lagerung dann auch dunkel oder fülle in dunkle (Braunglas-) Flaschen um.
Tinkturen aus "unterirdischen" Teilen, wie Wurzeln Rhizome, Knollen usw. stelle ich bereits zum Reifen dunkel oder setze gleich in dunklen (Braunglas-) Flaschen an.
Bei Mischungen halte ich mich möglichst an eine vorhandene Vorschrift dazu im Rezept oder lasse ganz nach meinem "Bauchgefühl" entweder in der Sonne oder im Dunklen reifen.

So, nun Ring frei für eure Meinungen und Erfahrungen lächel

P.S. Bitte Nettiquette beachten zwinker lach

Liebe Grüße Dagmar

05.08.2008 11:26 | geändert: 05.08.2008 12:10

3 wegwarte

Nachtrag:

Mir ist gerade doch noch eine Tinktur in den Sinn gekommen, bei der Vitamin C eine große Rolle spielt..und zwar die Hagebutten-Tinktur.
Sie dient zur Vorbeugung, aber auch zur Unterstützung bei bereits Erkrankten, um die eigene Immunabwehr zu aktivieren, so dass man in Erkältungszeit vor Erkrankung besser gewappnet ist.

Hier das Rezept:

Hagebuttentinktur
40 g frische, reife Hagebuttenfrüchte entkernen und in 150 ml 32%igem Korn 10 Tage lang ansetzen.


Vitamin C ist extrem lichtempfindlich. Bereits wenn man es lediglich 3 Stunden dem Sonnenlicht aussetzt, hat sich der Vitamin C Gehalt auf nur noch 35% des ursprünglichen Gehalts reduziert. Zwei Drittel Vitamin C sind "weg". Eine Hagebuttentinktur würde ich selbstverständlich in keinem Fall im Sonnenlicht reifen lassen...

Liebe Grüße Dagmar

05.08.2008 18:03

4 burggespenster (Gast)

Hallo Dagmar,

ein sprudelnder Quell inspirierender Kenntnisse (und Erkenntnisse) tut sich mir in Deiner Person auf...! lächel So möchte ich in diesem "Ring" nicht fehlen.
1."Wer wills schon ´ne verkeimte Tinktur?"
Wenn die richtigen Keime drin sind, dann liegt immerhin ein höchst effektives Abführmittel vor,oder? lach wütend (Kombination: Schwarzer Humor!)
3. Der Einfluß der Sonne den ich meine ist ein unkontrollierter, d.h z.B. ein sprunghafter Temparaturanstieg im Gegensatz zur langsamen Reifung bei GLEICHBLEIBEND warmer Temperatur. Ebenso ein wenig vorhersehbarer Zeitraum und Dauer der Sonneneinstrahlung. Unsere Ahnen haben immerhin, wenn die solarische Kraft vonnöten war sehr genaue Rituale durchgeführt, incl. entsprechender Vorbereitung mentaler seelischer und zeitqualitativer Art!
4. Ansonsten stimmt es , daß je nach Herkunft der Grundstoffe(Blüten oder Wurzeln z.B.) andere Orte zur Reifung die erwünschten Wirkungen hervorbringen. Nicht zu vergessen die Kraft sich kreuzender Wasseradern, oder geologischer Verwerfungen, welche noch ganz besondere Möglichkeiten bieten.
5. Die Intuition oder das "Bauchgefühl" sind grundsätzlich recht gute Wegweiser, wobei immer aber die Schärfe der Wahrnehmung einer ständigen Überprüfung standhalten muss, will man sich nicht in die Falle der Eigenprojektion begeben, denn mit der Fähigkeit zu intensiver Imagination steigt zwangsläufig auch die Massivität der Eigenprojektion.
Also immer die "Augen auf"! zwinker
L.G.
Holger

09.08.2008 01:56

5 wegwarte

Hallo Holger,

mit Begeisterung stelle ich gerade fest, dass du zu den Menschen gehörst, die sich wirklich tiefer mit den Dingen befassen und nicht nur "super schlau" irgendwas nachplappern, was sie irgendwo aufgeschnappt haben.

Meine Meinung ist keineswegs festgefahren, sondern ändert sich hin und wieder auch schon mal mit neuen Erkenntnissen, die ich erworben habe. Daher finde ich den Austausch mit solchen Menschen wie dir super interessant und sehr konstruktiv. lach

Liebe Grüße Dagmar

09.08.2008 09:20

6 Burggespenster (Gast)

Hallo Dagmar,
sorry, wenn ich mich nur sporadisch melde(viel Arbeit!), dennoch möchte ich das Kompliment gern erwidern und finde Deinen Einsatz und Detailreichtum zudem noch sehr erfrischend! lächel
Gerade habe ich Deinen Beitrag über die Webercarde gelesen und war sehr angetan. Im allgemeinen finden Distelgewächse nicht gerade meinen Zuspruch... aber ich lerne gerne dazu. Zum Thema habe ich im Moment nichts neues, aber es wird sicher noch etwas kommen, allerdings braucht das Zeit, also bitte nicht ungeduldig werden zwinker
Eine wichtige Frage habe ich allerdings noch: Was wäre als Tee,Tinktur etc. empfehlenswert, wenn es gilt einen permanent leicht erhöhten Blutdruck zu besänftigen?(die Schwedenkräuter bewirken da leider nichts)
Liebe Grüße Holger

31.08.2008 23:44

7 wegwarte

Hallo Holger,

lieber mäßig aber dafür regelmäßig und mit guten Postings zwinker lach
Keine Angst, ich harre geduldig der Berichte, die da noch kommen...

Mal vorausgesetzt, du hast den erhöhten Blutdruck und die Ursachen dafür mit deinem Arzt abgeklärt und da du schreibst es handelt sich um einen "leicht erhöhten" Blutdruck, fällt mir dazu spontan Weißdorn und Mistel ein. Mistel harmonisiert und gleicht Bluckdruckschwankungen aus. Weißdorn, als typische Pflanze für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt, gleicht ebenfalls den Blutdruck aus. Beide kannst du sowohl als Tee, als auch als Tinkturen anwenden und ich würde sie zusammen einnehmen. Beim Misteltee musst du beachten, dass die Droge kalt ausgezogen wird. Also 1 Teel. Kraut/Tasse mit kaltem Wasser ca 10 Stunden (über Nacht) ansetzen, dann abseihen und nur noch auf Trinktemperatur erwärmen.
Die Rezepte für Mistel- und Weißdorntinktur sollten unter Lottis Kräuterseiten zu finden sein.
Meine Mutter hat(te) permanent viel zu hohen Blutdruck, der auch noch sehr schwankte. Hier schwöre ich auf Hirnfutter. Seit sie das (mit Absprache mit dem Arzt natürlich) nimmt, ist der Blutdruck auf einem guten Niveau und die Schwankungen sind komplett verschwunden lach
Lies dir das, was Lotti dazu geschrieben hat mal genau durch. Könnte auch was für dich sein, damit zumindest mal eine Kur zu machen. Aber Vorsicht! Das pustet wirklich extrem durch! Ich vertrage es nicht so gut und bekomme Kreislaufprobleme. Evtl. liegt es daran, dass ich einen eher zu niedrigen Blutdruck habe...

Liebe Grüße Dagmar

01.09.2008 14:39 | geändert: 01.09.2008 14:40

8 burggespenster (Gast)

Hallo Dagmar,
vielen Dank für Deine prompte Antwort! Die Kombination Weißdorn,Mistel und Knolauch hatte ich bereits mal als Kapseln (ölbasiert) probiert, dass ist mir nicht gut bekommen, aber bei Fertigprodukten soll man die Erwartungen eh nicht sehr hoch schrauben...Mistel als Tee kalt ausziehen, war mir bis dato nicht bekannt,danke! staun Das Hirnfutter scheint mir allerdings ein echter Knaller, weil nicht nur die Verkalkungen sondern alle Arten von Unbill (sprich Erregern) durch das "natürliche Antibiotikum" Knoblauch heftigst torpediert werden! In Kombination mit den Abwehrkräfte stärkenden Eigenschaften der Zitrone erwarte ich einen gezielten Präventiefschlag, gerade zu Beginn der kalten Jahreszeit. lach Das werde ich in jedem Fall ausprobieren und dann berichten!! Das Dir dieses Knobikonzentrat nicht gut bekommt, liegt möglicherweise neben dem Eingreifen des Knoblauchs in den Kreislauf ebenso begründet, wie in der Tatsache, dass Knoblauch in hoher Konzentration einen regelrechten Erregerfeldzug, mit den entsprechenden "Leichengiften" abgetöteter Erreger, unternimmt und so den Körper mit dem Abtransport derselben massiv beschäftigt!
Möglicherweise würde es helfen einen "Absorber"-med.Kohle z.B.- einige Zeit später hinterherzuwerfen um die Giftstoffe abzusammeln... hmmm Mit meinem Doc ist insoweit alles geklärt, als ich die Ursache weiß und die Kräuter für mich nicht eine medizinische Behandlung ersetzten sollen, sondern als Ergänzer, freundlicher Begleiter und Stabilisator sehr dienlich sind lächel.
Übrigens ist ein niedriger Blutdruck nicht schlecht, heißt es doch, dass man damit Steinalt werden soll. zwinker
Liebe Grüße
Holger

02.09.2008 00:27

9 Herby

hi ihr zwei

also das hirnfutter ist KEIN blutdrucksenker, sondern ein regulator. bei mir steigt der blutdruck davon, da ich von natur aus einen extrem tiefen blutdruck habe.

aber es hat ja einen grund warum ich immer und immer wieder davor warne es OHNE absprache mit dem arzt zu nehmen. es ist eine rosskur und je nach problem das derjenige hat kann es einem schon ganz schön von den socken hauen. es räumt die adern von fast allen ablagerungen frei. je mehr davon vorhanden sind umso stärker werden dadurch die blutreinigenden organe belastet.
ein sauber laufender motor hat keine ablagerungen, wenn also ablagerungen vorhanden sind funktioniert ein organ zumindest schon mal nicht richtig. dadurch das diese ablagerungen gelöst werden wird dieses organ zusätzlich belastet. wenn man also weiss wo das problem liegt sollte man gleichzeitig, oder besser noch vorher, dieses organ dass das problem verursacht hat in schwung bringen, oder zumindest vorübergehend das essen anpassen.

lg herby

02.09.2008 10:57

10 wegwarte

Hi Herby,

ach...du lebst auch noch zwinker lach lach

Ja, Hirnfutter reguliert mit Sicherheit! Allerdings bekomme ich davon extreme Kreislaufprobleme, die mir leider dann zu lange anhalten, als dass ich den "Versuch" länger durchführen möchte. Möglich, dass sich das nach einiger Zeit einpendeln würde...aber ein paar Tage mit totalem Schwindelgefühl durch die Gegend laufen und eigentlich dann zu nichts wirklich brauchbar zu sein, kann (und will) ich mir nicht leisten. Ich habs dann nach einer Woche meist wieder weg gelassen.
(Bisher insgesamt 2 Versuche)
Bei Mutti allerdings wirkt es hervorragend und ich schwöre drauf!

Liebe Grüße Dagmar

02.09.2008 12:39